Drei Jahre nach dem Einstieg in den Zukunftsmarkt siedelt der Bosch-Konzern den Sitz der neuen Sparte in Arnstadt in Thüringen an.

Arnstadt - Es ist die zweitgrößte Investition in der Geschichte des Bosch-Konzerns. Die jüngste Unternehmenstochter Solar Energy wird seit Freitag aus dem thüringischen Arnstadt gelenkt. Bosch-Chef Franz Fehrenbach und Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) eröffneten den neuen Hauptsitz, in den der weltgrößte Automobilzulieferer in den vergangenen zwei Jahren rund 530 Millionen Euro gesteckt hat.

 

Bis 2012 sollten dort mehr als 1000 neue Stellen entstehen, davon 600 in diesem Jahr, kündigte Fehrenbach an. In der neuen Solar-Zentrale sind Zell- und Modulfabriken, Verwaltung sowie Forschungs- und Ausbildungszentrum vereint - vom Ziehen der Siliziumkristalle bis zum fertigen Solarmodul alles unter einem Dach. "Der Standort Arnstadt ist von nun an das Kompetenzzentrum", sagte der Chef, der von einem Meilenstein für Bosch sprach.

Bosch will die Solarsparte weiter ausbauen

Bosch war 2008 bei der damals börsennotierten Erfurter Ersol AG in die Solarsparte eingestiegen. Seitdem hat die Gruppe laut Fehrenbach mehr als zwei Milliarden Euro in das neue Geschäftsfeld gesteckt. In diesem Jahr will Bosch Solar Energy erstmals die Umsatzmarke von einer Milliarde Euro übertreffen. Die Investition in Arnstadt unterstreiche, "dass Bosch konsequent an dem Ziel festhält, in der Fotovoltaik eine weltweit bedeutende Rolle zu spielen", betonte Fehrenbach.

Das Beispiel Arnstadt entkräfte auch die Kritik, dass Deutschland der Branche zwar die Subventionen zahle, die Arbeitsplätze aber im Ausland entstünden, sagte Fehrenbach. Zugleich betonte er aber, die Wachstumsmärkte lägen künftig in den sonnenverwöhnten Ländern rund um den Äquator. Bosch Solar baut derzeit für 520 Millionen Euro einen neuen Standort in Malaysia auf, der den südostasiatischen und den amerikanischen Markt abdecken soll. Außerdem errichtet Bosch gegenwärtig im französischen Vénissieux eine weitere Modulfertigung, die Anfang 2012 den Betrieb aufnehmen wird.

Bosch will die Solarsparte weiter ausbauen - auch um unabhängiger vom Autogeschäft zu werden. 2010 erwirtschaftete der Konzern 60 Prozent seines Umsatzes von 28 Milliarden Euro mit der Autobranche. Die Solarsparte erlöste rund 900 Millionen Euro, davon knapp zwei Drittel in Deutschland. Weltweit hat sie 3500 Mitarbeiter.

Solartechnik aus dem eigenen Haus

Bosch betreibt in der neuen Fabrik auch ein eigenes Ausbildungszentrum. Dort können 150 junge Leute auf Berufe wie Mechatroniker, Industriemechaniker oder Verfahrensmechaniker vorbereitet werden. Beim Bau des Werkes sei auch Solartechnik aus dem eigenen Haus eingesetzt worden, sagte Fehrenbach weiter. Die Fassadenverkleidung am Verwaltungsgebäude sei eine Weltneuheit. Sie bestehe aus 620 jeweils vier Meter hohen Lamellen mit Dünnschicht-Solarmodulen und diene als Energieerzeuger und Schattenspender.

Insgesamt seien Fotovoltaiksysteme mit einer Leistung von mehr als einem Megawatt an den Gebäuden installiert, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung. Die Anlagen erzeugten jedes Jahr gut eine Million Kilowattstunden Strom und könnten damit den Bedarf der Büros der gesamten Zentrale abdecken. dpa/dap