Flüchtlingsschwemme – dieses Wort geistert fast inflationär durch die Medien. Landauf, landab stöhnen Bürgermeister und Landräte , weil sie jede Woche neue Asylbewerber zugewiesen bekommen, denen sie Wohnung und Unterhalt gewähren müssen.

 

Doch schauen wir uns die Fakten an: Keine 800 Flüchtlinge sind in diesem Jahr in den Kreis Böblingen gekommen, der 360 000 Einwohner hat. Von einer Schwemme kann da wahrlich keine Rede sein. Und eigentlich müsste es doch ein Leichtes sein, diese Menschen vernünftig unterzubringen.

Und doch könnte jetzt auch bei uns drohen, was anderswo in Deutschland bereits Realität ist: Dutzende von Menschen, die in einer Sporthalle schlafen. Kinder, die zwischen mit Holzwänden und Tüchern provisorisch abgetrennten Kabinen herumwuseln. Noch ist das keine Realität, noch reichen die Plätze in den Flüchtlingsheimen. Doch schon in wenigen Wochen könnte sich das ändern.

Die Kreisverwaltung agiert mit ihrem Notfallplan umsichtig: Lieber die Flüchtlinge in einer Halle trocken und warm unterbringen, als im Winter im Freien stehen lassen. Trotzdem ist es beschämend, wenn in einem so wohlhabenden Kreis wie Böblingen, der zu den wirtschaftsstärksten in Deutschland gehört, Menschen, die alles verloren haben, als Refugium nur ein Feldbett bleibt.

Gefordert sind deshalb nicht nur die Mitarbeiter des Landratsamtes, sondern alle Bürger: Diskussionen wie zuletzt in Sindelfingen, wo Bürger um den Wert ihrer Immobilie fürchten, wenn ein Flüchtlingsheim vor ihrer Tür gebaut wird, darf es nicht mehr geben.

In Kreisen der ehrenamtlichen Flüchtlingsbetreuer sieht man eine Unterbringung in Sporthallen kritisch. „Aber wenn die Menschen draußen stehen, muss man wohl alles ermöglichen“, sagt Sabine Mundle, Sindelfinger Stadträtin und engagiert in einem Arbeitskreis Asyl.

757 Flüchtlinge sind in diesem Jahr im Kreis untergebracht worden, mit weiteren 150 rechnet das Landratsamt bis zum Jahresende. Momentan gibt es sieben Wohnheime im Kreis, in denen 708 Menschen leben. In Leonberg und Herrenberg werden weitere Gebäude zu Heimen umgebaut. Zum ersten Flüchtlingsheim in Sindelfingen will der Landkreis ein ehemaliges Labor in der Nüßstraße von einem Privateigentümer anmieten und umbauen.

Drei Areale, die die Stadt Sindelfingen dem Kreis für den Bau von Asylheimen zur Verfügung stellen wollte, hatte die Kommune nach Protesten von Anwohnern zurückgezogen. Eigene Gebäude wie in anderen Städten hat der Kreis in Sindelfingen nicht – außer den Sporthallen, in die nun Flüchtlinge einziehen sollen .

Kommentar: Beschämend

Flüchtlingsschwemme – dieses Wort geistert fast inflationär durch die Medien. Landauf, landab stöhnen Bürgermeister und Landräte , weil sie jede Woche neue Asylbewerber zugewiesen bekommen, denen sie Wohnung und Unterhalt gewähren müssen.

Doch schauen wir uns die Fakten an: Keine 800 Flüchtlinge sind in diesem Jahr in den Kreis Böblingen gekommen, der 360 000 Einwohner hat. Von einer Schwemme kann da wahrlich keine Rede sein. Und eigentlich müsste es doch ein Leichtes sein, diese Menschen vernünftig unterzubringen.

Und doch könnte jetzt auch bei uns drohen, was anderswo in Deutschland bereits Realität ist: Dutzende von Menschen, die in einer Sporthalle schlafen. Kinder, die zwischen mit Holzwänden und Tüchern provisorisch abgetrennten Kabinen herumwuseln. Noch ist das keine Realität, noch reichen die Plätze in den Flüchtlingsheimen. Doch schon in wenigen Wochen könnte sich das ändern.

Die Kreisverwaltung agiert mit ihrem Notfallplan umsichtig: Lieber die Flüchtlinge in einer Halle trocken und warm unterbringen, als im Winter im Freien stehen lassen. Trotzdem ist es beschämend, wenn in einem so wohlhabenden Kreis wie Böblingen, der zu den wirtschaftsstärksten in Deutschland gehört, Menschen, die alles verloren haben, als Refugium nur ein Feldbett bleibt.

Gefordert sind deshalb nicht nur die Mitarbeiter des Landratsamtes, sondern alle Bürger: Diskussionen wie zuletzt in Sindelfingen, wo Bürger um den Wert ihrer Immobilie fürchten, wenn ein Flüchtlingsheim vor ihrer Tür gebaut wird, darf es nicht mehr geben.