Mit dem VfB Stuttgart geht es weiter aufwärts. Der 2:1-Sieg beim FC St. Pauli bedeutet Tabellenplatz 13.

Hamburg - Es gibt sie tatsächlich – die Gastfreundschaft im knallharten Abstiegskampf. Die Fans des FC St. Pauli empfingen die Stuttgarter Mannschaft und ihren Anhang mit Applaus. Und dann wurde sogar noch das VfB-Lied im Stadion am Millerntor gespielt. Der Gästetrainer Bruno Labbadia dürfte sich deshalb in seiner Meinung bestätigt fühlen, dass der FC St. Pauli eine lobenswerte Ausnahmestellung in der Fußball-Bundesliga einnimmt. Und wenn dann am Ende auch noch ein sehr glücklicher 2:1-Sieg herausspringt, gibt es keinen Grund zur Kritik – jedenfalls nicht am FC St. Pauli. „Der Sieg ist natürlich enorm wichtig für uns, obwohl wir ganz sicher nicht unsere beste Leistung gezeigt haben“, sagte Bruno Labbadia.

 

Der Trainer vertraute der Stuttgarter Mannschaft, die zuletzt den 1:0-Sieg gegen den FC Schalke in der zweiten Hälfte über die Zeit gebracht hatte. Christian Träsch übernahm also in Hamburg von Beginn an die Rolle des rechten Verteidigers, während Christian Gentner zusammen mit Zdravko Kuzmanovic das defensive Mittelfeldgespann bildete. Die Adduktorenverletzung von Khalid Boulahrouz machte diese Rochade notwendig. Im Vergleich mit dem FC St. Pauli sind das sehr überschaubare Korrekturen gewesen. Dessen Trainer Holger Stanislawski musste gleich eine gesamte Viererkette aus diversen Verletzungsgründen ersetzen. Die Probleme waren so groß, dass der Offensivspieler Fin Bartels nach hinten beordert werden musste. Der FC St. Pauli aber spielte nach vorne, während der VfB zu Beginn überraschend teilnahmslos wirkte.

Eine halbherzig aufgestellte Abseitsfalle begünstigte dann auch die 1:0-Führung der Gastgeber. Freistehend hatte Fabian Boll keine große Mühe, den Ball am VfB-Torwart Sven Ulreich vorbei ins Netz zu schieben.

VfB musste offensiver spielen - und tat es auch

Der VfB musste seine viel zu abwartende Spielweise ändern – und das tat er auch. Shinji Okazaki und Tamás Hajnal scheiterten in der 22. Minute noch an Thomas Kessler. An den Flachschuss von Zdravko Kuzmanovic kam St. Paulis Schlussmann aber zwei Minuten später nicht mehr heran. Zum Stuttgarter Ausgleich gesellte sich dann auch noch das Glück auf dem unmittelbar vor der Partie neu verlegten Rasen.

Gerald Asamoahs Schuss in der 34. Minute sprang von der Unterkante der Latte – ja, wohin eigentlich? Vermutlich nicht hinter die Linie. So sah es auch das Schiedsrichterteam um Thorsten Kinhöfer und ersparte dem VfB, der in der Abwehr immer wieder Abstimmungsprobleme hatte, in dieser kniffligen Situation den erneuten Rückstand. Das VfB-Tor geriet auch deshalb immer wieder in Gefahr, weil im zentralen defensiven Mittelfeld Träschs aggressive Vorgehensweise fehlte. Der VfB begann den zweiten Spielabschnitt ähnlich uninspiriert wie die ersten 45 Minuten. St. Pauli hatte erneut das Kommando übernommen. Keine Spur von Stuttgarter Angriffsbemühungen. Auch der zuletzt so agile Martin Harnik konnte keine Akzente setzen. Der Österreicher, der nach seiner fünften Gelben Karte nun einmal pausieren muss, rückte Mitte der zweiten Hälfte in die Sturmspitze vor, nachdem Pawel Pogrebnjak ausgewechselt worden war – ohne sich zuvor auch nur einmal in Szene gesetzt zu haben. Und das gegen die aus allergrößter personeller Not heraus geborene Hintermannschaft des engagiert spielenden FC St. Pauli.

Es kam aber noch einmal etwas mehr Zug ins Stuttgarter Spiel, und den brachte der eingewechselte Timo Gebhart. Eine weit größere Wirkung hatte allerdings die Hereinnahme von Sven Schipplock. Als auf beiden Seiten überhaupt nichts mehr auf einen Siegtreffer hindeutete, war der 22 Jahre alte Stürmer zur Stelle. Sein Schuss in der 88. Minute schlug unten im Eck zum Stuttgarter 2:1-Siegtreffer ein und versetzte den völlig verdutzten Paulianern den überraschenden K.o-Schlag. „Wir sind mit einem blauen Augen davongekommen“ , sagte der VfB-Manager Fredi Bobic.

Dieser Erfolg lässt den VfB nun auf den 13. Tabellenplatz klettern, so gut stand der Verein in der gesamten Saison noch nicht da. Und am kommenden Sonntag steht das nächste Abstiegsduell auf dem Programm, wenn der VfL Wolfsburg in Stuttgart gastiert. Sollte der VfB dann den vierten Sieg nacheinander feiern, dürfte er dem Klassenverbleib den wohl entscheidenden Schritt näher gekommen sein.

Mannschaften und Statistik

Mannschaften und Statistik

St. Pauli Kessler – Bartels, Thorandt, Gunesch, Volz – Boll, Daube – Kruse (81. Ebbers), Takyi (73. Sukuta-Pasu), Bruns (73. Naki) – Asamoah.

Stuttgart Ulreich – Träsch, Tasci, Niedermeier, Molinaro (52. Celozzi) – Gentner, Kuzmanovic – Harnik, Hajnal, Okazaki (83.Schipplock) – Pogrebnjak (63. Gebhart).

Schiedsrichter Kinhöfer (Herne).

Zuschauer 24.487 (ausverkauft).

Tore 1:0 Boll (19.), 1:1 Kuzmanovic (24.), 1:2 Schipplock (88.). [/ANMERKUNG]