In Berlin wurde Simon Terodde sogar von den Union-Fans gefeiert. Danach erzielte er sein achtes Saisontor – und ließ sich auch vom Bundestrainer nicht nervös machen.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Berlin - Keine Frage, tief in den Wäldern Köpenicks geht es bei den Eisernen aus Berlin kernig zur Sache. So heizt man im Stadion an der Alten Försterei seinem Publikum konsequent mit deftigem Hardrock ein. Zeitgleich schwingt Ritter Keule, das Maskottchen des Kultclubs aus dem Berliner Osten, seine eiserne Kugel. Doch nach drei Minuten war bei Keule und dem Union-Publikum trotz ausverkauftem Haus gleich mal die Luft raus.

 

Den Grund für den kollektiven Seufzer lieferte dabei ausgerechnet einer, den sie an der Alten Försterei aus früheren, gemeinsamen Tagen ins Herz geschlossen haben: Simon Terodde. Der spielte von 2011 bis 2014 für Union. Oder „Simon Terodde Fußballgott“, wie er vor dem Spiel vom Anhang der Eisernen begrüßt wurde.

Für Terodde zählt der Teamgedanke

Auf dem berühmten Bierdeckel ließ der Blondschopf nach einer feinen Kombination über Carlos Mané und Christian Gentner seinen Gegenspieler Toni Leistner aussteigen – und netzte direkt vor dem entsetzten Union-Fanblock zur frühen 1:0-Führung des VfB ein. Nach dem Dreierpack vor zwei Wochen gegen Arminia Bielefeld war dies Teroddes viertes Tor in Folge; der 28-Jährige hat zudem in den vergangenen vier VfB-Partien stets mindestens einen Treffer erzielt – also bemühte er auch in Berlin bescheiden seinen Standardsatz: „Ich bin froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte.“

Für einen wie Terodde zählt eben in erster Linie der Teamgedanke: „Ich bin stolz, wie wir hier in den ersten 60 Minuten aufgetreten sind“, sagte der Stürmer zu der Phase des Spiels, in der der VfB virtueller Tabellenführer war – und tatsächlich wie einer spielte.

Der Stürmer kämpft und grätscht

Dabei war es nicht nur das achte Saisontor des Angreifers, das ihn an diesem Nachmittag so wertvoll für seine Mannschaft machte. Der letztjährige Zweitliga-Torschützenkönig (25 Treffer für den VfL Bochum) lieferte über 90 Minuten eine starke Vorstellung ab. Terodde kämpfte, Terodde grätschte, er gewann die meisten Zweikämpfe. Und er eroberte sich die Bälle häufig schon an der Mittellinie, als Union Berlin im zweiten Durchgang besser ins Spiel kam und der sangesfreudige Anhang des Clubs die gute Laune wieder entdeckt hatten. „Simon brilliert nicht nur als Torschütze, er hat auch vorne viele Bälle abgelegt und sich durchgesetzt, obwohl er meist durch zwei Gegenspieler viel Druck hatte“, sagte der VfB-Cheftrainer Hannes Wolf.

Keine Hoffnung wegen Löw-Besuch

Keine Frage: Nach Startschwierigkeiten und einer Verletzung ist der 28-Jährige angekommen in Stuttgart und auf einem guten Weg, seine Mannschaft zurück in die erste Liga zu schießen. „Simon besitzt eine großartige Mentalität, und wir hoffen, dass er so weiter macht“, ergänzte Wolf. Dass Bundestrainer Joachim Löw, der das Spiel auf der Tribüne der Alten Försterei verfolgte, seinetwegen gekommen war, ist allerdings eher nicht anzunehmen. Das wusste auch Simon Terodde. „Wenn ich in der Bundesliga 25 Tore gemacht hätte“, scherzte der Stürmer, „hätte er mich vielleicht nominiert. In der zweiten Liga reicht das nicht.“