Der Förderverein des Winnender Krankenhauses will einen Notfall-Simulator anschaffen. Die Hightech-Patientenpuppe kostet rund 10 000 Euro, eine Spende des Alt-Oberbürgermeisters Lebherz macht dies bald möglich.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Der Einsatz als Notarzt verlangt nicht nur spezielle medizinische Fähigkeiten, sondern auch gute Nerven, Umsicht, und die Fähigkeit, sich unter Zeitdruck klar und schnell auszudrücken, damit andere Helfer wissen, was sie tun sollen. Das alles zu üben, ist schwierig. Denn ein Mensch bei Bewusstsein kann keinen Bewusstlosen so mimen, dass man an ihm den Einsatz realitätsgetreu üben könnte: Der Betreffende würde ziemlich schnell zum echten Patienten werden.

 

Seit der Jahrtausendwende werden daher spezielle Simulatoren eingesetzt, die vor allem an Universitätskliniken zum Einsatz kommen. Nun will der Förderverein des Rems-Murr-Klinikums Winnenden ein solches Gerät für das Krankenhaus anschaffen. Kostenpunkt: rund 10 000 Euro.

Äußerlich Ähnlichkeit mit einem Crashtest-Dummy

Der Simulator, der äußerlich entfernte Ähnlichkeit mit einem Crashtest-Dummy hat, besitzt ein raffiniertes elektronisches Innenleben. „Man darf zwar in ihn hineinstechen und -schneiden, aber nur an Stellen, die wir zulassen“, sagt der Arzt Siegfried Döttling vom Simulationszentrum Rems-Murr, als er die Technik den Fördervereinsmitgliedern vorstellt. Der im wahrsten Sinn des Wortes duldsame Patient hält sogar Stromstöße aus, die man ihm während einer Übung mit einem Defibrilator versetzt. Muss er auch, denn Notärzte sollen mit dem Rettungsgerät umgehen können, schließlich ist die Stabilisierung des Kreislaufs eine ihrer Hauptaufgaben. „Erst wenn der Kreislauf stabil ist, wird der Patient abtransportiert“, erklärt Döttling.

Anästhesisten sind prädestiniert für die Aufgabe. Vertreter anderer Disziplinen müssen sich hingegen fortbilden, bevor sie in den Notarzteinsatz kommen. Kein Wunder, dass viele Mediziner vor der anspruchsvollen Aufgabe gehörigen Respekt haben. Eine Umfrage hat ergeben, dass 97 Prozent der Ärzte fürchten, zu Notfällen mit Kindern oder zur Geburtshilfe zu kommen, dass 15 Prozent der Mediziner Angst davor haben, mit einer größeren Menge von Schwerverletzten konfrontiert zu werden, acht Prozent fürchten sich davor, mehrfach schwer Verletzte versorgen zu müssen. Nur ein winziger Teil der Befragten scheint völlig unerschrocken. Wie kommt’s? „Die lügen“, sagt Döttling.

Die Geschichte der Notfallmedizin ist noch kurz

Die Geschichte der Notfallmedizin ist recht kurz: Erst in den 1950er-Jahren wurde diese entwickelt. Der spätere Rems-Murr-Kreis hat dabei mehrmals eine bundesweite Vorreiterrolle gespielt. Der Grund: die Björn-Steiger-Stiftung hat ihren Sitz in Winnenden. Siegfried und Ute Steiger treiben nicht nur bundesweit einen effektiven Rettungsdienst voran, vor der Haustür kehren sie besonders intensiv. Als Zeitzeuge kann Steiger Döttlings Ausführungen ab und an ergänzen. Er ist selbst Mitglied des Fördervereins und sitzt im Publikum. Genau wie der frühere Winnender Oberbürgermeister Karl-Heinrich Lebherz mit seiner Frau.

„Ihm haben wir es zu verdanken, dass wir den größten Teil der Kaufsumme bereits zusammen haben“, verrät Peter Michael Krahmer, der frühere Chefarzt des Kreiskrankenhauses Schorndorf und Vorsitzende des Vereins. „Er hat uns sozusagen alle seine Geburtstagsgeschenke überlassen, indem er aufgefordert hat, für den Förderverein zu spenden“, sagt Krahmer über Lebherz. 7150 Euro sind auf diese Weise in die Vereinskasse geflossen. Man habe vor, mit dem Förderverein der Schorndorfer Klinik zwei der Simulatoren anzuschaffen. „Vielleicht bekommen wir einen besseren Preis“, meint Krahmer schmunzelnd. Im Schorndorfer Kreisklinikum gibt es bereits einen Simulator, dort war bisher auch das Simulationszentrum angesiedelt. Doch ist der Hightech-Patient in die Jahre gekommen – ein neuer sei vonnöten, sagt Krahmer.

Ein Notarztstandort für Winnenden wird gefordert

Notwendig sei es auch, einen Notarzt in Winnenden zu stationieren, da waren sich die anwesenden Vereinsmitglieder und Gäste einig. Unter ihnen der Winnender Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth, der betonte, man wolle zwar keine Debatte mit Waiblingen beginnen, aber einer von zwei Notarztstandpunkten sollte nach dem Umzug von Waiblingen nach Winnenden im neuen Klinikum sein.

Schließlich könne der Notarzt hier nicht nur leichter an der Aus- und Fortbildung teilnehmen, er könne auch im Krankenhaus arbeiten, wenn er nicht im Einsatz sei. „Das zu ändern, wird nicht leicht sein, denn hier entscheiden nicht jene, die direkt beteiligt sind, sondern die Bürokratie“, befürchtet Krahmer. Holzwarth, der auch für die CDU im Kreistag sitzt, machte jedoch nicht den Eindruck, in dieser Frage schnell resignieren zu wollen.