Geschichte wiederholt sich doch. Vor genau 40 Jahren ist der VfB schon einmal in die Erste Liga aufgestiegen. Damals feierte man mit einem Freundschaftsspiel gegen Vizemeister Schalke 04, Tony Marshall und Engtanz auf einem Parkplatz.

Stuttgart - Es war eine Punktlandung. Mit einem 0:0 bei Eintracht Trier schaffte der VfB am 21. Mai 1977 den Wiederaufstieg in die Erste Liga. 18 000 Zuschauer waren da, die Schwaben unter ihnen rannten nach dem Abpfiff auf den Platz und herzten ihre Lieblinge. Einige brachten gleich ihre Sektflaschen mit aufs Feld. Die Party stieg in Trier – in der Heimat wurde erst zwei Tage später so richtig gefeiert.

 

Und zwar mit einem Freundschaftsspiel gegen den Vizemeister der Bundesliga, den FC Schalke 04. Hernach lud man zur Hocketse auf die Parkplätze P 1 und P 8. Am P 1 steht heute das Business Center, am P 8 das Kunstturnforum. Dort baute man Biertische und Bierbänke auf, diverse Biertanks sowie einen Weinbrunnen. Fürs Unterhalten zuständig waren die Royal Garden Ramblers, angekündigt als „Stuttgarts bekannteste Dixieband“, Willy Seiler, Sänger von „Schaffe, schaffe Häusle baue“ und Moderator der Volksmusiksendung „Im Krug zum Grünen Kranze“, sowie Tony Marshall, der Helene Fischer seiner Zeit.

Auf dem Hofbräu-Bus fuhr die Mannschaft durch Stuttgart

Bevor er auf die Pauke hauen durfte, drehte die Mannschaft am Montagnachmittag eine Runde durch Stuttgart. Die Chroniken berichten: „Die erfolgreiche Mannschaft mit Freundinnen, Bräuten und Frauen und mit Trainer Jürgen Sundermann kurvte im Hofbräu-Bus durch Stuttgart, begleitet von zwei Oldtimer-Kabriolets aus Künzelsau, in dem sich weitere Spieler durchs sonnige Stuttgart fahren ließen.“ Eigentlich wollten sie die Schalker in Leonberg an der Autobahn abholen. Doch der Bus aus Gelsenkirchen hatte Verspätung, also machte sich der VfB auf zu den Fernsehstudios des Süddeutschen Rundfunks im Park der Villa Berg. Die Spieler wurden für die „Landesschau“ interviewt.

Einer war allerdings nicht zu sehen. Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder machte die Gratulationscours nicht mit. Er war als Staatssekretär im Finanzministerium gefordert. Ein „Insider“ verriet damals der Presse: „Der war jetzt 14 Tage weg, der muss auch mal wieder eine Akte in die Hand nehmen.“

Des Abends war er im Neckarstadion. Der VfB gewann 5:1. Das Sportliche war Nebensache, der Berichterstatter verzeichnete: „Stimmungsmacher Tony Marschall zollte dem VfB Tribut: ,. . . heute feiern wir’, sang er nach VfB-Manier weiß-rot gewandet. Als er anhub ,Fußball ist unser Leben’, wußten die Fans im Stadionrund zu ergänzen: ,Bundesliga, wir sind wieder daa!’ „

Lieber jubeln als raufen

Anschließend ging’s weiter auf den Parkplätzen. Wir blättern wieder in den Chroniken und lesen: „20 000 Fans, ausgelassen vor Freude, hatten sich da auf den Bänken und auf dem Rasen vor dem Stadion zusammengedruckt, Unmengen von Bier und Wein waren geflossen – da sollten keine Zusammenstöße und Rempeleien passiert sein?“ Antwort der Polizei: „Wissen Sie, die Leut’ waren so glücklich, die sind sich lieber in den Armen gelegen als zu raufen.“ Trikots sah man damals übrigens sehr selten, der wahre Fan trug Jeansjacke mit Aufnähern. Und die weiß-roten Kappen waren selbst gestrickt.

Einen Misston gab es allerdings doch. Ein Kollege hatte entdeckt, dass sich Wichtigtuer und Aufschneider samt „Frauen, Tanten und Anverwandten“ den Weg zur Mannschaft im abgetrennten Bereich gebahnt hatten. „Wir sind von der Stadt“ sei ihr Sesam öffne Dich gewesen. Und weiter: „Aber auch diese im Schwabenland immer unerträglichere Raffgier nach Sonderplatz und Sonderstellung von subalternen kommunalen Persönlichkeiten vermochte die Stimmung bis ein Uhr früh nicht zu trüben.“