Beim Schlosserlebnistag auf der Solitude konnten Besucher auf dem Kunst- und Kreativmarkt kramen. Dabei trafen sie auch auf beinahe ausgestorbene Berufe.

West - Gerade mal sein Schnäuzlein schaut unter der Decke hervor. Die Besucher, die so langsam eintrudeln, stören den Rauhaardackel nicht, der es sich auf der handgefertigten Massivholzbank gemütlich gemacht hat. Sie wurde in der Möbelzimmerei von Gisela und Gunter Pfizenmaier geschaffen. Nun steht sie im Wandelgang hinter den Arkaden, die rund um das Sockelgeschoss des Schlosses Solitude verlaufen. Das Ehepaar nimmt teil am Kunst- und Kreativmarkt, der zum Schlosserlebnistag unter dem Motto „Schlossspitzen“ veranstaltet wird.

 

Aussteller aus dem ganzen Land

Mehr als 40 Kunsthandwerker und Kreativschaffende aus ganz Baden-Württemberg sind gekommen, um ihre Arbeit und ihre „schönen Dinge“ rund um das Lustschloss des Herzogs Carl Eugen zu präsentieren. „Ich bin zum ersten Mal dabei“, sagt Pia Naumann, die Türstopper und Kissen in allerlei Tierformen als Einzelstücke herstellt. „Mich hat das Ambiente gereizt. Leider spielt das Wetter nicht ganz mit.“ Das stört Helmut Balz weniger. Auch er zeigt zum ersten Mal auf der Solitude seine selbstkreierten Holzfiguren aus Astgabeln. Er sei angesprochen worden von den Machern des Arbeitskreises Kunst und Handwerk, die neben anderen Märkten auch jenen auf der Solitude organisieren, ob er mitmache. „Schön hier, mal sehen, was rauskommt“, sagt er. Der Kunsthandwerker hofft, dass durch Verkäufe zumindest die Standmiete wieder reinkommt. „Der Quadratmeter kostet so um die 25 Euro. Mein Stand ist ja klein.“

So sehen das auch einige der anderen Aussteller. Zum zweiten Mal präsentiert Gisela Schwach Schmückendes zu jeder Gelegenheit auf der Solitude. Sie präsentiert unter anderem Schmuck aus Silberdraht, gestrickten Schmuck und allerlei farbenfrohe Fleecejacken. „Hier oben ist es einfach schön sich zu präsentieren – bei dieser Aussicht.“

Von ihrem Stand aus blickt sie hinab nach Weilimdorf, über die Strecke, die einst der Herzog anlegen ließ als direkt Verbindung in seine Residenzstadt Ludwigsburg. In Gänze existiert diese freilich nicht mehr. Doch genau dieser Blick und das Schloss sind es, die Hochzeitspaare auf die Solitude ziehen. „Und wir bieten den Schmuck dazu an“, schmunzelt Gisela Schwach. Die Solitude ist ein Ausflugsziel – und so hoffen einige der Aussteller, neues Publikum generieren zu können. Barbara Gröber ist das schon gelungen. Die Schmuckdesignerin vom Bodensee ist ebenfalls zum zweiten Mal mit von der Partie. „Anfangs braucht es schon, aber in diesem Jahr sind Kunden wieder an meinen Stand gekommen, die ich vergangenes Jahr kennen gelernt habe.“

Grandioser Blick

Das Angebot ist bunt, die Materialien vielfältig. Es reicht von bemalten Seidentüchern, Umhängen und Jacken aus selbst gefilzter Wolle und Kinderkleidern über Heiledelsteine, Leder-, Silber- und Goldschmuck bis hin zu Gemälden, Kleinskulpturen, neuen Möbeln und alten Vintage-Exemplaren, Windspielen oder Wohnaccessoires wie Metallschilder mit liebevollen Sprüchen.

„Ich finde hier immer was, einige Geburtstagsgeschenke habe ich schon“, schwärmt eine Besucherin und zeigt Holzherzen mit Sinnsprüchen, die sie gerade gekauft hat. Ihre Freundin probiert gerade einen orange leuchtenden Blazer aus gewalkter Wolle an. „Kuschelig, angenehm zu tragen“, kommentiert sie. Eine andere hat eben ein Handwerk entdeckt, das es nicht mehr oft gibt: Die Bürstenmacherin Michaela Roncaldi zeigt eine Auswahl ihres Angebots. Einer Interessentin erklärt sie den Vorteil von Ziegenhaar. Es nehme dank seiner Struktur Staub besonders gründlich auf und brauche nur ausgeschüttelt oder ausgekämmt zu werden. „Man entdeckt hier immer wieder Interessantes“, wirft eine Passantin ein.

Aber jetzt will sie erst einmal hoch hinaus: Beim Schlosserlebnistag ist die Aussichtsplattform auf der Kuppel geöffnet. Sie schwärmt: „Der Blick ist grandios – und dass man hier an diesem Tag alles verbinden kann, Kunst, Kreatives, Spaziergang und eine Besichtigung der Architektur.“