Besucher des Rathauses können im Sindelfinger Rathaus klimafreundliche Mobilität testen: Dort stehen E-Bikes, Erdgasfahrzeuge und Elektrofahrzeuge bereit.
Bringt ein Unfall mit einem Erdgas-Auto ein größeres Risiko mit sich? Lohnt sich Carsharing auch bei längeren Urlaubsfahrten? Auf diese und viele andere Fragen gibt es bis Mittwoch Antworten im Sindelfinger Rathaus.
Auf der kleinen Messe rund um das Thema klimafreundliche Mobilität präsentieren sich zum einen Vereine wie der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) und der Verkehrsclub Deutschland (VcD) sowie zum anderen mehrere Anbieter alternativer Konzepte wie stadtmobil und car2go. „Kennenlernen, beraten lassen, selber testen“ lautet das Motto. Der Oberbürgermeister Bernd Vöhringer und die Baubürgermeisterin Corinna Clemens eröffneten gestern im Foyer die dreitägige Schau.
Fahrbarer Untersatz als Handgepäck
Vöhringer drehte dabei gut gelaunt eine Runde auf dem Klappfahrrad, das der Verkehrsverbundes Stuttgart (VVS) für 799 Euro zum Kauf anbietet. Zusammengefaltet hat es die Maße eines großen Koffers, wiegt rund 14 Kilogramm und gilt deshalb in Bus und Bahn als Handgepäck, wie Roland Berndt vom VVS betont. Berndt warb auch für die Möglichkeiten des Metropoltickets. Eine Person zahlt 20, die vier anderen jeweils vier Euro – alle zusammen also 36 Euro. Damit kann man quer durch den Großraum Stuttgart bis zur Landesgartenschau in Schwäbisch Gmünd fahren.
Roland Berndt hat für den Transport der Prospekte zur Messe dagegen einen Wagen von Stadtmobil benutzt – eine andere Art der alternativen Mobilität. Der Carsharing-Veteran Stadtmobil ist in der Tat im Kreis schon ungewöhnlich lange vertreten: 1996 eröffnete er in Sindelfingen nach Stuttgart hier den zweiten Standort in der Region. Seither, sagt Ralf Müller-Roth, verzeichne der Verein ein langsames, stetiges Wachstum. Das Angebot wird zunehmend auch von Firmen genutzt. Konkurrenz macht seit kurzem die Daimler-Tochter car2go, die ausschließlich auf Elektroautos setzt. Beide bieten Neukunden auf der Messe einen Nachlass bei der Anmeldung.
Beispielrechnungen für Familien
Wer einmal pro Woche einen Ausflug macht, ebenso oft einen Einkauf mit dem Auto erledigt und einmal im Jahr für zwei Wochen 2000 Kilometer in den Urlaub fährt, muss dafür rund 150 Euro im Monat veranschlagen, hat Edgar Augel von Stadtmobil ausgerechnet. Vielerorts sind übrigens inzwischen Kindersitze verfügbar.
Auch die Stadtwerke Sindelfingen, die zwei Erdgastankstellen betreiben, verzeichnen zunehmend mehr Nachfrage. Wenn die Spritpreise auf mehr als 1,50 Euro je Liter steigen, sagt Bernd von Ende, wirke sich das aus. Sindelfinger Bürger, die ihr Auto umrüsten oder ein Erdgasauto kaufen, bekommen von den Stadtwerken einen Tankgutschein in Höhe von 300 Euro. Die Mehrkosten von etwa 4500 Euro bei der Anschaffung eines Mittelklassewagens amortisieren sich laut Bernd von Ende binnen kurzem durch die um etwa ein Drittel niedrigeren Betriebskosten.
Die meisten Besucher der Messe interessierten sich gestern Nachmittag allerdings eher für kurze Testfahrten mit den E-Bikes der Sindelfinger Fahrradhändler Erik Weigl und Sportivo. Bernd Siegel vom ADFC hat deshalb die Gelegenheit genutzt und den OB daran erinnert, dass es einst eine Rad-AG gab, die an einer Verbesserung des Wegenetzes arbeitete. Bernd Vöhringer versprach, sie wiederzubeleben. Bisher geht es im vergangenen Jahr verabschiedeten Klimaschutzkonzept der Stadt weniger um Mobilität – die Fragen, die sich hier stellen, will Sindelfingen laut der Umweltbeauftragten Ulrike Egenolf langfristig zusammen mit Böblingen angehen.