Nach einer Rekordbauzeit von 15 Monaten macht am Donnerstag in Sindelfingen das Möbelhaus Hofmeister auf. Es ist der dritte Standort des Familienunternehmens aus Bietigheim-Bissingen.

Sindelfingen - Am Donnerstag um 9 Uhr öffnet „Möbel Hofmeister“ nach einer Rekordbauzeit von exakt 15 Monaten auf 38 000 Quadratmetern Verkaufsfläche in Sindelfingen seine Türen für die Kunden. Bis zur letzten Minute haben die Handwerker gearbeitet. Trotzdem durften bereits am Mittwoch einige Privilegierte das Haus in Augenschein nehmen – nämlich alle Sindelfinger. Das Unternehmen hatte 18 000 Haushalte per Postwurfsendung eingeladen. Vier Stunden lang gehörte das Möbelhaus ganz allein den Bürgern der Stadt, in der das Unternehmen aus Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) nun seinen dritten Standort hat.

 

Die Vorabeinladung für die Einwohner diente nicht nur als Testlauf für den heutigen Eröffnungstag. Er gehört auch zur Strategie, mit der sich der Unternehmer Frank Hofmeister um ein gutes Verhältnis zu Stadt und Bürgern bemüht – nicht ohne Grund. Schließlich hatte es im Vorfeld der Ansiedlung mächtig Wirbel gegeben. Zwar standen die Sindelfinger Stadtverwaltung und der Gemeinderat hinter dem Projekt. Doch viele Anwohner befürchteten ein Verkehrschaos und die Innenstadthändler hatten Angst davor, dass das Möbelhaus Kunden abziehen könnte und der Stadtkern dadurch verödet. Strategisch günstig liegt das Möbelhaus, direkt neben der Autobahn A 81 und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Breuningerland. Mit diesem bildet Hofmeister nun eine Einkaufsmeile, in der es praktisch alles gibt, was man zum Leben und im Alltag braucht – inklusive Tierfutter, das es im in den Neubau integrierten Dehner-Markt gibt. Vor allem die Einzelhändler der Innenstadt, die Geschirr, Haustextilien und Matratzen verkaufen, befürchteten, dass die Kunden künftig lieber in den Sindelfinger Osten statt in die City fahren.

Gutscheine für Einkauf in Innenstadtläden

Dabei hält sich Hofmeister an die Vorgaben. Das sogenannte innenstadtrelevante Sortiment hat das Haus, wie vom Verband Region Stuttgart (VRS) vorgeschrieben, auf 350 Quadratmeter beschränkt. Die Zusammenarbeit mit Hofmeister sei hervorragend gewesen, sagt auch der Chefplaner der Region, Thomas Kiwitt. Zudem bemüht sich Frank Hofmeister um einen guten Draht zu den Anwohnern und den Händlern. Vor Baubeginn informierte er die Nachbarn über mögliche Beeinträchtigungen. Gutscheine, die er an die eigenen Kunden beim Kauf eines Möbelstücks abgibt, sollen diese in die Läden der Innenstadt locken.

Der örtliche Gewerbe- und Handelsverein (GHV) wertet die Bemühungen Hofmeisters positiv und erhofft sich gar einen Aufschwung für die Läden in der City. „Hofmeister hat ein gutes Konzept vorgelegt und schon im Vorfeld viel für die Innenstadt getan“, sagt Wolfgang Kramer, der Vorsitzende des GHV.

300 neue Arbeitsplätze entstehen

Für den Sindelfinger Oberbürgermeister Bernd Vöhringer dient die Ansiedlung gar als Modell für künftige Entwicklungen. „Durch seine ständige Präsenz in der Stadt ist es Frank Hofmeister gelungen, Brücken zwischen der Innenstadt und dem Sindelfinger Osten zu bauen.“ Das Einrichtungshaus sei „ein Gewinn für die Stadt, schon wegen der 300 neuen Arbeitsplätze“, lobte der OB bei der Feier für 400 Ehrengäste am Mittwochabend.

Nicht zu unterschätzen ist Hofmeister für die Daimlerstadt auch als Gewerbesteuerzahler, hängt Sindelfingen doch vor allem am Tropf des Automobilbauers. Das Auf und Ab dieser Einnahmen ist ein Problem. Jeder weitere Steuerzahler verschafft Sindelfingen ein Stückchen Unabhängigkeit vom Mercedes-Werk.

Sindelfingen nun der dritte Standort des Unternehmens. Der Stammsitz ist in Bietigheim-Bissingen (50 000 Quadratmeter). Im Jahr 2009 begann die Expansion: In Leonberg übernahm Hofmeister das Möbelhaus Höffner (30 000 Quadratmeter). Dieses sei ein wichtiges Standbein und bleibe erhalten, zerstreut der Chef anderweitige Gerüchte. Die Sindelfinger Filiale sei etwas Besonderes. „Es ist unser erstes Haus aus einem Guss. Hier sind alle unsere Erfahrungen aus den anderen Standorten eingeflossen“, sagt Frank Hofmeister. 50 Millionen Euro investierte er in den Neubau, weitere zehn Millionen Euro kostete das Grundstück.