Der schwedische Skandalmonarch Carl Gustaf spaltet das Volk - auch nach seinem aufsehenerregenden Interview am Montagabend.

Stockholm - Lügt der König? Oder hat er mit einem klaren Dementi die Monarchiegegner schachmatt gesetzt? Carl Gustaf, der skandalumbrauste Schwedenkönig, spaltet auch nach dem Aufsehen erregenden Interview, das er am Montagabend der Nachrichtenagentur TT gewährte, Medien, Experten und Öffentlichkeit. Dass es ein "historischer Auftritt" war, wie "Aftonbladet" schreibt, darin sind sich alle einig: "Nie zuvor war ein Monarch gezwungen, Besuche in Stripclubs oder die Kenntnis vom Umgang seines Freundes mit Kriminellen zu dementieren."

 

Doch seit bekannt wurde, dass der zum inneren Zirkel im Königshaus zählende Geschäftsmann Anders Lettström einen berüchtigten Schwerkriminellen anheuern wollte, um angeblich kompromittierende Fotos von Sexpartys in die Hand zu bekommen, die Carl Gustaf und seine Saufkumpane in den neunziger Jahren gefeiert haben sollen, war der Druck auf den Monarchen ständig gewachsen. Der König schwieg, die Medien bombardierten den Hof mit Fragen. Bis er sich schließlich äußerte.

Jetzt freilich sind die wenigsten klüger als zuvor. Klar, scharf und eindeutig war Carl Gustaf nur in seiner Verurteilung von Lettströms "dummen" Umtrieben, von denen er "keine Ahnung" gehabt habe. Lettström habe "mir, meiner Familie und Schwedens Monarchie" geschadet und durch sein "schlechtes Urteilsvermögen" Vertrauen und Freundschaft des Königs verspielt. Und die Fotos? "Die kann es faktisch nicht geben", sagte ein sichtlich geplagter Carl Gustaf apodiktisch.

Worauf tags darauf der Nachtclubbesitzer Mille Markovic ankündigte, dass die Bilder bald schon veröffentlicht würden, dann nämlich, wenn ein Buch über ihn erscheine. So steht jetzt Wort gegen Wort, behaupten die Kommentatoren, und schon dass das Wort des Staatsoberhaupts gegen das Wort eines mehrfach verurteilten Gangsters gewogen wird, zeigt den Vertrauensverlust, der Carl Gustaf getroffen hat.

Über seine Liebelei mit der "Army of Lovers"-Sängerin Camilla Henemark verweigerte er die Auskunft, über seine Besuche in Stripclubs eierte er herum. Er "glaube nicht", dass er in den Etablissements in Atlanta und Bratislava war, in denen ihn viele Zeugen gesehen haben wollen. Bei der Frage, ob er sich von leicht bekleideten Damen servieren ließ, fielen ihm nur die berühmten Folies-Bergère in Paris und das Oktoberfest in München ein, wie er auch nicht ausschließen wollte, dass es Paparazzi-Aufnahmen vom Baden auf der Insel Öland geben könne.

Den Gedanken an einen Thronverzicht zu Gunsten seiner Tochter weist der König von sich

Deftiger wurde es nicht. Und die berüchtigten Gelage in Markovic' Club Power, die "Serviermädchen", die angeblichen Sexshows? "Ich kann nicht behaupten, dass das so war", lautete der königliche Widerspruch. Das reicht den Royalisten wie Anders Linder, dem Chefredakteur von "Svenska Dagbladet", der die Skandale für einen von Monarchiefeinden angezettelten "Mediensturm" hält: "Jetzt hat der König klar und eindeutig dementiert, und wer das infrage stellen will, braucht harte Beweise. Aus diesem Knochen lässt sich keine Suppe mehr kochen." "Er lügt, lügt, lügt", wirft hingegen Deanne Rauscher, Co-Autorin des im vergangenen Jahr erschienenen Skandalbuchs "Der widerwillige Monarch", Carl Gustaf vor. "Man weiß ja, dass er im Club war. Ich habe mit mehreren Frauen gesprochen, die ihn dort sozusagen bedient haben."

Der Staatsrechtler Olof Ruin sieht keinen Grund, die Glaubwürdigkeit des Königs anzuzweifeln. "Aber es wäre klug gewesen, wenn er sofort so reagiert hätte." "Wenn alles nur Verleumdung war, warum sagte er das nicht gleich", fragt der Kommentator Peter Wolodarsky in "Dagens Nyheter". "Wenn es keine zweifelhaften Milieus und kompromittierende Bilder gab, warum heuerte dann ein Königsfreund einen Kriminellen an, um an Fotos zu kommen, die es nicht gibt?" "Ein neues Kapitel in der Geschichte der schwedischen Monarchie ist geschrieben, und es ist kein ehrwürdiges", schreibt das "Aftonbladet".

Der König habe mit seinem Auftritt den Einsatz für seine Vertrauenskrise drastisch erhöht, meint Wolodarsky. "Jetzt entscheidet die Wahrheit, wie es weitergeht." Anders sieht dies der Historiker Jes Fabricius Möller: "Entscheidend ist nicht, ob die Geschichten wahr sind, sondern ob die Schweden dem König glauben." Den Gedanken an einen Thronverzicht zu Gunsten seiner Tochter Victoria wies Carl Gustaf in dem Interview als "irrelevant" zurück.