Der Energiepark an der Gottlieb-Daimler-Schule öffnet am heutigen Freitag. Entwickelt haben ihn die Zwölftklässler des Technischen Gymnasiums für Umwelttechnik.

Sindelfingen - Es wäre doch toll für eine Party in der freien Natur etwas Strom zu haben: für einen Lichtstrahler, für die Musikanlage oder um Handys aufzuladen. Diese Idee stand am Anfang einer genialen Erfindung von drei jungen Männern. Jan Kattin, Christian Dannenberg und Dominik Batsching haben ein mobiles Laufwasserkraftwerk gebaut. Findet die Party in der Nähe eines Bachs oder Flusses statt, hängt man das kleine Kraftwerk einfach ins Wasser – und schon hat man Strom.

 

Zugegeben, der Prototyp erzeugt gerade einmal so viel Energie, dass er eine kleine Glühbirne zum Leuchten bringt. „Aber natürlich kann man unsere Erfindung weiterentwickeln“, sagt Christian Dannenberg. Das aber werden nicht mehr die drei Erfinder machen, sondern ihre Nachfolger: die künftigen Zwölftklässler des Technischen Gymnasiums für Umwelttechnik an der Sindelfinger Gottlieb-Daimler-Schule 2.

Elektroroller für Lasten

Das mobile Wasserkraftwerk ist eines von insgesamt acht Exponaten, die die Gymnasiasten extra für den Energiepark gebaut haben, der heute vom Böblinger Landrat Roland Bernhard eingeweiht wird. Zu sehen ist da beispielsweise ein Elektroroller, mit dem Lasten transportiert werden können und der ausschließlich mit Strom aus Sonnenenergie fährt. Zwei junge Frauen – Kim Truong und Nadine Barth – haben sich mit einem Thema beschäftigt, das zurzeit die Energieexperten umtreibt: Wie kann man Energie aus Windkraft speichern, bis sie gebraucht wird? Noch gibt es keine zufriedenstellende Lösung für das Problem. Die beiden Schülerinnen haben eine Windkraftanlage konstruiert, die einen Pumpspeicher hat. Maikel Sikorski, Andrija Petricevic und Patrick Ribbe bauten ein Auto, das dank Windkraft gegen den Wind fährt.

Die Exponate, die die Schüler unter Anleitung ihres Lehrers Uli Blessing sowie den Mitarbeitern des Jugendforschungszentrums, das in der Schule seine Räume hat, gefertigt haben, sind nur ein Teil des Energieparks. Zu jedem Thema – Solarstrom, Wind- und Wasserkraft – gibt es Vitrinen, in denen die Techniken erklärt werden. Auch diese Infostände haben die Schüler erstellt. Sie sind ein fester Bestandteil des Energieparks, während die nicht witterungsfesten interaktiven Exponate wie der Elektoroller oder die Windräder nur an Aktionstagen ausgestellt werden – dann dürfen die Besucher selbst aktiv werden.

Kreis investiert 360 000 Euro

360 000 Euro hat der Landkreis in den Energiepark investiert. Der geringste Anteil davon floss in die Konstruktionen der Jugendlichen. Diese achteten darauf, möglichst günstig zu bauen – wie die vier Schüler, die eine riesige Windkraftanlage fast ausschließlich aus gebrauchten Materialien fertigten. Teuer war vor allem, das Areal ans Stromnetz anzuschließen. „Der Energiepark ist aber nicht nur für unsere Schule“, sagt die Schulleiterin Karin Bieber-Machner. „Auch Klassen anderer Schulen aus dem Kreis können bei uns vorbeikommen.“ Außerdem werde der Energiepark für Veranstaltungen genutzt. „Es ist ein Messeplatz für technische Ausstellungen“, so Bieber-Machner. Seine Feuerprobe habe der Platz kürzlich bei der Technikerpräsentation bestanden.

Tagsüber steht das Gelände mit den Schautafeln auch Spaziergängern offen, abends wird es geschlossen. Zum ersten Mal dürfen Interessenten die alternativen Energieanlagen der Schüler bei einem Aktionstag am 20. September testen. Die jetzigen Elftklässler werden die Anlagen weiterentwickeln. „Wir wollen den Park stets auf dem neuesten technischen Stand halten“, sagt Herbert Waldschmidt, der Leiter des Technischen Gymnasiums.