Mit stehenden Ovationen und lang anhaltendem Applaus ist Johannes Fuchs am Mittwoch aus seinem Amt verabschiedet worden. 13 Jahre ist er der Landrat des Rems-Murr-Kreises gewesen. Zahlreiche Wegbegleiter würdigten seine Lebensleistung.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Lang anhaltender Applaus brandete Johannes Fuchs am Mittwochnachmittag im Waiblinger Bürgerzentrum entgegen. 13 Jahre ist er der Landrat des Rems-Murr-Kreises gewesen, jetzt wurde er mit stehenden Ovationen aus seinem Amt verabschiedet. Zahlreiche Wegbegleiter würdigten ihn als einen bienenfleißigen Überzeugungstäter. Er habe Ohr und Herz nah an den Bürgern gehabt, betonte die baden-württembergische Sozialministerin Katrin Altpeter, und durch seine beharrliche Art viel erreicht. „Alle Etappenziele aufzuzählen würde mehrere Reden beanspruchen.“ Auch in Krisenzeiten sei Fuchs ein verlässlicher Ansprechpartner gewesen, der rasch und unbürokratisch gehandelt habe. Altpeter: „Ein Urgestein der Kommunalpolitik verlässt die Bühne“.

 

„Johannes Fuchs arbeitet nicht, er stellt sich in den Dienst der Allgemeinheit“, beschrieb Reinhold Sczuka, der CDU-Fraktionschef im Kreistag und Fuchs’ Stellvertreter, dessen Haltung. „Kein heimlicher Strippenzieher, sondern einer, der mit offenem Visier für seine Sache kämpft“, sagte der Aspacher Schultes und Sprecher der Bürgermeister, Hans-Jörg-Weinbrenner, über den Alt-Landrat. Er habe sich „zuallererst den Menschen und der Menschlichkeit verpflichtet gefühlt“ und „weit über den Tag hinaus gedacht“, sagte der Esslinger Landratskollege Heinz Eininger.

Fuchs selbst bedankte sich bei allen für eine „gepflegte Kultur offener und vertrauensbasierter Zusammenarbeit“. Er habe seinen Job niemals nur als Addition administrativer Zuständigkeiten verstanden, sondern den Landkreis als „Kräftezentrum örtlicher Lebenswirklichkeit“ empfunden und als eine „tragende Säule sozialer und humanitärer Verantwortung“.

Seine persönliche Ägide werde künftig sicherlich nicht ohne Grund mit der Neustrukturierung der Krankenhauslandschaft in Verbindung gebracht werden. Diese Initiative habe ihm nicht nur Anerkennung, sondern auch Kritik, Protest und Anfeindungen eingebracht. Wichtig sei jedoch gewesen, dass der notwendige Strukturwandel angepackt und nicht ausgesessen worden sei.

Seinem Nachfolger Richard Sigel, der „vom Alter her fast mein Sohn sein könnte“, wünschte Fuchs, dass ihm Bürger, Mitarbeiter, Geschäftspartner und Vertreter von Institutionen ebenso offen und loyal entgegenträten wie ihm selbst. Er sei sicher, dass Sigel allen anstehenden Herausforderungen „mit seinem Können und seiner Art sein persönliches Gütesiegel aufdrücken“ werde.

Den 37-Jährigen hat der Regierungspräsident Johannes Schmalzl in das Amt des Landrats eingeführt. Sigel bringe „exzellente Voraussetzungen“ für seine neue Aufgabe mit, lobte Schmalzl – auch, weil er von klein auf „mit kommunaler Muttermilch gefüttert“ worden sei. Sigels Vater war 24 Jahre Bürgermeister in Römerstein (Landkreis Reutlingen). Der Junior stehe für den neuen Landratstypus, den Kreismanager mit Teamplayer-Eigenschaften. Sein Vorgänger hinterlasse ein gut aufgestelltes Haus, weil „schaffen statt schwätzen – und zwar nach gründlichem Nachdenken“ dessen Devise gewesen sei. Dennoch sei ein mahnender Zeigefinger angebracht: Eine wichtige Aufgabe sei es, den Kreis von seiner Schuldenlast zu befreien.

Dieser und allen anderen Herausforderungen wolle er sich stellen, versprach Richard Sigel und rief das in seiner Bewerbungsrede gezeichnete Bild eines Dirigenten und seines Orchesters in Erinnerung. Die Aufgaben seien nicht von einer Einzelperson, sondern nur im Zusammenspiel mit allen Beteiligten zu meistern. „Trotz Kliniklast können wir gemeinsam vieles möglich machen und erreichen“, betonte der Neu-Landrat. Er freue sich darauf.

Abschied in zwei Wochen

Landrat
Johannes Fuchs ist im Jahr 2002 erstmals zum Landrat des Rems-Murr-Kreises gewählt worden. Der FDP-Mann setzte sich überraschend gegen den Kandidaten der CDU, den Murrhardter Bürgermeister Ulrich Burr, durch. 2010 wurde Fuchs mit deutlicher Mehrheit im Amt bestätigt. Sein Konkurrent war der Weissacher Rechtsanwalt Gunnar Stuhlmann, wie Fuchs ebenfalls FDP-Mitglied.

Unruhestand
Tatsächlich in den Ruhestand geht Johannes Fuchs mit dem Erreichen seines 65. Lebensjahrs am 4. August. Er werde die Amtsgeschäfte geordnet an seinen Nachfolger Richard Sigel übergeben, mit ihm, seiner und dessen Ehefrau essen gehen und sich dann aber komplett aus dem Amt zurückziehen, kündigt Fuchs an. Beschäftigungslos ist er dann freilich nicht. So will er sich als Präsident des Deutschen Vereins für Öffentliche und Private Vorsorge sowie des Roten Kreuzes im Rems-Murr-Kreis engagieren.