Mit seinen Pöbeleien wird Sigmar Gabriel die von ihm als „Mob“ und „Pack“ geschmähten Zeitgenossen kaum zu einem zivilisierten Verhalten bekehren. Die Politik muss gegen Fremdenhass mehr zu bieten haben als Empörungsrhetorik, kommentiert Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Berlin - Dem sozialdemokratischen Vizekanzler verdanken wir die Erkenntnis, dass Gutmenschen auch grobschlächtig sein können. So ist er in Heidenau aufmarschiert, um hässliche Bilder von Deutschland gerade zu rücken. Die wurden am Wochenende aus jener sächsischen Kleinstadt übertragen. Gabriel spricht von „Mob“ und von „Pack“. Mit Pöbeleien wird er die so geschmähten Zeitgenossen aber kaum zu einem zivilisierten Verhalten bekehren. Vor einem halben Jahr hielt er es für nötig, dem Pöbel sein Ohr zu leihen, als dieser noch Pegida hieß.

 

Von Politikern wird mehr erwartet als schlichte Empörung. Die Kanzlerin hat klare Worte gefunden, um jene Linie zu markieren, die eine Kulturnation von fremdenfeindlichen Krawallbrüdern trennt – ohne in Gossensprache zu verfallen. Es ist kein Versäumnis, dass sie nicht prompt nach Heidenau pilgert. Ein Versäumnis wäre aber, wenn sie keine Lösungswege aufzeigen könnte, wie die Völkerwanderung nach Deutschland zu bewältigen ist, ohne dass Bilder wie aus Heidenau zu einem täglichen Spektakel werden. Daran wird die Regierung zu messen sein. Das sind komplexe Aufgaben. Es gilt, die Flüchtlinge zu schützen, ungeachtet ihrer Herkunft und ihrer Reisemotive – aber auch nicht aus den Augen zu verlieren, was die Akzeptanz einer humanen Asylpolitik gefährden könnte.