Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) redet bei seinem Besuch in Saudi-Arabien Klartext in Sachen Menschenrechte. Doch das verheißt wenig Erfolg, kommentiert Roland Pichler.

Riad - Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel ist kein geborener Diplomat. Wenn dem SPD-Chef etwas gegen den Strich geht, kann er schwer an sich halten. Zu beobachten war dies während des ersten Teils seiner Reise in die Golfregion. Obwohl den Minister eine große Wirtschaftsdelegation begleitete, wählte er in Saudi-Arabien einen anderen Schwerpunkt. Das Schicksal des Bloggers Raif Badawi, der wegen Islamkritik in Haft sitzt und dem weitere Prügelstrafen drohen, lässt Gabriel nicht gleichgültig. Das sind neue Töne. Seine Amtsvorgänger brachten Kritik an der Menschenrechtslage – wenn überhaupt – hinter verschlossenen Türen vor. Dass ein Minister Klartext angesichts des Unrechts spricht, ist verständlich. Dennoch muss Gabriel aufpassen, den Bogen nicht zu überspannen. Dass sich der saudische König 90 Minuten Zeit für das Gespräch mit Gabriel genommen hat, zeigt die Wertschätzung, die Deutschland in der Region genießt.

 

Vor diesem Hintergrund war es unprofessionell, dass Gabriel in Interviews vor dem Besuch darüber plauderte, was er dem Herrscher zum Fall Badawi zu sagen hat. Wenn die Bundesregierung wirklich helfen will, muss sie darauf achten, dass ihre Gesprächspartner ihr Gesicht wahren können. Die Erfahrung zeigt, dass sich mit stiller Diplomatie am ehesten etwas bewegt.