Mit einem „Smartmob“ demonstrieren Frauen auf dem Schlossplatz gegen Lohndiskriminierung. Seit zehn Jahren machen Frauen am Equal Pay Day darauf aufmerksam, dass sie für die gleiche Arbeit weniger Geld bekommen.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Stuttgart - Schwarze Kleidung kombiniert mit roten Schuhen und roten Taschen; um sich gegen den Dauerregen zu schützen hatten einige sogar noch rote Regenschirme dabei. Das rot stehe für die roten Zahlen auf dem Konto, sagte eine der Frauen, die an dem „Smartmob“ für Frauenrechte teilnahm. Smart wiederum das stehe für eine „kleine, clevere Aktion“, um darauf aufmerksam zu machen, dass Frauen den gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit fordern, erklärt Bärbel Illi, Frauensekretärin bei der Gewerkschaft Verdi.

 

77 Tage umsonst arbeiten

Am Equal Pay Day – der in diesem Jahr auf den Samstag, 18. März, fiel – machen Frauen in Deutschland seit zehn Jahren darauf aufmerksam, dass sie für die gleiche Arbeit weniger Geld als Männer bekommen. Der Aktionstag markiert symbolisch den geschlechtsspezifischen Gehaltsunterschied, der laut dem Statistischen Bundesamt derzeit 21 Prozent beträgt. 21 Prozent verdienen Frauen weniger als Männer bei gleicher Leistung, umgerechnet entspricht dies 77 Tagen. Das bedeutet, würden Frauen und Männer tatsächlich den gleichen Stundenlohn bekommen, dann steht der Equal Pay Day für den Tag, bis zudem Frauen umsonst arbeiten, während Männer schon seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden.

Nur leichte Annäherung

In zehn Jahren, seit dem Start der Aktion in Deutschland, hat sich der Tag nur minimal nach vorne verschoben: Im Jahr 2006 betrug der Gehaltsunterschied noch 23 Prozent. Leni Breymaier hofft, der Tag verschiebt sich endlich bald auf Februar. „Ich bin auch zuversichtlich, dass ich es noch erleben werde, dass der Tag irgendwann tatsächlich auf ersten Januar fällt“, sagt die 56-jährige Gewerkschafterin und SPD-Landesvorsitzende in Baden-Württemberg.

Der Tag also, an dem Frauen und Männer gleich bezahlt werden. Es sei schlicht die Verpflichtung ihrer Frauengeneration, die Lohngerechtigkeit an die nächste Generation weiterzugeben. „Wir haben von unseren Vorgängerinnen zum Beispiel das Frauenwahlrecht geerbt“, sagte Breymaier bei der kleinen Demonstration am Schlossplatz.

170 Jahre bis zur Gleichstellung

Laut dem „Global Gender Gap Report“, veröffentlicht vom Weltwirtschaftsforum, dauert es aber noch etwa 170 Jahre bis Frauen und Männer wirtschaftlich gleichgestellt sind – wenn es im aktuellen Tempo weitergeht. „Das ist mir entschieden zu lang“, sagt auch Gabriele Frenzer-Wolf, stellvertretende DGB-Landesvorsitzende. Ihre beiden Töchter seien jetzt 21 und 22 Jahre.

„Die solle die Ernte unserer Forderungen einfahren können.“ Es ärgert sie zudem, dass viele Institutionen den Gender Pay Gap „runter rechnen“. Die Begründungen dafür seien allein schon Diskriminierung. „Es ist selten eine private Entscheidung, wenn Frauen in Teilzeit gehen“, sagt Frenzer-Wolf. Zudem seien typische Frauenberufe generell schlechter honoriert, weshalb es immer noch Nahe liege, dass die Frau daheim bleibt oder ihre Arbeitszeit reduziert.

Unterschiede in Deutschland am größten

Laut einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) aus dem Jahr 2012 ist der Gehaltsunterschied zwischen Männer und Frauen sogar in keinem anderen europäischen Land so groß wie in Deutschland. „Mich regt es auf, dass gerne gesagt wird, das liegt daran, weil Frauen eben schlechter verhandeln“, sagte Manuela Rukavina, Vorsitzende des Landesfrauenrats. Die Verhandlungen machen aus ihrer Sicht nur einen „Mini-Anteil“ aus. Sie fordert deshalb von der Politik, dass sie „endlich den Mut hat, sich mit der Wirtschaft anzulegen, um die Entgeltgleichheit“ durchzusetzen wie in Island zum Beispiel.