Vom 23. bis zum 25. Oktober findet in Sindelfingen die Internationale Briefmarkenbörse statt. Der Projektleiter Jan Billion gibt Auskunft.

Sindelfingen – - Die Preise für seltene Briefmarken, Briefe und Postkarten sind zuletzt deutlich gestiegen. Auch russische und asiatische Sammler tummeln sich auf dem deutschen Markt. Auf der 32. Internationalen Briefmarkenbörse in Sindelfngen werden Besucher aus nah und fern erwartet. Mit dem Schwerpunktthema Fußball will der Projektleiter Jan Billion vor allem Jugendliche ansprechen.
Herr Billion, rücken Briefmarken in Zeiten unsicherer Finanzmärkte und niedriger Zinsen wieder mehr in den Fokus der Anleger?
Ja. Das zeigen die Auktionen, auf denen zurzeit hohe Summen bezahlt werden. Die Preise der Marken, von denen es nur eine Handvoll gibt, sind beträchtlich gestiegen. Die Händler sprechen bei Raritäten von Steigerungen von durchschnittlich 20 bis 50 Prozent im vergangenen Jahrzehnt. Der Trend geht zu frankierten Briefen und Postkarten. Jüngst hat ein Brief aus einer Sammlung mit russischer Schiffspost, der nur mit 1000 Euro angesetzt war, auf einer Versteigerung in Wiesbaden einem Sammler 50 000 Euro gebracht.
Wer zahlt solche Preise?
Auf dem deutschen Markt tummeln sich inzwischen viele russische Sammler und auch Liebhaber aus Asien. Viele suchen nach ungewöhnlichen Destinationen, zum Beispiel sind Briefe aus dem vorletzten Jahrhundert nach Shanghai begehrt.
Was macht eine Briefmarke zu einer stabilen Wertanlage?
Zunächst ist natürlich die Seltenheit ausschlaggebend. Aber auch der ästhetische Gesamteindruck spielt eine Rolle. Entscheidend ist auch die Qualität: Die Marken sollten fehlerfrei sein und eine einwandfreie Zähnung haben. Briefe sollten unbeschädigt sein. Echtheitszertifikate schützen übrigens vor Fälschungen.
Was ist die wertvollste Marke oder Sammlung auf der Messe?
Im Bereich der deutschen Postgeschichte aus dem 19. Jahrhundert gibt es sehr hochwertige Stücke. Neben den rund 100 Händlern in Sindelfingen stellen auch private Sammler aus. Da gehen die Preise schon in die Zehntausende.
Was empfehlen Sie: Wie und was sollte man sammeln?
Man sollte aus Spaß an der Freud’ sammeln, sich ein Thema oder ein Land vornehmen. Das ist für viele die Triebfeder, hierher zu kommen. Man sollte es nicht darauf anlegen, nach einer Investition von 1000 Euro in ein paar Jahren bei einem Verkauf auf einen Gewinn von 20 000 Euro zu spekulieren. Das funktioniert meistens nicht.
Aber viele kommen doch, um ein Schnäppchen zu machen.
Das ist in der Tat das Prickelnde, etwas zu finden, was ein Händler günstig anbietet. Viele kommen deshalb gleich am ersten Tag und durchstöbern die Kästen und Kartons. Manchmal hat ein Händler vielleicht nicht das Wissen über den tatsächlichen Wert einer Marke oder eines Briefes.
Was ist für Sie das Highlight auf der Börse?
Ich bin besonders stolz darauf, dass wir den Bund Deutscher Philatelisten für Fachvorträge gewinnen konnten, die sowohl Einsteiger als auch erfahrene Sammler weiterbringen. Dabei geht es zum Beispiel auch um die Frage, wie man Briefmarken am besten aufbewahrt. Oder darum, was auf Auktionen und bei Verkäufen zu beachten ist. Mit Rat und Tat stehen auch die vielen Experten den Sammlern im Philatelie-Zentrum zur Seite.
Ist Briefmarkensammeln eher etwas für ältere Semester?
Die meisten Jugendlichen betätigen lieber den Touchscreen, als eine Briefmarke in die Hand zu nehmen. Die wenigsten Sammler frönen ihrem Hobby von Kindesbeinen an. Die meisten steigen im Alter von 40 ein, wenn ihre Kinder groß sind, sie vielleicht schon ihr Haus gebaut haben und eine Freizeitbeschäftigung suchen.
Wie viele Besucher erwarten Sie an den drei Tagen?
Wir rechen mit deutlich mehr als 10 000 Besuchern und einem ziemlichen Andrang. Schließlich ist die Messe hier mit 6000 Quadratmetern Fläche neben der in Essen die größte in Europa. Für die Händler ist es wichtig, dass die Leute nicht nur gucken, sondern auch kaufen.
Bedarf es dann noch des Schwerpunktthemas Fußball, mit dem sie für Resonanz sorgen wollen?
Ja, um jugendliche Sammler anzusprechen. Der Landesring Südwest hat sich nach der WM für diesen Schwerpunkt entschieden. Er will damit vor allem Jugendliche anzuziehen. Es wurden 45 Sportvereine aus der Umgebung eingeladen. Wer in einem Trikot kommt, erhält ein Geschenk.