Planungen, Gutachten, Bauvoranfragen – mit dem Wunsch nach einer Lagerhalle beißt ein Landwirt aus Filderstadt bei den Genehmigungsbehörden auf Granit.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Sielmingen - Seiner Kohlernte im Herbst sieht Wilhelm Bayha mit durchaus gemischten Gefühlen entgegen. Denn so wie es aussieht, sind auf den Fildern außerordentlich gute Erträge zu erwarten. Und das vergrößert das Problem, dass der Landwirt vom Rohrbachhof bei Sielmingen mit der Lagerung seiner Feldfrüchte hat.

 

Dem Gemüsebauern fehlt schlichtweg der Platz, um auch sorgsam aufbewahren zu können, was Mutter Natur auf den fruchtbaren Lössböden sprießen lässt. „Ich weiß so langsam nicht mehr, was ich machen soll“, sagt der 59-Jährige. Schon jetzt platzt der Betrieb aus allen Nähten, die Traktoren und Ackergeräte rosten unter freiem Himmel vor sich hin. Rund um den Aussiedlerhof stehen Gitterboxen und Paletten im Regen.

Traktoren und Maschinen rosten im Regen vor sich hin

Richtig ernst wird es aber erst im Herbst, wenn Wilhelm Bayha mit seinen jährlich bis zu 200 Saisonkräften die neue Ernte einfahren will – und keinen Platz hat, um Karotten, Kraut und Sellerie auch kühl und trocken über den Winter zu bringen. Die 1200 Quadratmeter, die sein bis unters Dach füllbares Kühlhaus hat, reichen nicht aus, um die Erträge zu fassen. Und die Hoffnung auf eine neue Lagerhalle hat sich in der Vergangenheit mehrfach zerschlagen.

Seit gut vier Jahren müht sich Bayha, eine Genehmigung für einen Zusatzbau zu bekommen. Gedacht ist an ein Lager für Gemüse und Maschinen mit stattlichen Ausmaßen, der Landwirt spricht von 66 Meter Länge und 30 Meter Breite. Um seinen Plan zu verwirklichen hat Bayha, Grundstücke aufgekauft und Gutachten in Auftrag gegeben, Planunterlagen erstellt und Architekturbüros beschäftigt. Nur eine Genehmigung hat er nicht für den Bau – weil sich der Naturschutz im Esslinger Landratsamt querlegt und auch das Rathaus in Filderstadt nicht durch eine wirklich verlässliche Linie aufgefallen ist.

Naturschutzbehörde sieht „stark verunstaltende Wirkung“

Als beste Lösung für die Erweiterung ins Auge gefasst, so erzählt es Wilhelm Bayha, wurde vor Jahren nämlich zunächst eine Fläche südlich des Rohrbachhofs. Doch die Bedenken wegen des Hochwasserschutzes machten den Plan zunichte – der Bereich gilt als Überschwemmungsgebiet für den schmalen Wasserlauf. Ein Areal nördlich des bestehenden Betriebs schmeckte der Stadtverwaltung nicht – weil der knapp zehn Meter hohe First über die Hangkante geragt hätte, favorisierte der frühere Baubürgermeister Dieter Lentz die östlich des Hofs gelegenen Grundstücke als Standort der Lagerhalle. „Er hat mir 2011 geraten, die Flächen jenseits des Feldwegs zu kaufen – da könne ich aus seiner Sicht völlig problemlos bauen“, erinnert sich Bayha.

Zum Problem wurde, dass das Landratsamt durchaus ein Problem mit dem Standort hat. Die Naturschutzbehörde spricht von einer „sehr exponierten Lage an der Abbruchkante des Fildertischs“ und sieht in einer Stellungnahme von einer „stark verunstaltenden Wirkung“ des massiven Baukörpers. Außerdem sind den beamteten Wächtern über die Feldflur 45 Meter Abstand zwischen dem Betriebsgelände und der geplanten Halle zu viel – eine riegelartige Wirkung wird befürchtet.

Für den Gemüsebauern drängt inzwischen die Zeit

Näher an den 1980 aus der Sielminger Ortsmitte an den Rohrbach verlagerten Aussiedlerhof allerdings kommt Bayha nicht heran, weil ihm die direkt neben den Betriebsgebäuden liegenden Grundstücke nicht gehören – und er sie wegen eines seit Jahren schwelenden Nachbarschaftsstreits wohl auch nicht kaufen kann. „Ich habe auf den Bodenpreis noch 40 000 Euro als Bonus draufgelegt. Aber da war nichts zu machen“, sagt Bayha ernüchtert. Und versteht nicht, dass er nicht erweitern darf, obwohl die Zeit für ihn drängt, weil es auf 50 Hektar wächst und grünt und sprießt.

„Gemüseanbau hat auf den Fildern doch Tradition und müsste eigentlich unterstützt werden, wenn man auf regionale Produkte setzt“, sagt der Landwirt. Und: „Wie sollen meine Kinder den Betrieb weiterführen, wenn der Naturschutz die Entwicklung blockiert“. Sinnigerweise hat ausgerechnet Landrat Heinz Eininger durchaus Verständnis für die Nöte von Bauer Bayha geäußert: „Es besteht kein Zweifel, dass Sie für das Fortbestehen des Betriebs eine Maschinenhalle benötigen“, antwortet der Chef der Kreisverwaltung auf einen Bittbrief des Landwirts. Auch bei Filderstadts Rathauschefin Gabriele Dönig-Poppensieker hat der Sielminger schon um Unterstützung gebeten, weil er wachsen muss, um überleben zu können.

Wer nicht zeitgerecht liefern kann, liefert bald nicht mehr

Die Konkurrenz schläft schließlich nicht, wer die vom Handel gefragte Mengen nicht zum richtigen Zeitpunkt liefern kann, liefert bald überhaupt nicht mehr. „Wir müssen unsere Kunden ganzjährig bedienen können. Und dafür brauche ich schnell einen Lagerplatz“, sagt Bayha – und richtet seinen Blick auf die Ernte im Herbst. „Wenn die Halle bis dahin nicht gebaut ist, muss ich den Kohl in den Boden fräsen.“