Am Bahnhof soll ein Mobilitätspunkt entstehen. Dazu werden im Moment die Bürger befragt.

Sindelfingen - Wie oft stellen Sie Ihr Fahrrad am Sindelfinger Bahnhof ab? Würden Sie es gerne gegen eine Gebühr in einer abschließbaren Box unterbringen? Nutzen Sie am Bahnhof den Kiss- and-ride-Parkplatz für Autofahrer zum Bringen und Abholen von Personen? Solche und eine Menge anderer Fragen haben in der vergangenen Woche Mitarbeiter der   Ingenieurgesellschaft Verkehr (IGV) Pendlern am Sindelfinger S-Bahnhof und Passanten am Marktplatz gestellt. Die Interviewer waren im Auftrag der Stadtverwaltung unterwegs. Denn diese plant, direkt am Bahnhof einen Mobilitätspunkt zu errichten: mit Parkplätzen für Fahrräder und Pedelecs, einer Aufladestation für elektrische Räder, einem Carsharing-Terminal und verschiedenen anderen Mobilitätsangeboten.

 

Die Idee dazu entstand beim „Strategieprozess Sindelfingen 2025“, an dem sich neben den Stadträten auch 70 Bürger, die durch eine Zufallsauswahl bestimmt worden waren, sowie 60 Experten beteiligten. 32 Projekte zu ganz unterschiedlichen Themen entstanden dabei, die der Gemeinderat im Juli 2014 beschloss. Nach und nach werden diese nun umgesetzt.

„Der Mobilitätspunkt ist ein aufwendiges Projekt, für das wir Zeit brauchen“, sagt Walter Kremp, der Leiter des Tiefbauamts. Vor allem hake es im Moment noch am Grundstück. Denn das dafür vorgesehne Areal, wo momentan noch der alte Güterschuppen stehe, gehöre der Deutschen Bahn. Diese sei aber grundsätzlich zu einem Verkauf bereit, sagt Kremp. „Im Moment laufen die Verhandlungen.“

2200 Quadratmeter stehen auf dem Areal zur Verfügung. Wie diese bebaut werden und welche Angebote Platz finden, darüber sollen die künftigen Nutzer entscheiden. Deren ganz konkrete Interessen werden mit den Bürgerbefragungen ermittelt. Neben den Interviews auf der Straße gibt es noch bis Mitte Mai eine Online-Befragung, bei der jeder seine Vorstellungen und Wünsche angeben kann.

Zuschuss von bis zu 70 Prozent der Kosten in Aussicht

Die Ergebnisse werden ausgewertet und dann einem Planungsbüro übergeben, das einen Entwurf anfertigen soll. Frühestens für das übernächste Jahr rechnet Walter Kremp mit dem Beginn der Bauarbeiten am Bahnhof. Die Kosten schätzt der Projektleiter auf 1,6 Millionen Euro. Doch die Stadt könne dafür einen Zuschuss von bis zu 70 Prozent der Kosten erhalten, sagt Bauamtsleiter. „Dafür müssen wir einen Vertrag mit dem Verband Region Stuttgart schließen und können dann einen Förderantrag stellen.“

Den Ideen zufolge, die beim Strategieprozess gesammelt wurden, könnte der Sindelfinger Bahnhof der Zukunft so aussehen: Morgens parken die Pendler ihr Fahrrad in einer abschließbaren, regenfesten Box oder schließen ihr Pedelec an eine Ladestation an, bevor sie in die S-Bahn steigen. Pendler von außerhalb, die mit dem Auto kommen, tanken ihr Elektromobil den Tag über auf. Touristen und Tagesbesucher können sich gleich am Sindelfinger Bahnhof ein Zweirad mieten. Und Einwohner ohne eigenes Auto haben die Möglichkeit, sich an der Carsharing-Station für gelegentliche Fahrten einen Wagen zu mieten.

„Es sind aber zusätzlich auch noch ganz andere Stationen vorstellbar“, sagt Kremp. „So könnte eine Fahrradwerkstatt einziehen, eine Paketstation wäre denkbar oder eine Ladestation für Handys.“ Nachgedacht werde auch über eine große Anzeigetafel, die in Echtzeit die Abfahrtszeit der Busse am 200 Meter entfernten Busbahnhof angebe. „Dann wissen die Passagiere, die von der S-Bahn kommen, ob sie rennen müssen oder sich Zeit lassen können“, sagt der Projektleiter Kremp. Ob sie eine solche Anzeigetafel für sinnvoll halten – auch dazu werden die Pendler und Passanten befragt.