Das Jugendwerk muss etliche Absagen verschicken, der Andrang für den ersten Abschnitt war zu groß.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Sillenbuch - Frieder Schmitz blieben zum Schluss nur die Absagen. Im Frühling hat er einen Brief an die Eltern von 87 Kindern geschrieben – einen Brief mit einer schlechten Nachricht. Denn diese 87 Kinder haben den gewünschten Platz für die diesjährige Waldheimfreizeit in Sillenbuch nicht bekommen. Die Reaktionen der Eltern waren „heftig bis verständnisvoll“, wie Schmitz sagt. Der 27-jährige Mitarbeiter der evangelischen Jugendwerks leitet das Waldheim an der Riedenberger Eichenparkstraße. Manche Eltern hätten sogar probiert, mit Überredungskünsten doch noch einen Platz für ihr Kind zu ergattern.

 

Frieder Schmitz versteht den Frust der Mütter und Väter. „Die Leute haben eine gewisse Erwartung an ihre Kirchengemeinde“, sagt er. Wer sich das ganze Jahr über ehrenamtlich für die Kirche engagiert, ärgert sich, wenn sein Kind eine Absage vom Waldheim bekommt. Doch Schmitz und seine Kollegen können nicht anders.

Frieder Schmitz versteht den Frust der Mütter und Väter. „Die Leute haben eine gewisse Erwartung an ihre Kirchengemeinde“, sagt er. Wer sich das ganze Jahr über ehrenamtlich für die Kirche engagiert, ärgert sich, wenn sein Kind eine Absage vom Waldheim bekommt. Doch Schmitz und seine Kollegen können nicht anders.

Gefallen für die Eltern

Das Waldheim in Sillenbuch ist in zwei Abschnitte aufgeteilt. Der erste ist während der ersten beiden Sommerferienwochen, der zweite in der vierten und fünften Woche. Die Woche Pause dazwischen ist neu, die Verantwortlichen dachten, sie täten den Eltern damit einen Gefallen. Denn der erste Abschnitt ist traditionell beliebter als der zweite. Danach fahren viele Familien mutmaßlich in den Urlaub. Damit sie stattdessen die ersten drei Wochen verreisen können, beginnt der zweite Waldheim-Abschnitt neuerdings eben erst in der vierten Woche der Sommerferien.

Frieder Schmitz hat sich diese Unterbrechung bei den Waldheimen in Degerloch und Möhringen abgeguckt, sagt er. „Die haben damit gute Erfahrungen gemacht.“ Das kann er für sein Waldheim in diesem Jahr hingegen nicht behaupten. Anstatt dass sich die Lage wie gewünscht entzerrt hätte, ist das Gegenteil geschehen: Für den ersten Abschnitt hatten sich zwischen Mitte Februar und Ende März 252 Mädchen und Jungen angemeldet. Das sind eben 87 Kinder zu viel. Für den zweiten Abschnitt stehen indessen gerade einmal 70 Namen auf der Waldheim-Liste.

Das Ziel ist eine gerechte Auswahl

Der Andrang aufs Waldheim ist schon immer groß. Der zuständige Ausschuss hat daher irgendwann versucht, eine möglichst gerechte Auswahl zu treffen. Und die heißt seitdem Lostrommel. „Anders hätten wir die Vielfalt im Waldheim nicht“, sagt Frieder Schmitz und meint: Er will Kinder aus allen Schichten dabei haben und niemandem aus irgendwelchen Gründen den Vorzug geben müssen. So ist die Auswahl gerecht, aber auch Glückssache.

Die Kinder, die sich im ersten Abschnitt zu viel angemeldet haben, fehlen im zweiten Abschnitt. Dass Frieder Schmitz den 87 Kindern, die das Nein im Briefkasten hatten, einen Platz im zweiten Abschnitt angeboten hat, versteht sich daher von selbst. Angenommen haben das aber nur fünf, sechs Kinder.

Bisher ist die Rechnung aufgegangen

Bleibt die Nachfrage für die vierte und fünfte Ferienwoche so bescheiden, „kann es sein, dass wir dieses Jahr Verlust mit dem Waldheim machen“, sagt Schmitz. In den Jahren zuvor sei die Rechnung eigentlich stets null auf null aufgegangen. Doch fehlen 80 Kinder, fehlen damit auch die Beiträge der Eltern und der Stadt – und damit etwas mehr als 10 000 Euro. Die vier evangelischen Kirchengemeinden tragen das Waldheim finanziell. Es handelt sich aber um eine Kooperation mit dem evangelischen Jugendwerk Sillenbuch.

Schmitz lässt sich nicht verdrießen. Er hofft, dass das Desaster dieses Jahr eine Ausnahme bleibt und sich die Leute an die neuen Termine gewöhnen. Deshalb wird es der Waldheim-Leiter im Sommer 2013 wieder wagen.