Mehr als 200 Afghanen haben gegen Terrorismus und Gewalt sowie drohende Abschiebungen demonstriert.

Sindelfingen - Zacharia Aria ist zufrieden. Für ihn als Organisator ist die Kundgebung am Samstag am oberen Sindelfinger Marktplatz gut gelaufen. Mehr als 200 Afghanen und deren deutsche Freunde haben gegen Terrorismus und gegen die Gewalt durch die Taliban in ihrer Heimat sowie gegen drohende Abschiebungen demonstriert. Erfreulicherweise hätten mehr Afghanen als erwartet an der Kundgebung teilgenommen. Diese seien nicht nur aus Böblingen und Sindelfingen, sondern auch aus Stuttgart und aus anderen Städten in Baden-Württemberg gekommen.

 

Was Aria besonders freut: die Kundgebung ist durchweg friedlich verlaufen, alles habe wie geplant funktioniert. So auch die Übergabe von Rosen an zahlreiche Passanten, die als Zeichen des Friedens und der Freundschaft überwiegend von Kindern an Frauen und Männer und auch an Polizisten am Rande der Kundgebung verschenkt worden sind. „Wir wollten auf diese Weise einen Kontakt herstellen und auf unsere Situation aufmerksam machen“, sagte Zacharia Aria. Dies sei gelungen. Zusammen mit den Rosen erhielten die Passanten auch ein Faltblatt von Pro Asyl, in dem auf die Situation der aus Afghanistan stammenden Asylbewerber und auf die Lage in deren Heimatland eingegangen wurde.

Afghanisches Mädchen erzählt von ihren Wünschen

„Ich finde, das ist eine sehr nette und freundliche Geste“, sagte eine ältere Frau, die die ihr von einem Jungen angebotene Rose erst nicht annehmen wollte, dann aber doch dem freundlich-scheuen Lächeln des Kindes erlag. Dass die Teilnehmer der Kundgebung in ihrer Sprache und somit nicht allgemein verständlich gegen Terrorismus und für eine Bleiberecht in Deutschland demonstrierten, störte sie nicht. „Hier können sie ihre Meinung wenigstens ohne Gefahr kundtun. Und so lange sie dies auf eine solche Art und Weise tun, haben ich nichts dagegen“, meinte die Passantin. Aufmerksam lauschte sie auch dem Vortrag eines Mädchens, das in deutscher Sprache seine Wünsche vortrug, darunter den Wunsch auf ein Leben in Frieden und in Freiheit, abseits von Gewalt und explodierenden Bomben sowie die Forderung auf ein Recht auf Bildung – für sich und ihre Landsleute. Dass die Demonstrierenden ihrem Heimatland sehr verbunden sind, wurde anhand der gezeigten afghanischen Nationalflagge und beim Singen der afghanischen Nationalhymne deutlich.

Auf den Plakaten, die die Demonstranten, darunter auch viele Frauen und Kinder, in die Höhe hielten, waren Sätze zu lesen wie „Afghanistan ist nicht sicher“, „Vertrauen Sie auf den Fleiß des afghanischen Volkes“ oder „Auch afghanische Kinder haben Anspruch darauf, in Sicherheit und Freiheit zu leben“ sowie „Gleichbehandlung für alle Migranten“.

In den Reden versicherten die Demonstrierenden, dass sie die kriminellen Handlungen einzelner Personen verurteilen und dass sie „dieses falsche Verhalten“ nicht unterstützen. Eine Rückführung nach Afghanistan lehnen sie kategorisch ab, da das Leben für sie in ihrer Heimat derzeit alles andere als sicher sei. Dies soll laut Zacharia Aria auch bei weiteren Kundgebungen – unter anderem vor dem Stuttgarter Landtag – verdeutlicht werden. Auch dort soll auf die politische Situation in Afghanistan aufmerksam gemacht werden, die viele Tausende Menschen zwinge, selbst innerhalb des Landes aus ihrer Heimat zu fliehen.