Ist Sindelfingen nun eine Hochburg für schnelles Internet oder eher hinten dran, was die digitale Infrastruktur angeht? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

Sindelfingen - Im Kreis Böblingen gilt Sindelfingen als eine Hochburg für schnelles Internet. Dort wie auch in der Nachbarstadt Böblingen gebe es nahezu flächendeckend Breitbandanschluss, sagte vor einiger Zeit Martin Wuttke, der als Erster Landesbeamter im Landratsamt auch für die Digitalisierung verantwortlich ist. Nachholbedarf sieht er eher in den ländlichen Regionen des Kreises.

 

Nicht ganz so optimistisch sehen das viele Unternehmen in Sindelfingen. Die digitale Infrastruktur im Kreis passe, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nicht zur starken Wirtschaftsstruktur des Kreises, hatte Marion Oker, die Geschäftsführerin der Böblinger Industrie- und Handelskammer, vor einigen Monaten auf Anfrage unserer Zeitung erklärt.

Nachholbedarf in Sindelfingen

Auch manche Sindelfinger Stadträte beurteilen die Internetanbindung eher kritisch. „In den USA sind beim Internet 300 bis 500 Mbit Standard, in Sindelfingen haben wir 16 Mbit, im Osten der Stadt sogar nur zwei Mbit. Das sind gerade einmal 0,2 Prozent der Zielgeschwindigkeit. Da kann man wohl kaum von einer guten Versorgung sprechen, insbesondere für einen High-Tech-Standort wie den unseren“, monierte der CDU-Stadtrat Horst Thome kürzlich in der Gemeinderatssitzung.

Ganz so pessimistisch sieht es der Oberbürgermeister Bernd Vöhringer nicht. „Wir haben einige Gebiete, in denen wir gut versorgt sind mit Breitband. Die Stadtwerke haben gerade die neuen Wohngebiete sehr gut angeschlossen.“ Freilich gebe es in etlichen Stadtteilen auch noch Nachholbedarf. Die Analysen zur digitalen Infrastruktur der Stadt, von denen es mehrere gebe, seien aber nicht einheitlich. „Deshalb wollen wir uns das nun selbst genauer anschauen“.

Die Stadträte begrüßten die Initiative zur Analyse der Infrastruktur

Die Stadtverwaltung möchte ein Büro für Kommunikationstechnik mit einer genauen Überprüfung beauftragen. Dieses soll den Status quo der digitalen Versorgung in der Stadt ermitteln und einen Masterplan entwickeln, wie die ganze Stadt an eine schnelle Datenautobahn angeschlossen werden kann. Außerdem sollen die Experten ermitteln, an welchen Plätzen der Stadt noch ein kostenloser Zugang zum Internet für alle Bürger eingerichtet werden sollte. Momentan gibt es bereits am Marktplatz eine Wlan-Zone. Noch in diesem Jahr sollen der Bereich um das Sindelfinger Rathaus sowie die Plätze an den Bezirksämtern in den Stadtteilen Darmsheim und Maichingen dazukommen. Dies beschloss der Gemeinderat am Dienstag.

Die Stadträte begrüßten die Initiative zur Analyse der Infrastruktur und beschlossen einstimmig den Antrag der Verwaltung. Knapp 50 000 Euro soll die Expertise kosten. Das Geld muss die Stadt zunächst vorstrecken, erhält es aber später komplett aus öffentlichen Töpfen als Zuschuss zurück.

Die Ergebnisse dieser Studie sollen dann im Herbst als Grundlage für eine Klausurtagung der Stadträte dienen. Dabei soll dann ein Konzept zur Verbesserung der digitalen Infrastruktur der Stadt beschlossen werden.