Die Gewerkschaft Verdi unterliegt mit ihrem Eilantrag beim Mannheimer Verwaltungsgerichtshof. Auch das Breuningerland und das Möbelhaus Hofmeister sind beim Einkaufssonntag am 30. Oktober mit dabei.

Sindelfingen - Der lange geplante verkaufsoffene Sonntag in Sindelfingen kann am 30. Oktober nun doch stattfinden, und zwar in der gesamten Stadt. Der Versuch der Gewerkschaft Verdi, mit einem Eilantrag beim Verwaltungsgerichtshof in Mannheim die Öffnung der Läden kurzfristig zu verhindern, ist gescheitert. Die Richter wiesen den Eilantrag am Mittwochnachmittag ab. Dies bestätigte ein Sprecher des Verwaltungsgerichtshofs; die Begründung werde nachgereicht.

 

Verdi führt bundesweite Kampagne

Verdi hatte sich bei dem Antrag auf ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts berufen. Dieses hatte entschieden, dass eine Öffnung von Läden am Sonntag nur zulässig sei, wenn es dafür einen konkreten Anlass gebe, beispielsweise ein Fest oder einen Markt. Die Dienstleistungsgewerkschaft hatte daraufhin eine bundesweite Initiative gegen Sonntagsarbeit gestartet. Die Stuttgarter City-Initiative sagte deshalb den geplanten Verkaufssonntag Anfang Oktober ab. In Ludwigsburg, wo das Thema derzeit ebenfalls diskutiert wird und bis zu sechs Sonntage im Gespräch sind, droht Verdi mit einer Klage. Zuletzt hatte der Verwaltungsgerichtshof in Kassel den geplanten Sonntagsverkauf zur Frankfurter Buchmesse am vergangenen Sonntag in letzter Sekunde gekippt.

Christina Frank von Verdi hatte sich deshalb am Mittwoch, kurz vor der richterlichen Entscheidung, auch für Sindelfingen ziemlich siegessicher gegeben. Ihr fehlte in Sindelfingen der Anlass für eine Ladenöffnung. „Da ist kein Fest. Das geplante Kinderfest ist eine reine Werbemaßnahme der Händler“, argumentierte sie. Nun organisiert das Sindelfinger City-Marketing die verkaufsoffenen Sonntage aber stets als Event, am 30. Oktober soll das ein großes Kinderfest in der Innenstadt sein. Ein halbes Jahr lang habe der City-Manager Torben Schäfer die Veranstaltung vorbereitet, heißt es. Doch anders, als zunächstgeplant, sollen am Sonntag auch die großen Einkaufszentren im Osten der Stadt dabei sein. Dies war für die Gewerkschaft überhaupt erst der Anlass gewesen zu intervenieren. Das Kinderfest in der Innenstadt habe keine räumliche Nähe zum Breuningerland und zu Hofmeister. „In der Werbung von Breuninger wird das Fest mit keinem Wort erwähnt“, sagte Christina Frank.

Manager der Einkaufszentren sind erleichtert

Dennoch entschied das Gericht zu Gunsten des Handels. Die Verantwortlichen der großen Einkaufszentren sind erleichtert. Sie hatten erhebliche Verluste befürchtet. Breuningerland hat laut seinem Center-Manager Serge Micarelli „einen hohen fünfstelligen Betrag für Werbung in verschiedenen Medien ausgegeben“. Den Versuch, den verkaufsoffenen Sonntag so kurzfristig zu kippen, hält er für „eine Unmöglichkeit. Wir spielen damit dem Online-Handel, unserem größten Konkurrenten, in die Hände. Der ist rund um die Uhr geöffnet.“ 120 Läden wären von einem Verbot betroffen gewesen, sagt Micarelli. Auch das benachbarte Möbelhaus Hofmeister hatte einen enormen wirtschaftlichen Schaden befürchtet.

Drei verkaufsoffne Sonntage genehmigt der Sindelfinger Gemeinderat pro Jahr, davon einen für die Gesamtstadt. In diesem Jahr soll es nach dem April-Sonntag nun am 30. Oktober noch einen zweiten geben. Dies hatten die Räte im Juli beschlossen. Die gesamtstädtischen Sonntagsverkäufe haben sich nach Ansicht der Innenstadthändler bewährt. Anfangs hatten diese befürchtet, dass Breuningerland und Hofmeister Kunden aus der Innenstadt abziehen. Doch die beiden Einkaufszentren hatten mit Gutscheinaktionen und einem Shuttle-Bus zwischen der Innenstadt und dem Osten diese Befürchtungen ausgeräumt. „Wir profitieren von der gesamtstädtischen Öffnung“, lautete das Fazit der meisten Händler sowie des Gewerbe- und Handelsvereins.