Im Bereich der Geislinger Straße/Inselstraße in Stuttgart-Wangen steht seit Langem eine Skulptur, deren Form für Spekulationen sorgt.

Wangen - Wangen - Im Vorbeifahren fällt sie den meisten Autofahrern kaum auf. Doch wer zu Fuß an der Ecke Geislinger Straße/Inselstraße unterwegs ist, dem dürfte die eiserne Skulptur schon mal ins Auge gefallen sein. Schließlich steht sie schon seit fast 30 Jahren an diesem Platz. Aber was genau hat es mit der Skulptur auf sich? Wieso wurde sie dort aufgestellt? Und was soll sie darstellen?

 

Bei der Plastik handelt es sich um ein Werk des Bildhauers Lutz Ackermann. Einen Titel gab der Künstler seiner Skulptur nicht, aber er bewarb sich Ende der 1980er-Jahre mit seinem Kunstwerk um die Teilnahme an einer Ausstellungsreihe des Kulturamts. Unter dem Motto „Plastik im Freien 1988/89“ wurden damals sieben Skulpturen in unterschiedlichen Stuttgarter Stadtbezirken aufgestellt. Mit der Ausstellung sollte zum einen das Stadtbild verschönert und der Betrachter zur Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst angeregt werden. Zum anderen sollten die Künstler die Möglichkeit bekommen, ihre Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Der Bezirksbeirat sprach sich für den Standort aus

Als das Kulturamt der Teilnahme Ackermanns zugestimmt hatte und klar war, dass seine Skulptur im Stadtbezirk Wangen stehen soll, sprach sich der Wangener Bezirksbeirat für den Standort an der Ecke Geislinger Straße/Inselstraße aus. Dort wurde die Plastik im November 1988 aufgestellt. Und eigentlich sollte sie dort auch nur für ein Jahr stehen bleiben. Doch dann entschied die Stadt, die Skulptur zu kaufen und an ihrem Standort zu belassen. Schließlich, so heißt es in einem Protokoll von damals, werde das Kunstwerk „von der Bevölkerung grundsätzlich positiv aufgenommen“.

Mittlerweile hat Lutz Ackermanns Plastik also schon seit fast 30 Jahren ihren festen Platz in Wangen. Aber was genau soll die eiserne Skulptur eigentlich darstellen? Auf den ersten Blick meinen viele, eine Kanone zu erkennen. Liest man aber die Erläuterung, die Ackermann selbst über sein Kunstwerk geschrieben hat, ergibt sich ein anderes Bild. Darin erklärt der Künstler: „Ausgangspunkt für meine Skulptur war ein gefundenes Eisenteil, das eine visuelle Faszination auf mich ausübte.“ Mit der Plastik, so Ackermann, wolle er „unter anderem an das Eisen erinnern, das zu Beginn unseres Jahrhunderts die Assoziation zu brutaler Gewalt und Zerstörung“ wachgerufen habe. Gleichzeitig, so der Künstler, stehe das Eisen aber auch für „friedliche Dinge“ wie gewagte Brückenkonstruktionen oder Lokomotiven.

Ein Fantasiewesen aus Eisen

Wer also auf den ersten Blick meint, in der Skulptur eine Kanone zu erkennen, sollte doch noch mal genauer hinschauen. Denn dann werden ziemlich schnell die Merkmale einer Dampflokomotive deutlich – auch wenn es sich bei der Plastik in gewisser Weise um ein Zwitterwesen handelt. Wie der Wangener Ortschronist Martin Dolde sagt, ist die Skulptur nämlich ein Fantasiewesen, „eine Dampflok mit Reptilienschwanz“.