Die weiße Saison ist beendet. Stars wie Laura Dahlmeier, Martin Fourcade, Peter Prevc und Lara Gut haben sie geprägt. Die Gewinner des Wintersports in der Übersicht.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Zu den herausragenden Athleten des Ski-Winters gehört zunächst Laura Dahlmeier. Die kleine, schmale Biathletin sieht fast ein wenig zerbrechlich aus. Man möchte ihr einen Teller Suppe hinstellen, doch der Eindruck trügt: Sie besteht offenbar nur aus Muskeln und Sehnen. Das drahtige Persönchen lässt ja in seiner Freizeit kaum eine Gelegenheit aus, sich mit Leidenschaft dem hochalpinen Bergsteigen zu widmen. Wenn bei Männern von Naturburschen die Rede ist, muss man Laura Dahlmeier als Naturmadl bezeichnen. Von ihrer Konstitution lebt sie.

 

Das zarte Wesen aus Partenkirchen schlüpfte in diesem Winter in die Rolle der neuen Magdalena Neuner – auch wenn Lara Dahlmeier auf solche Vergleiche pfeift. Sie war krank, musste Weltcuprennen sausen lassen, doch pünktlich zur WM in Oslo war sie wieder da. Anderen Athleten wäre es mit einem gerade auskurierten Infekt kaum gelungen, so kräftig in den Medaillentopf zu greifen wie Dahlmeier. Gold in der Verfolgung, Silber im Massenstart – und drei Bronzemedaillen gab es obendrauf. Trotz Rückschlägen hat sich die 22-Jährige zum Fräuleinwunder der Lauf- und Schießgesellschaft gemausert. „Es hat extrem viel Spaß gemacht, und ich hätte im Leben nicht mit so vielen Medaillen und Podestplätzen gerechnet“, sagt Dahleimer, die für gewöhnlich auch gerne mal plaudert wie ein Wasserfall.

Das Maß der Dinge

Bei den Männern ist zweifelsfrei Martin Fourcade das Maß der Dinge gewesen in der Sparte Biathlon. Wer gewinnen will, muss erst einmal den Franzosen hinter sich lassen – den wenigsten Konkurrenten ist das bei der WM gelungen. Vier Goldmedaillen gewann er in Oslo, eine silberfarbene Auszeichnung war auch dabei. Keinem Athleten hat der norwegische König Harald V. öfter die Hand geschüttelt als Fourcade. Und es heißt, den zwei Dauergästen auf dem Podest soll gegen Ende der WM der Gesprächsstoff ausgegangen sein. Sie hatten ja über alles schon geredet. Einmal wünschte sich der Monarch indirekt, Fourcade möge doch zur Abwechselung mal einen anderen nach vorne lassen – am besten einen Norweger. Ein König ohne patriotische Gesinnung ist kein König.

Martin Fourcade ist der König der Biathleten. Der Mann aus den Pyrenäen wird auf der Langlaufpiste zum Tier und präsentiert sich als exzellenter Schütze. Er befindet sich auf dem besten Weg, eine ähnlich beeindruckende Karriere hinzulegen wie die norwegische Legende Ole Einar Björndalen, der über Fourcade sagt: „Er ist kompletter, als ich es je war.“ Und was sagt der so hoch Gelobte? „Ich weiß, dass es Wichtigeres im Leben gibt als Biathlon.“ Er meint damit seine Tochter Adele.

Der Bruder holt auf

Eine Tochter hat der Skispringer Peter Prevc nicht, dafür aber einen Bruder, der es richtig draufhat. Domen Prevc hat in diesem Winter gezeigt, was er kann, unter anderem mit einem neuen Rekord auf der Schanze in Titisee-Neustadt. Da bahnt sich zwischen den slowenischen Brüderns Peter (23) und Domen (16) eine art Klitschko-Duell im Skispringen an. „Wir geben unser Bestes“, sagt der sieben Jahre ältere Bruder und lächelt – noch gibt er den Ton an.

So gewann Peter Prevc mit drei Siegen locker vom Hocker die Vierschanzentournee 2016. Danach folgten neun weitere Weltcuperfolge, was dazu führte, dass er ganz souverän den Gesamtweltcup vor Severin Freund gewann. Ähnlich klar setzte sich auch der Deutsche Eric Frenzel in der Nordischen Kombination durch und holte sich zum vierten Mal nacheinander den Gesamterfolg ab.

Von Vonns Ausfall profitiert

Turmhoch überlegen siegte bei den alpinen Rennläuferinnen die Schweizerin Lara Gut zwar nicht – auch weil sie von der Verletzung ihrer Widersacherin Lindsey Vonn profitierte. Doch der erste Gesamtweltcuperfolg tat der Tessinerin unheimlich gut. Noch nie hatte sie einen solchen Triumph gefeiert – bei Großveranstaltungen kam sie über Silber bisher nicht hinaus. Nach dem Gewinn der Großen Kugel darf sie sich jetzt aber als beste Skifahrerin der Welt bezeichnen.

„Das freut mich sehr“, sagte Gut und gab sich erstaunlich zurückhaltend. Mit weniger Zurückhaltung wurde ihr Erfolg in der Schweiz gefeiert. Der letzte Gesamtsieg gelang Vreni Schneider schließlich anno 95. Doch am besten war an dem Triumph, den US-Star Vonn besiegt zu haben – eine neue Episode im Zickenkrieg, der schon seit Jahren schwelt. Als 2011 eine Zeitung für ein Doppelinterview mit den beiden Rennläuferinnen anfragte, lehnte Guts Management ab. Sie sei gerne bereit für ein Interview mit Anna Fenninger, Tina Maze oder Viktoria Rebensburg – doch mit Vonn wolle sie „neben der Piste nichts zu tun haben“.