Fast zeitgleich zum YouTuber-Interview der Bundeskanzlerin stand Außenminister Sigmar Gabriel bei Buzzfeed Deutschland Rede und Antwort. Nach Fragen zu Nutellabroten fand er deutliche Worte zu Extremismus, Trump und der Türkei.

Stuttgart - Während Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gestern von vier YouTubern in Berlin interviewt wurde, war Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) bei Buzzfeed Deutschland zu Gast.

 

Das Interview wurde im Livestream auf der Facebook-Seite von Buzzfeed Deutschland übertragen. Zur Auflockerung hatte sich die Redaktion des Online-Portals für den Anfang des Gesprächs zehn Entweder-Oder-Fragen überlegt. Es sollte wohl erfrischend und lustig sein, den Außenminister zu fragen, ob er sein Nutellabrot lieber mit oder ohne Butter esse (Antwort: „Lieber mit“).

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Buzzfeed liefert sich fetten Patzer

Der kritische Blick von Gabriel zu Beginn, als man ihm das Spielchen scheinbar erklärte, spiegelte die gekünstelte und kuriose Wirkung der Szenerie wider. Der Außenminister machte das Beste daraus und beantwortete tapfer alle Fragen zu Netflix-Serien, Haustieren und Urlaubswünschen mit den jeweiligen Antwort-Schildern. Peinlich wurde es für die Redaktion von Buzzfeed Deutschland bei der Frage, ob Gabriel lieber wissen wolle wann oder wie er sterben wird. Auf dem Schild, das ihm ausgehändigt wurde, standen aber die Antwortmöglichkeiten „Woran“ und „Wie“. „Ist das nicht das gleiche?“, fragte der Außenminister sichtlich irritiert.

Nach der in Teilen verpatzten Entweder-Oder-Fragerunde fand Gabriel deutlichere Worte als seine Regierungschefin im YouTuber-Interview. Er zeigte sich empört über die unzureichende Reaktion des US-Präsidenten Donald Trump zur rechten Gewalt in Charlottesville (Virginia): „Das war ein Aufmarsch von Neonazis.“ Der Chefstratege des US-Präsidenten Steve Bannon sei „ein echter Rechtsradikaler“, das sei wohl auch der Grund für Trumps Verhalten gewesen.

„Deutschland hat kein Problem mit Linksextremismus“

Im Zuge der Gewalt von Rechts- und Linksextremen kam er auch auf die Krawalle rund um den G20-Gipfel in Hamburg zu sprechen. Nach den dortigen Auseinandersetzungen sei hierzulande so getan worden, „als sei das ein gleichgelagertes Problem“. Dem sie aber nicht so, denn: „Klar ist mal eins: Wir haben kein Problem mit Linksextremismus in Deutschland“, so der Außenminister.

Ebenso wie im fast zeitgleich stattfindenden Merkel-Interview wurde die Politikverdrossenheit junger Menschen thematisiert. Gabriel sah hier die Verantwortung nicht bei den Politikern, denn „jeder muss doch selbst entscheiden, ob er seine Zukunft anderen Menschen überlassen oder sich einmischen will. Politiker sollen keine Animateure sein.“

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Auch bei dem Thema Dieselaffäre und der Frage, welches Auto Sigmar Gabriel denn fährt, gab es starke Parallelen zum YouTuber-Interview mit der Bundeskanzlerin. Die SPD und ihre Wahlkampfthemen, oder gar die Abgrenzung der Partei von anderen, gingen in dem Gespräch mehr oder weniger unter. Die SPD habe alle Wahlkampfversprechen von Beginn der Regierungsperiode gehalten, sagte Gabriel. Nicht festnageln konnte Buzzfeed ihn bei der Frage, was die SPD in Zukunft zur Akzeptanzförderung der „Ehe für alle“ tun wolle, jetzt, da sie parlamentarisch beschlossen wurde. Der Außenminister konnte oder wollte keine konkreten Maßnahmen nennen.

„Deniz Yücel ist eine Geisel“

Deutliche Worte fand Gabriel dann wieder beim Thema Türkei: „Deniz Yücel ist eine Geisel der Türkei.“ Im Umgang mit dem türkischen Präsidenten Erdogan hielt er es für sinnvoll, Erdogan manchmal weniger wichtig zu nehmen und ihm keine unnötige Plattform zu bieten, die er als Provokation ausnutzen könne.

Buzzfeed Deutschland kündigte an, bis zur Bundeatsgwahl im September noch weitere Spitzenkandidaten in diesem Format zu interviewen. Das Live-Video hat nach aktuellem Stand (17.August, 12 Uhr) mehr als 30.000 Aufrufe auf Facebook. Der Livestream mit Angela Merkel hatte zwischenzeitlich 55.000 Zuschauer, die zeitgleich zusahen.

Sehen Sie hier das Interview mit Sigmar Gabriel auf Facebook.