Gemeinsam mit Gitarrist Andy Timmons, Keyboarder Steve Weingart und Bassist Ernest Tibbs hat der frühere Toto-Schlagzeuger Simon Philipps dem Publikum im Bix kräftig eingeheizt.

Stuttgart - Es ist heiß am Donnerstagabend im Bix, es bleibt kein Platz: Simon Phillips füllt den Jazz-Club mit 250 Gästen. Zwei Stunden lang starren sie alle gebannt auf die Bühne, wippen im Takt, verlieren ihn, fangen ihn wieder ein.

 

Phillips trommelte zwölf Jahre für die Rockperfektionisten Toto, er ist auf unzähligen Alben der 1980er Jahre zu hören, veröffentlichte sein erstes Solo-Album schon 1989: Ein Schlagzeuger, der über alles hinaus geht, was in der Rockmusik üblich ist, zum Jazz jedoch auch deutliche Distanz hält. Vom geraden Rock-Beat, der das Publikum abholt, springt er hinein, in die ungeraden, komplexen Rhythmen und Arrangements - und das mit Tempo, voller Energie: ein Berserker, dem das Schwierigste am leichtesten von der Hand geht, ein gewitzter graubärtiger Alleskönner, der in seinem Drumset sitzt und die Welt um sich kreisen lässt.

Packender Funk

Im Bix wird er begleitet von Gitarrist Andy Timmons, Keyboarder Steve Weingart und Bassist Ernest Tibbs; mit ihnen nahm er die Alben „Protocol II“ und „Protocol III“ auf. Der Solo-Trip eines Ausnahmeschlagzeugers ist dieses Konzert mitnichten; Phillips komponierte gemeinsam mit seinen Begleitern, und gemeinsam mit ihnen spielt er nun, sehr dicht, geschlossen: drei Musiker, die telepathisch perfekt aufeinander reagieren. Es gibt die ruhigen, balladesken Nummern, es gibt den schnellen, geraden, packenden Funk, und es gibt jene Stücke („Cataclyst“ das beste Beispiel), die Fragezeichen in die Gesichter aller Schlagzeuger malen.

Steve Weingart antwortet Phillips mit perkussiv getöntem Keyboardspiel, von ihm kommt aber auch das typisch jazzige, schnelle Solo. Ernest Tibbs bearbeitet druckvoll seinen Bass, und Andy Timmons’ Gitarre, grell, versiert, vibratoreich und bissig, ist immer der gleichberechtigt atemberaubende Gegenpart zu Phillips’ Schlagzeug. Protocol lassen ihren Instrumentalsound explodieren - zuletzt fügt sich alles magisch zusammen, das Puzzle wird wieder harter, schneller Jazzrock. Die Zugabe heißt „Enigma“, und nach zwei Stunden ist es Bix noch heißer geworden.