Als Beitrag zum 750-Jahr-Jubiläum organisieren die Sindelfinger Christen den ersten lokalen Kirchentag. Am Freitag geht das dreitägige Spektakel los.

Sindelfingen - Sindelfingen ohne Kirche ist nicht denkbar. Schließlich war der Vorläufer der Martinskirche das erste Gebäude, um das sich dann die Siedlung gruppierte und wuchs. „Deshalb müssen wir uns beim 750-Jahr-Jubiläum auch als Kirche einbringen“, sagten sich die Pfarrer vor zwei Jahren. Und es entstand die Idee eines ökumenischen Kirchentags. Ein Team von 20 Personen – Pfarrer, Haupt- und Ehrenamtliche aus den verschiedenen evangelischen und katholischen Gemeinden sowie Vertreter der Baptisten und Methodisten – hat in den vergangenen 18 Monaten das Konzept für den Kirchentag entwickelt, ein Programm auf die Beine gestellt und die Organisation übernommen. Am Wochenende nun erobert die Kirche die Stadt.

 

Präsenz zeigen die Christen – nur etwa 25 000 der insgesamt 60 000 Einwohner gehören einer Kirche an – nicht nur an allen möglichen Orten der Stadt: auf dem Marktplatz, der gesperrten Planie, und rund ums Rathaus. Auch inhaltlich geht es um die Rolle der Kirche in der Stadt. Das Motto „Kirche findet Stadt/statt“ sei durchaus als Appell zu begreifen, sagt Dirk Steinfort. Der Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung gehört mit zum Organisationsteam. „Wir signalisieren, dass wir Angebote an die Stadt machen, und wir zeigen wichtige gesellschaftliche Themen auf.“ Mehrere hundert Ehrenamtliche aus Gemeindegruppen, Mitarbeiter aus sozialen Einrichtungen, die Betriebsseelsorge und viele andere zeigen am Samstag auf der Straße der Begegnung in der Planie, wie sie sich in der Stadt einbringen. Parallel dazu gibt es verschiedene Veranstaltungen.

Auch Muslime diskutieren mit

„Das ist wie bei einem richtigen Kirchentag. Man kann nicht alles machen, sondern muss aus dem Programm auswählen“, sagt Steinfort. So gibt es im Rathausfoyer am Samstag um 14.30 Uhr einen Vortrag des früheren Ministerpräsidenten Erwin Teufel zum Thema „Kirche findet Stadt“. Anschließend diskutieren Christen und Muslime über die Motive ihres ehrenamtlichen Engagements. Um 16.30 Uhr berichtet der Gefängnisseelsorger Peter Ceelen über seine Arbeit mit Pennern, Fixern, Obdachlosen und Strichern. Und zum Abschluss diskutieren verschiedene Teilnehmer mit dem Oberbürgermeister Bernd Vöhringer darüber, wie sich Kirche in der Stadt einbringen kann. Bereits am Vormittag gibt es die Bibelarbeiten, die die Organisatoren mit Stadtgespräche übertitelt haben. Sie werden vom Landtagsabgeordneten Florian Wahl in der Martinskirche, vom Betriebsseelsorger Hartmut Zweigle im Stiftshof und von einem ökumenischem Team im Rathausfoyer geleitet.

„Neben klassischen kirchlichen Elementen wie dem Eröffnungs- und Abschlussgottesdienst haben wir auch andere unterhaltende“, sagt Kathrin Lichtenberger, Pfarrerin an der Christuskirche. So gibt es am Freitagabend auf dem Marktplatz Kabarett mit Otmar Traber unter dem Motto „Kirche lacht – auch über sich selbst“ sowie Jazz- und Rockmusik und zum Abschluss Bibelballaden. Am Samstag präsentieren auf dem Marktplatz verschiedene kirchliche Gruppen Sing- und Tanzvorführungen.

Wer Stille sucht, findet diese in der Friedhofskapelle auf dem Alten Friedhof. Dort führen am Samstag der Kulturamtsleiter Horst Zecha, der Pfarrer Jens Schnabel sowie Otto Pannewitz, der Leiter der städtischen Galerie, zu den Gräbern bekannter Sindelfinger Persönlichkeiten und erzählen Anekdoten aus der Stadtgeschichte. Alle Angebote sind kostenlos.