Bei der Nordumfahrung Darmsheim liegen die Arbeiten noch im Zeitplan. Im Mai nächsten Jahres sollen die ersten Fahrzeuge durch die 460 Meter lange Röhre rollen. Auch die Kosten von 32 Millionen Euro werden wohl eingehalten – aber ein Fragezeichen bleibt.

Sindelfingen - Ein etwa 1,50 Meter mal 1,50 Meter großer Schacht tut sich vor dem Ostportal auf. In ihm befinden sich 15 leere Rohre aus Kunststoff. „Hier sehen Sie in etwa, wie weit wir sind“, sagt Joachim Dörner der Projektleiter der Darmsheimer Nordumfahrung, der im Auftrag des Stuttgarter Regierungspräsidiums den Bau koordiniert und überwacht. Etwa 50 Neugierige haben sich einer Besuchergruppe für eine Baustellenbesichtigung angeschlossen. Kaum einer kann es wirklich fassen: Der Tunnel befindet sich noch im Rohbauzustand und soll im nächsten Mai für den Verkehr freigegeben werden. „Wir liegen bisher immer noch im Zeitplan“, versichert Dörner. „Aber es liegt noch richtig viel Arbeit vor uns.“

 

Kabel über Kabel

Zwei Elektro- und drei Baufirmen sind derzeit dabei, die Nordumfahrung und deren Herzstück – den 460 Meter langen Tunnel – verkehrstauglich zu machen. Dabei kommt es neben der technischen Ausstattung und der Löschwasserversorgung auf alle möglichen Details an. So ist über dem 8,50 Meter hohen Ostportal ein Edelstahlgeländer angebracht worden, das als Geröllschutz dient. Tatsächlich sind in luftiger Höhe über dem Tunneldurchstich einige lockere Steinbrocken zu erkennen. Am Boden liegt überall Bauschutt, Kabel über Kabel sind zu sehen. 30 Notrufnischen im Tunnelbauwerk müssen mit der Technik- und Informationszentrale im Betriebsgebäude verbunden werden, die sich unweit der Oströhre befindet. Die Beleuchtung wird von dort gesteuert, die Belüftung und einiges mehr. Dort gibt es auch den direkten Draht zur Leitstelle in Böblingen, um im Notfall rasch die Feuerwehreinsatzkräfte, die Polizei und die Straßenmeisterei einzuschalten.

Im Dezember beginnen die Arbeiten für den Fahrbahnbelag. Im Tunnel selbst werde Beton verwendet, dieser sei widerstandsfähiger, erklärt Dörner. Die Zufahrten und kurzen Straßenabschnitte an der Landesstraße im Westen und der Kreisstraße im Osten sollen im nächsten Februar oder März asphaltiert werden.

Höhenunterschied zwischen Ost und West

Die Rohbauarbeiten am Tunnel sind bereits seit Juni beendet. Eine besondere Herausforderung war der Höhenunterschied von 14 Metern zwischen dem Ost- und Westportal. Außerdem neigt sich die Fahrbahn wechselweise um sechs Grad jeweils nach links und nach rechts. Um die Innenschale der Röhre herzustellen, mussten unterschiedlich große Fugen zwischen den Betonblöcken hergestellt werden, mit denen die Tunnelröhre gebaut wurde. Auch wenn es jetzt noch ziemlich dunkel ist mit der Schummerbeleuchtung für die etwa 40 Arbeitskräfte auf der Baustelle, später soll alles in hellem Licht erstrahlen. Damit es gut reflektiert wird, werden die Wände bis zu drei Meter hoch weiß getüncht.

Die Löschwasserleitungen und drei Hydranten sind fertig installiert. Am Westportal wird noch an einem Wasserauffangbecken gebaut. Jetzt müssen vor allem eine Menge Kabel verlegt und angeschlossen werden: für LED-Leuchten, die Notrufeinrichtungen, die Luftturbinen, die Sprinkleranlage und nicht zuletzt für die digitalen Anzeigetafeln vor der Röhre, die im Notfall eine Sperrung anzeigen. Um das Projekt rechtzeitig abzuschließen, machen die Mitarbeiter der Firmen Überstunden. Die Bautrupps sind montags bis freitags jeweils zehn Stunden täglich im Einsatz.

Projektchef: Ein Monat hin oder her nicht kriegsentscheidend

Im Kostenrahmen von 32 Millionen Euro liege man bis jetzt, so Dörner. „Wenn uns die Betriebstechnik nicht im Stich lässt, schaffen wir es bis zum Mai“, fügt er hinzu. Aber einen Monat hin oder her, das sei nun wirklich nicht kriegsentscheidend, meint der Projektleiter abschließend.

Umfahrung soll Ortskern entlasten

Bauvorhaben:
Der Spatenstich war 2010, die Umfahrung sollte 2014 fertig sein. Dann stellte das Land das Projekt zurück, weil das Geld fehlte. Baubeginn der 1,6 Kilometer langen Trasse war dann 2013. Der damalige Regierungspräsident Johannes Schmalzl gab den neuen Zeitplan vor: Fertigstellung im Mai 2018.

Umfahrung:
Die Nordumfahrung von Darmsheim mit neuen Straßenanschlüssen soll die derzeit stark frequentierte Ortsdurchfahrt entlasten. Vor allem die Pendler – viele arbeiten im Daimler-Werk – sollen vom nächsten Jahr an über die neue Route und durch den Tunnel fahren. Weil es sich um eine Landesstraße handelt, kommt das Land für die gesamten Kosten auf.

Kosten:
Das Projekt wird mit 32 Millionen Euro teurer als geplant – wegen des Baus eines Rettungsstollens für 13,5 Millionen Euro. Dieser war zunächst nicht vorgesehen. Er verläuft von der Tunnelmitte zum Westportal.