Eine Großfamilie mit fünf Kindern darf zusammenbleiben – zumindest vorläufig. Wie es rechtlich weitergeht, ist noch unklar. Die Familie aus dem Bürgerkriegsland Syrien hofft auf Asyl.

Sindelfingen - Khalid Mansour ist erleichtert. Das Stuttgarter Verwaltungsgericht hat die angedrohte Abschiebung gegen ihn und seine Frau Fatima Hamza aufgehoben. Der 60-Jährige und seine drei Jahre jüngere Frau dürfen vorläufig in Sindelfingen bleiben. „Ich bin sehr froh über dieses Urteil“, sagte Mansour, als er am Mittwochnachmittag die Nachricht erhielt.

 

Bereits in der Verhandlung vor dem Stuttgarter Verwaltungsgericht Ende Mai hatte sich diese Entscheidung des Richters abgezeichnet. Das schriftliche Urteil wurde nun beiden Parteien zugestellt.

Wie berichtet, hatte das Ehepaar, das aus Syrien stammt, aber palästinensischer Herkunft und deshalb staatenlos ist, gegen das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geklagt. Dieses hatte Ende Februar erklärt, dass dem Ehepaar in Deutschland kein Asyl zustehe, weil es einen entsprechenden Antrag bereits in Bulgarien gestellt hatte. Das Amt ordnete die Abschiebung von Mansour und Hamza nach Bulgarien an. Dagegen klagte das Paar, das aus dem Bürgerkriegsland Syrien geflüchtet war. In Bulgarien waren die Ehepartner aber nicht als Flüchtlinge anerkannt worden, sondern hatten nur Abschiebeschutz erhalten. Das Paar möchte aber Asyl. Deshalb stellte es im Dezember 2013 in Deutschland erneut einen Asylantrag.

In Bulgarien gab es keine Unterstützung

Mansour und Hamza waren gemeinsam mit ihrer Nichte, deren Mann und deren fünf Kindern geflüchtet. Besonders tragisch ist, dass die 36 Jahre alte Nichte in Bulgarien starb. Dort habe die Krebskranke keinerlei medizinische Hilfe erhalten. „Alle Krankenhäuser haben uns abgewiesen“, berichtete ihr Ehemann Tarek Abd Rabba.

Diese Erfahrungen der Großfamilie seien kein Einzelfall, sagt die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl. Vielen Flüchtlingen würde die medizinische Versorgung verweigert, sogar in Notfällen. Oft lebten ganze Familien auf der Straße, weil man ihnen keine Unterkunft gewähre. Sogar von Inhaftierungen und Misshandlungen von Flüchtlingen in den Gefängnissen berichtet die Menschenrechtsorganisation.

In Sindelfingen hat die Großfamilie Mansour/Rabba mittlerweile eine neue Heimat gefunden. Ehrenamtliche unterstützen sie im Alltag. Die fünf Kinder im Alter von fünf bis 17 Jahren besuchen Kindergärten und Schulen in Böblingen und Sindelfingen und sind gut integriert. Für sie hat mittlerweile Fatima Hamza die Rolle der Ersatzmutter übernommen. Eine Abschiebung von ihr und ihrem Ehemann hätte die Familie auseinandergerissen. Erleichterung über das Urteil herrscht deshalb auch bei der Familie Rabba.

Wie es rechtlich weitergeht, steht noch nicht fest. Beide Familien hoffen, Asyl in Deutschland zu erhalten.