Rund 400 Aussteller präsentieren qualitätsvolle Produkte. Alle sind vorher auf die Slow-Food-Kriterien getestet worden. Zeitgleich findet die „Fair Handeln“ statt.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Der Bäckermeister Heinrich Beck vergleicht seinen Albweizen gerne mit einem guten Wein. Die alte Weizensorte wächst doppelt so hoch wie konventioneller Weizen, hat aber deutlich kürzere Ähren. „Wir haben im Vergleich nur 55 Prozent Ertrag, aber wir haben den Geschmack und das Aroma“, sagt der Chef von Beckabeck aus Römerstein (Kreis Reutlingen). Vor 20 Jahren hat er die Landwirte, die ihn beliefern, überredet, alte Weizen-, Dinkel- und Roggensorten anzubauen. „Die ersten zehn Jahre waren hart, doch heute ist das trendy“, sagt Beck.

 

Der Bäcker von der Alb ist einer von rund 400 Ausstellern auf der Slow-Food-Messe Markt des guten Geschmacks, die parallel zur Messe Fair Handeln von Donnerstag, 12., bis Sonntag, 15. April, in der Landesmesse stattfindet. Das diesjährige Motto lautet „Vielfalt schmecken, Besonderes entdecken“. Die Produkte, die an den vier Tagen in den Hallen 3 und 5 präsentiert werden, entsprechen alle den Slow-Food- Kriterien. Geschmack verfälschende Zusatzstoffe sind beispielsweise tabu. „Es sind auch Aussteller und Produkte von uns abgelehnt worden“, sagt die Vorsitzende von Slow Food Deutschland, Ursula Hudson. Seit 20 Jahren setzt sich der Verein für gute, saubere und faire Lebensmittel sowie den Erhalt lokaler Traditionen ein. Nicht nur deutsche Aussteller sind auf der Messe vertreten, 48 Firmen aus dem Ausland bedeuteten einen neuen Rekord, so Messe-Geschäftsführer Roland Bleinroth.

Kochwerkstatt mit Sterneköchen

Neu ist in diesem Jahr die Kochwerkstatt, für deren Leitung Slow Food sogar einige Sterneköche gewinnen konnte, wie Herbert Hintner aus Eppan in Südtirol, Dieter Müller von der MS Europa und den Heidelberger Sternekoch Martin Scharff, der beispielsweise schrittweise durch die Herstellung einer klassischen Sauce béarnaise führt. Die meisten, aber nicht alle Kurse seien ausverkauft, sagt Bleinroth.

Ebenfalls zum ersten Mal gibt es auf dem Markt des guten Geschmacks einen Schwerpunkt zum Thema Saatgut. „Denn das Saatgut, sein Erhalt in samenfesten Sorten, das Recht auf Vermehrung sind die Grundlagen der Sicherung von Lebensmittelsouveränität überall auf der Welt“, sagt die Slow-Food-Vorsitzende Ursula Hudson. Auch eine Vinothek gibt es auf der Messe, präsentiert werden mehr als 200 deutsche und 34 italienische Weine.

„Fair Handeln“ ist stark gewachsen

Am Donnerstag, dem Fachbesuchertag, erwartet Hudson wieder viele Gastronomen und Einzelhändler. Diese würden sich die Messe inzwischen schon ein Jahr im Voraus im Kalender eintragen, erzählt die Slow-Food-Vorsitzende. Am Freitag ist Familientag .

Die Halle 3 ist deutlich größer als die ursprünglich belegte Halle 2. Der Mehrbedarf an Fläche liege an dem Wachstum der Fair Handeln, erklärt der Messe-Chef. Diese belegt 5000 Quadratmeter in Halle 3. 137 Aussteller aus 13 Ländern sind vertreten – das ist ein Plus von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 30 Prozent mehr Fläche wird belegt. „Das ist fantastisch“, meint der Geschäftsführende Vorstand der Stiftung Entwicklungszusammenarbeit Baden-Württemberg, Karl-Hans Schmid. 2005 habe man mit gerade mal 22 Importorganisationen im Haus der Wirtschaft angefangen. Heute sei die Fair Handeln „Deutschlands älteste und bedeutendste Fach- und Verbrauchermesse in Sachen Fairer Handel“, berichtet Bleinroth. Die Schirmherrschaft für die Messe übernimmt in diesem Jahr Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Es gibt einen Themenpark zu afrikanischen Produkten, Freitag ist Kinder- und Jugendtag – unter anderem gibt es Informationen zu Freiwilligendiensten. Schließlich ist die Fair Handeln nicht nur eine Verbrauchermesse, sondern auch eine Informationsbörse.