Der Kabarettist Sigi Zimmerschied arbeitet sich im Stuttgarter Theaterhaus an seinem Lieblingssujet ab: der Religionskritik.

Stuttgart - Jetzt will er „ihn“ herzeigen, sagt er. Der überhängende Bauch ist entblößt, der Gürtel geöffnet, die Unterhose schon freigelegt – bitte nicht, alter Mann, hab’ Erbarmen! Doch der Herr ist uns gnädig: Die Hose ging lediglich nach unten, weil das Hemd in selbige gesteckt werden musste. Sigi Zimmerschied versteht es, ein Publikum zu schocken.

 

Der Kirchenquälgeist aus Passau hat ein neues Programm: „Der siebte Tag – ein Erschöpfungsbericht“. Die Religion beschäftigt ihn halt immer noch, auch im Alter von 63 Jahren. Seit Donnerstag gastiert er im Stuttgarter Theaterhaus.

Als junger Kabarettist wurde Zimmerschied aufgrund seines ersten Stücks namens „Himmelskonferenz“ der Blasphemie bezichtigt, wegen der im konservativen Bayern um 1975 auch prompt gegen ihn ermittelt wurde. Scharf ist seine Kritik nach wie vor, er selber indes eher verschmitzt, weniger verbissen. Das steht ihm.

Die Rolle des göttlichen Assistenten

In der Rolle des göttlichen Assistenten Engelbert Erz erklärt Zimmerschied dem Publikum, was seinen Chef, also den Schöpfer, zum Lachen bringt. Der habe die Menschheit nur ins Universum gepfeffert, weil ihm der Sinn nach Amüsement stand. Doch der Allvater sei längst zum Zyniker avanciert. Freude empfinde der nur noch, wenn Wunsch und Wirklichkeit seiner Ebenbilder einander entgegen liegen – „die Urquelle galaktischer Heiterkeit“. Daher tappt Zimmerschied die ersten Minuten auch im stockdusteren Saal umher – ein „Fiat Lux!“ muss er sich vom obersten aller Lichttechniker erschleimen.

Die originellen und launigen Lichtspielereien ziehen sich durch den ganzen Abend. Zimmerschied geifert, trällert oder stampft auch mal mit Stirnlampe. Seine barschen, aber stets gerechtfertigten Anfeindungen richten sich nicht nur an Gott, diesen „arroganten Sack“, sondern auch mal an den Dalai Lama („Der grinst ja nicht, weil er alles kapiert hat – der hat von nichts ‘ne Ahnung!“) oder an Jan Böhmermann, „den Florian Silbereisen des Kabaretts“. Wer Zimmerschied versteht, und das bezieht sich nicht nur auf den bayrischen Dialekt, dem beschert diese Schöpfungsgeschichte himmlische Freuden.