Die Bürgerstiftung sammelt mit einem Charity-Brunch Geld. Originelle Aktionen wie diese ermöglichen auch in Niedrigzins-Zeiten die Förderung vieler Projekte.

Sindelfingen - Immer wieder macht die Sindelfinger Bürgerstiftung mit Aktionen auf sich aufmerksam. So auch an diesem Sonntag, wenn Bürger für einen guten Zweck frühstücken – in aller Ruhe und bei Livemusik. Das Essen reicht für 100 Leute. „Wir rechnen mit mehr als 3000 Euro Einnahmen“, sagt Regine Göppner, die hauptamtliche Mitarbeiterin der Stiftung. Den Charity-Brunch ermöglichen das Hotel Erikson, das das Buffet spendiert, und die Band Five Sundies, die kostenlos Musik macht.

 

„Wir sind in den anhaltenden Niedrigzins-Zeiten auf solche Aktionen angewiesen, um Geld für unsere Projekte zu bekommen“, sagt Göppner. Denn ausgeben darf die Stiftung nur, was das Stiftungskapital von 1,15 Millionen Euro an Zinsen abwirft – zurzeit sind das etwa 30 000 Euro im Jahr. „Ohne zusätzliche Spenden könnten wir nur einen Teil unserer Projekte verwirklichen“, sagt Göppner. Neben dem Zweck, Spenden einzutreiben, haben die originellen Aktionen auch den Sinn, die Bürger auf die Stiftung aufmerksam zu machen. Aufsehen erregte vor vier Jahren eine Kunstauktion. Versteigert wurden 180 Gemälde, Skulpturen und Druckgrafiken, die Sindelfinger Bürger aus ihrem Besitz unentgeltlich zur Verfügung gestellt hatten. 22 000 Euro erbrachte diese Auktion. Sehr gut sei vor einigen Jahren ein Promikochen angekommen mit dem Oberbürgermeister Bernd Vöhringer, dem Bundestagsabgeordneten Clemens Binninger (CDU), dem damaligen Sindelfinger Daimlerchef Eberhard Haller sowie Jürgen Hubbert, dem Vorsitzenden der Bürgerstiftung damals.

87 Zustifter haben Geld zur Verfügung gestellt. „Das fängt bei 25 Euro an“, sagt Göppner. Der größte Stifter ist die Stadt Sindelfingen mit 250 000 Euro. 43 000 Euro flossen im vergangenen Jahr in Projekte in der Stadt.

Viele Projekte für Kinder werden gefördert

Der Schwerpunkt der Förderung der Bürgerstiftung liegt bei Programmen für Kinder und Jugendliche. Viel Geld fließt an den Förderverein kids@kita für seine Aktion Kunststoff. Diese bringt Künstler aus der Region in die Kindertagesstätten. Die Werke, die die Kleinen fertigen, werden alljährlich in der Sindelfinger Galerie ausgestellt. „Ganz neu gibt es dieses Jahr einen Musiktag für Schüler mit Workshops mit professionellen Musikern“, sagt Göppner. Und im sportlichen Bereich organisiert die Stiftung unter anderem den Schülermarathon, bei dem Schüler im Sportunterricht nach und nach die Marathonstrecke von 42 Kilometern erlaufen können.

Kinder und Jugendliche sind auch der Schwerpunkt bei der Böblinger Bürgerstiftung. Das beständigste Projekt der Stiftung, die zehn Jahre alt wird, sind die Schwimmkurse für Grundschüler. „Wir haben festgestellt, dass mehr als die Hälfte aller Erstklässler nicht schwimmen kann“, sagt Ralf Priester, der Geschäftsführer der Stiftung. Pro Jahr dürfen 48 Kinder auf Kosten der Stiftung Schwimmkurse bei der Sportvereinigung (SV) Böblingen besuchen. „Mehr als 160 Kinder haben so in den vergangenen fünf Jahren schwimmen gelernt“, sagt Priester. 22 Projekte in der Stadt kamen im vergangenen Jahr in den Genuss eines Zuschusses der Stiftung. Dazu gehörten auch das Smartphone-Festival des Kulturnetzwerks Blaues Haus und der Reitverein für den Kauf eines Voltigierpferds.

Zehn Prozent der Anträge in Böblingen werden abgelehnt

Jeder Verein könne einen Antrag auf Förderung stellen, sagt Priester. „Doch zehn bis 15 Prozent der Anträge lehnen wir ab. „Das Projekt muss zum Stiftungszweck passen, und es muss nachhaltig sein.“ So habe man beispielsweise abgelehnt, einen Theaterbesuch zu finanzieren. „Das ist etwas Einmaliges ohne Langzeiteffekt.“

Eine Million und etwas mehr als 62 000 Euro beträgt das Stiftungskapital der Böblinger. 25 000 bis 30 000 Euro Zinsen wirft dieses pro Jahr ab. Bei der Böblinger Stiftung gibt es eine sogenannte Komplementärfinanzierung der Stadt. „Wenn jemand 2000 Euro spendet, legt die Stadt die Hälfte davon drauf“, sagt Priester.