Das größte Freibad der Region wird 50. Das wird kräftig gefeiert. Zum Jubiläum landet ein Fallschirmspringer im Becken.

Sindelfingen - Es ist mit 3610 Quadratmeter Wasserfläche und 60 000 Quadratmeter Liegewiesen nach wie vor das größte Freibad in der Region: Nun wird das Sindelfinger Bad 50 Jahre alt. Damals zählte Sindelfingen 31 000 Einwohner, gebaut wurde es für viermal so viele. „In den 60er Jahren glaubte man noch an das ungebremste Wachstum“, sagt der Sindelfinger Kulturamtsleiter Horst Zecha. Zehn Millionen Deutsche Mark ließ sich die Stadt das Bad kosten. Geld spielte damals in Sindelfingen keine Rolle: Die Gewerbesteuer sprudelte dank Daimler und schien eine unerschöpfliche Quelle zu sein. Das Freibad war nur eines von mehreren großen Bauprojekten der 60er und 70er Jahre: Auch das Rathaus, die Stadthalle und andere Gebäude wurden in der goldenen Zeit hochgezogen.

 

Weit über die Stadtgrenzen hinaus zog das Freibad Besucher an. Der absolute Rekord wurde im Jahr 1969 mit 601 000 Badegästen gezählt, allein am 25. Juli fanden damals 30 700 Besucher den Weg dorthin. Mittlerweile hat sich die Besucherzahl auf etwa 150 000 im Jahr eingependelt. „Die große Zeit der Freibäder ist vorbei. Das Freizeitverhalten der Menschen hat sich geändert, und durch die Ganztagsschule haben die Jugendlichen unter der Woche kaum mehr Zeit“, sagt der Sindelfinger Bäderchef Thomas Steegmüller.

Erste Überlegungen gab es schon 1938

Bereits im Jahr 1938 hatte es laut Horst Zecha erste Diskussionen über den Bau eines Freibads in Sindelfingen gegeben. Doch dann kam der Krieg, und in der Nachkriegszeit baute man zunächst ein Hallenbad – das Klostergartenbad, das noch heute in Betrieb ist. Am 15. Oktober 1959 beschloss der Sindelfinger Gemeinderat dann den Freibadbau. Geplant wurde es vom Architekten Erwin Spier in einem zehn Hektar großen Waldgelände an der Hohenzollernstraße. Bei der Eröffnung am 26. Juni 1964 sprang der Architekt als Erster vom Zehnmeterbrett. Zwölf Jahre später wurde neben das Freibad noch ein Hallenbad gebaut, das Profisportlern als Trainingsstätte dient.

Als die Stadt in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer wieder ins Straucheln geriet, weil die Steuermillionen des Autobauers nicht mehr so üppig flossen – und in manchem Jahr ganz ausblieben –, da stand das überdimensionierte Freibad mit seinen hohen Unterhaltungs- und Sanierungskosten immer wieder zur Disposition. Die Diskussionen führten dazu, dass man vor vier Jahren eines der fünf Becken zuschüttete. Vor allem langjährige ruhebedürftige Stammgäste würden dieses Becken vermissen, sagt der Bäderchef Steegmüller.

Bis zur Saisoneröffnung am 10. Mai entsteht nun auf dem zugeschütteten Becken ein Beachvolleyballfeld. „Außerdem haben wir eine Slackline zum Seillaufen installiert und den Kinderspielplatz aufgemöbelt. Der Kiosk wurde erweitert“, sagt Steegmüller. Als größere Sanierung stehe voraussichtlich im Herbst die Runderneuerung des 50-Meter-Beckens auf dem Programm. Mit einer halben Million Euro Kosten rechnet der Bäderchef.

Dienstältester Bademeister erzählt

Doch vorher wird im Freibad feste das Jubiläum gefeiert. Beim eigentlichen Festakt am 17. Mai werden der mittlerweile 91 Jahre alte Freibadarchitekt Spier und der dienstälteste Bademeister Stefan Böttcher, seit 1978 im Amt, interviewt. Zudem landet ein Fallschimspringer direkt im Springerbecken. Am 28. Juni gibt es eine „H2O“-Party für Kinder von acht bis 14 Jahren. Am 19. Juli messen sich Badewannenkapitäne bei einen Rennen, mit dem sie sich für die Europameisterschaft in Wolfsburg qualifizieren können. Die Feierlichkeiten enden mit dem Sportsommerfest am 7. September bei freiem Eintritt, einem Triathlon und einem Hochsprungwettbewerb mit Leichtathletikstars.

Als besonderer Service wird im Freibad ein Festzelt aufgestellt. Dieses können auch Vereine und Privatpersonen für Feste und Feiern mieten – und das den ganzen Sommer über.