Erneut beginnt eine Diskussion in der Stadt über die richtige Sportstättenkonzeption. Die Kosten haben sich innerhalb weniger Jahre verdreifacht. 18 Millionen Euro soll die Modernisierung verschlingen – egal welche Variante die Räte wollen

Sindelfingen - Eines steht fest: Die Entwicklung der Sindelfinger Sportstätten wird teuer. 17 bis 18 Millionen Euro soll es kosten, die Sportplätze und Stadien auf einen zeitgemäßen Stand zu bringen und optimale Voraussetzungen für die Vereine der Stadt zu schaffen. Noch vor fünf Jahren war die Stadtverwaltung von etwas mehr als neun Millionen Euro ausgegangen, nach dem Abzug des Erlöses aus Grundstücksverkäufen hatte sie mit Ausgaben von 4,6 Millionen Euro kalkuliert. Als sich jedoch abzeichnete, dass die Kosten immer weiter explodieren, zog die Verwaltung im vergangenen Jahr die Reißleine. Alles wurde noch einmal neu berechnet, zudem eine Alternative zum bisherigen Konzept erstellt. Am Dienstag stellten der Oberbürgermeister Bernd Vöhringer und sein Team beide Konzeptionen dem Gemeinderat vor.

 

Variante eins ist die überarbeitete Version des ursprünglichen Konzepts. Dieses sieht vor, am Allmendstadion im Gebiet Unterrieden die Leichtathleten zu konzentrieren und am Glaspalast ein Zentrum für Fußballer zu schaffen. Das Floschenstadion, seit Jahrzehnten die Trainingsstätte für die Läufer, Weitspringer und Speerwerfer, soll hingegen abgerissen werden. Auf dem Areal sollen Wohnungen entstehen und ein Park mit Freizeitmöglichkeiten rund um die noch zu renaturierende Schwippe angelegt werden. Eine Sanierung des 50 Jahre alten maroden Stadions würde sich nicht lohnen, sei viel teurer als eine Verlagerung der Sportstätten – hatte vor Jahren das Fazit eines Gutachtens gelautet.

Diese Aussage lässt sich nun nach den enormen Kostensteigerungen nicht mehr halten. Und so sieht der Alternativ-Vorschlag der Sportstättenkonzeption nun plötzlich doch den Erhalt und die Sanierung des Floschenstadions vor. Wohnungen und Park entfallen bei diesem Konzept. Rein finanziell unterscheiden sich die beiden Varianten kaum. Von 17,68 Millionen Euro geht man für den Abriss des Floschenstadions aus, von 17,97 Millionen Euro hingegen für seine Sanierung.

Leichtathleten hängen am Floschenstadion

Geld spielt also bei der Entscheidung keine Rolle mehr. Die Leichtathleten des VfL Sindelfingen waren mit dem Beschluss, ihr geliebtes Floschenstadion abzureißen, sowieso nie glücklich gewesen. Auch die Mitglieder einer Bürgerinitiative von Anwohnern der Arena in der Rosenstraße können aufatmen. Hatten sie doch befürchtet, dass nach dem Abriss des Stadions durch massive Bauten das Bild ihres Stadtteils verändert würde.

Trotzdem bleibt die Frage, wie es innerhalb weniger Jahre zu einer solch immensen Verteuerung des Sportstättenkonzepts kommen konnte. Mehrere Faktoren spielen dabei laut dem Finanzbürgermeister Christian Gangl eine Rolle. Neben der üblichen Preissteigerung habe sich das Projekt „im Laufe der Zeit verändert“. In Zusammenarbeit mit den Sportvereinen seien neue Ideen entwickelt, Pläne geändert worden, „Hinzu kommt, dass wir nun auch die Gestaltung des Freiraums hinzugenommen haben.“ Dazu gehört die Verlegung und Renaturierung des Flüsschens Schwippe sowie die Schaffung eines Parks mit Spielplätzen und Freizeitanlagen. „Es macht Sinn, alle Maßnahmen zusammen zu betrachten und planen“, betont die Baubürgermeisterin Corinna Clemens.

Mit weniger Geld als ursprünglich erwartet rechnet die Verwaltung auch beim Verkauf des Floschenstadion-Areals, sollte die Arena abgerissen werden. Denn Platz wird auch für den geplanten Park gebraucht. Statt mit 4,6 Millionen Euro Einnahmen aus Grundstücksverkäufen rechnet die Stadt nur noch mit 2,6 Millionen.

Mit Bürgern und Vereinen wird nun diskutiert

Die Räte äußerten sich zufrieden darüber „Transparenz in die Kosten“ zu bekommen. Doch stelle sich angesichts der Kostensteigerungen die Frage „wie man in der Kommune künftig mit solchen Großprojekten umgehen will“, sagte Andreas Schneider-Dölker, der SPD-Fraktionschef.

Welche Variante des Sportstätten-Konzepts nun umgesetzt werden soll, darüber soll in den kommenden Wochen debattiert werden. „Wir führen Gespräche mit den Sportvereinen sowie der Bürgerinitiative, auch eine Bürgerinformation ist geplant“, sagt die Baubürgermeisterin Clemens. Am 17. März soll dann der Gemeinderat beschließen, wie es weitergeht: Entweder wird Variante eins – also der Stadionabriss – beschlossen. Oder aber der Gemeinderat beauftragt die Verwaltung, die Sanierung detailliert zu prüfen. Dann würden die Stadträte auf der Basis der Prüfungsergebnisse erst im Herbst eine Entscheidung über die Zukunft des Stadions fällen.