Im März beginnt der Bau eines 460 Meter langen Tunnels. Er gehört zur Darmsheimer Umfahrung. Bürger können sich vor Ort ein Bild machen.

Sindelfingen -

 

Sindelfingen - Der Countdown läuft. Auf der Tunnelbaustelle in Sindelfingen-Darmsheim geht es voran. Zurzeit laufen noch die Befestigungsarbeiten für den Einstich in die 460 Meter lange Röhre,

die ein Teil der Nordumfahrung Darmsheim ist. Im kommenden März sollen sich die Schaufelbagger dann in das Innere des Stollens vorarbeiten. Das Bauvorhaben, zu dem auch der Neubau eines Teilstücks der angrenzenden Landesstraße im Osten zählt, kostet 33,5 Millionen Euro. Für die Summe kommt das Land auf.

Verständnis für den Lärm und Dreck

Dass das Ganze nicht ohne Lärm und Dreck vonstatten geht, hat den Stuttgarter Regierungspräsidenten Johannes Schmalzl auf den Plan gerufen. Er setzt auf Bürgerinformation und möchte Verständnis für die Unannehmlichkeiten schaffen. Neben einer Bürgersprechstunde und einer Info-Tafel wird es auch weiterhin Führungen über die Baustelle geben.

„Rund 800 Gruppen – von Kindergartenkindern bis zu Senioren – haben uns hier schon besucht und sind herumgeführt worden“, sagte Schmalzl am Montag bei der Einweihung eines neuen Info-Points. „Wir als wirtschaftsstarker Landkreis brauchen dringend gute Verkehrsverbindungen und müssen deshalb auch mit solchen Baustellen leben“, betonte der Landrat Roland Bernhard. Die Trasse nördlich von Darmsheim werde voraussichtlich im Mai 2018 in Betrieb genommen, erklärte Stefan Heß, der Leiter des Baureferats West im Regierungspräsidium (RP).

Verkehrsminister stoppte zwischenzeitlich den Bau

Laut einer Verkehrszählung im Jahr 2010 rollten damals schon täglich rund 13 000 Fahrzeuge durch den Ort. Inzwischen sind es bereits einige Tausend mehr. Die Bürger hatten selbst immer wieder die Fahrzeuge ermittelt, die lange Staus in der Ortsdurchfahrt verursachen. „Es ist höchste Zeit, dass die Nordumfahrung gebaut wird“, hatte der Darmsheimer Ortsvorsteher Wolfgang Trefz immer wieder betont.

Der Bau hatte sich verzögert, weil durch strengere Vorschriften zusätzliche Fluchtwege geschaffen werden müssen und dafür neue Pläne erarbeitet wurden. Auch stieß das teure Vorhaben und die Abfuhr des Erdaushubs bei dem Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) auf Kritik. Im Oktober des vergangenen Jahres hatte er aber dann doch den Startschuss für den Weiterbau gegeben, nachdem zwei Jahre zuvor der zunächst begonnene Bau von ihm gestoppt worden war.

Tunnelbau dauert etwa zwei Jahre

Bei den Bauarbeiten fallen rund 100 000 Tonnen Erdaushub an, die von rund 4000 Lastwagen abtransportiert werden müssen. Sie sollen nun kostengünstig auf dem Gelände der Deponie Schäfer in unmittelbarer Nähe entsorgt werden. Diese Lösung wurde an einem Runden Tisch gefunden, der von der Bürgerinitiative Nordumfahrung initiiert worden war.

Der Tunnelbau selbst werde rund zwei Jahre in Anspruch nehmen, sagte Stefan Heß. In diesem Jahr wird das Betriebsgebäude für die Steuerungstechnik des Tunnels im Rohbau errichtet. Die Röhre mit jeweils einem Fahrstreifen in eine Richtung erfülle natürlich die aktuellen Sicherheitsbestimmungen. Durch sie und auch wegen der Preissteigerungen für die Baumaterialien wird das Projekt gegenüber der ursprünglichen Kalkulation um mehr als das Doppelte teurer. Im Jahr 2004 waren die Planer noch von Kosten in Höhe von 15 Millionen Euro ausgegangen. „Wir benötigen nun neben einer Videoüberwachung auch die modernsten Brandmelde- und Belüftungsanlagen sowie umfangreiche Notrufeinrichtungen“, erklärte Heß.

Die Eröffnung des Tunnels soll übrigens mit einer großen Party gefeiert werden. Traditionsgemäß wird sie offiziell von einer Tunnelpatin ausgerichtet. Üblicherweise übernimmt die Funktion die Gattin des Stadtchefs. Weil der Sindelfinger Oberbürgermeister Bernd Vöhringer aber keine Partnerin habe, so Schmalzl. springe Beate Meyer ein, die Sprecherin der Bürgerinitiative Nordumfahrung. Bis zur Party bietet das RP weiterhin Führungen über die Baustelle an – und hat dafür kürzlich eine Gummistiefelwaschanlage installiert.