Der Oberbürgermeister Bernd Vöhringer hat vier Konkurrenten bei der Wahl am 7. Mai. Um seinen Stuhl im Rathaus muss er aber trotzdem nicht bangen.

Sindelfingen - Eines steht schon jetzt fest. Die drei offiziellen Kandidatenvorstellungen für die Oberbürgermeisterwahl dürften einen gewissen Unterhaltungswert haben. Neben dem amtierenden Oberbürgermeister Bernd Vöhringer treten dieses Mal noch vier andere Bewerber an. Wobei einige davon unter die Rubrik Spaßkandidaten fallen dürften.

 

Nicht sehr ernst meint es in jedem Fall Andreas Ankele, der Wirt der Altstadtkneipe Traube tritt nur an, weil er der Kandidatin Friedhild „Fridi“ Miller Paroli bieten will. „Mein Ziel ist es, mindestens eine Stimme mehr als Fridi zu bekommen“, sagte der 60-Jährige. Denn eigentlich sei er mit der Arbeit des Amtsinhabers ganz zufrieden. „Der Bernd macht das ganz gut.“

Bekannt geworden durch Frauentausch

Das sieht seine Kontrahentin Fridi Miller ganz anders. Die 47-Jährige bewirbt sich, um „die Korruption in der Stadt und im Land zu bekämpfen“. Parallel zur Oberbürgermeisterwahl tritt Miller auch bei der Bundestagswahl an und kündigt an, Bundeskanzlerin zu werden. Ihr oberstes Ziel ist es, „die Situation von Kindern und Jugendlichen zu verbessern.“ Dabei ist für die Sindelfingerin das Schicksal ihrer eigenen Tochter der Antrieb für das politische Engagement. Seit Jahren kämpft sie um das Sorgerecht für die Tochter, sie hat schon etliche Gerichtsverfahren geführt. Bekannt geworden ist die Frau aber vor allem durch ihre Auftritte bei „Wer wird Millionär“ und der RTL-Sendung „Frauentausch“. In Sindelfingen meldet sie sich immer wieder bei Bürgerfragestunden im Gemeinderat und Bürgerinformationen zu Wort und wurde, weil sie sich nicht an die Spielregeln hielt, schon häufiger des Saals verwiesen.

Fast professionell geht Julian Heinkele seine Kandidatur an, verschickt offizielle Pressemitteilungen mit Foto. Wer sie genau anschaut, gerät jedoch ins Schmunzeln. Als dringlichstes Problem der Stadt bezeichnet der 27-jährige Student der Erziehungswissenschaften die „langweiligen Wochenenden in Sindelfingen“. Der Grund dafür sei Bernd Vöhringer, meint Heinkele. „Ich bin jung, dynamisch und kann trinken. Mit mir wird es wieder cool, auch mal in Sindelfingen feiern zu gehen.“ Heinkele ist Kreisvorsitzender der Partei „Die Partei“, die als Spaßpartei gilt und in den vergangenen Jahren bei etlichen Kommunal- und Landtagswahlen angetreten ist.

Bewerbung in letzter Sekunde

Quasi in letzter Sekunde hat Rainer Kellermann am Montagabend seine Bewerbung eingereicht. Nur wenige Minuten vor Ende der Bewerbungsfrist um 18 Uhr ging sein Antrag ein. Der 54-Jährige ist gebürtiger Sindelfinger und arbeitet als Kaufmännischer Angestellter beim größten Arbeitgeber der Stadt, bei Mercedes Benz. „Es kann doch nicht sein, dass es keinen ernsthaften Gegenkandidaten gibt“, begründet Kellermann seine Motivation.

Politische Erfahrung habe er bisher noch nicht gesammelt, sei aber viele Jahre lang als Elternbeirat und Elternbeiratsvorsitzender an der Eichholzschule aktiv gewesen. Die Belebung der Sindelfinger Innenstadt nennt er als sein wichtigstes Ziel. Die Stadt Ravensburg ist dabei sein Vorbild. „Da gibt es Supermärkte in der Innenstadt, nicht auf der grünen Wiese.“ Zudem will er die städtische Gutachtenvergabe eindämmen. „Es kann doch nicht sein, dass man für viel Geld Gutachten, zum Beispiel für das Floschenstadion, machen lässt. Ich würde da drei Elektriker und drei Fliesenleger kommen lassen, die Angebote machen.“ Die geforderten 100 Unterschriften von Bürgern, die seine Kandidatur befürworten, habe er „locker zusammenbekommen“.

Am Mittwoch tagt der Wahlausschuss

Ob alle Kandidaten auch tatsächlich am 7. Mai auf den Stimmzetteln stehen, ist noch nicht klar. An diesem Mittwoch tagt der Wahlausschuss und prüft, ob alle Bewerber die Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehört unter anderem eben, dass 100 Sindelfinger Bürger eine Kandidatur der betreffenden Person unterstützen.

Keine Probleme mit den geforderten Qualifikationen dürfte der Amtsinhaber haben. Für den CDU-Mann ist es bereits die dritte Wahl. 2002 setzte er sich als damals 32-Jähriger gegen vier Mitbewerber durch und wurde das damals jüngste Stadtoberhaupt Deutschlands. Bei seiner Wiederwahl vor acht Jahren gab es mit dem als „Maichinger Ölscheich“ bekannten Wolfgang Frank nur einen Gegenkandidaten, den aber niemand richtig ernst nahm. Dieses Mal hatte die SPD vollmundig angekündigt, einen Konkurrenten aufzustellen, ist aber nicht fündig geworden. In der Bevölkerung genießt Vöhringer breite Zustimmung. Die anderen vier Kandidaten dürften keine ernsthafte Konkurrenz sein, beleben jedoch sicher den sonst eher langweiligen Wahlkampf.