Externe Gutachter sollen nun den Streit zwischen der Stadtverwaltung und dem Förderverein Domo novo über das geplante Bürger- und Kulturzentrum in der Stadmitte versachlichen.

Sindelfingen - Scharfe Töne hatten sich zuletzt in die Diskussionen um die Schaffung eines Bürger- und Kulturzentrums in Sindelfingen geschlichen. Bei der öffentlichen Bürgerinformation, bei der sowohl die Stadtverwaltung als auch der Förderverein Domo novo ihre Pläne vorgestellt hatten, hatten sich die Parteien gegenseitig unterstellt, mit falschen Zahlen zu operieren. Mehrere Fraktionen des Gemeinderats haben deshalb beantragt, dass externe Gutachter sich die Pläne anschauen sollen. Auf dieses Verfahren einigten sich nun die Räte und die Verwaltung am späten Dienstagnachmittag in der Gemeinderatssitzung.

 

Zwei sehr unterschiedliche Vorschläge liegen auf dem Tisch. Der Verein Domo novo möchte das seit Jahren leer stehende Kaufhaus am Corbeil-Essonnes-Platz wieder beleben – und hat dafür ein detailliertes Konzept zum Umbau in ein soziokulturelles Zentrum vorgelegt. Mit zehn bis zwölf Millionen Euro Kosten rechnet der Verein, der Kontakt zum Eigentümer der Immobilie hat, der hinter den Plänen steht. Die Stadtverwaltung hält diese angesetzten Kosten für zu niedrig. Sie spricht von 20 bis 40 Millionen Euro, die der Kauf oder die Anmietung des Domo sowie die Sanierung kosten würde. Die Verwaltung favorisiert stattdessen einen wesentlich kleineren Neubau auf dem Gelände der Alten AOK und kalkuliert dafür mit rund zwölf Millionen Euro .

Die Stimmung war schon bei der öffentlichen Präsentation in der Stadthalle vor zwei Wochen schlecht: Der Kulturamtsleiter Horst Zecha hatte dargelegt, dass die Pläne des Domo-novo-Vereins aus Sicht der Stadtverwaltung unrealistisch und zu teuer seien, noch bevor der Vereinsvorsitzende Herbert Rödling diese Pläne überhaupt vorstellen konnte. Der Vertreter der Eigentümerfamilie wiederum hatte mit mehreren Zwischenrufen die Baubürgermeisterin Corinna Clemens attackiert und ihr vorgeworfen, bewusst falsche Zahlen für Ankauf und Anmietung zu nennen.

Diese Misstöne kritisierten die Stadträte. „So kommen wir auf keinen grünen Zweig“, sagte Ingrid Balzer, die Chefin der Freien Wähler. „Wir brauchen Transparenz von beiden Seiten. Wir erwarten, dass der Eigentümer des Domo ein Angebot auf den Tisch legt. Aber auch, dass die Verwaltung ‚Butter an die Fische bringt‘ und ein konkretes Konzept für ihr Kulturzentrum vorlegt.“ „Was ich bei diesem Prozess vermisse, ist das Miteinander“, sagte Andreas Schneider-Dölker, der Chef der SPD-Fraktion. Ein solches Vorhaben könne man nur „auf Augenhöhe diskutieren“. Daran mangele es. Deshalb begrüßte er, wie auch die anderen Räte, den Vorschlag, dass externe Gutachter beide Pläne unter die Lupe nehmen. „Mein Herz schlägt für das Domo, der Kopf stimmt der Verwaltung zu. Deshalb brauche ich Fakten, um eine Entscheidung treffen zu können“, erklärte Andreas Knapp von der FDP. Ähnlich argumentierte Richard Pitterle von den Linken.

Das Gremium einigte sich darauf, die Beratungen im Herbst fortzuführen – mit externen Gutachtern. Auch die Stadtverwaltung versprach, bis dahin ihre Pläne zu konkretisieren. Der Oberbürgermeister Bernd Vöhringer warnte: „Ein Vorgehen mit externen Gutachtern kostet viel Geld.“