Schaukelpferd, Traktor und Puppenstube mit Seide und Porzellan: eine Ausstellung im Londoner Buckingham-Palast zeigt, womit die Prinzenkinder einst gespielt haben. In der wunderbaren Schau ist sogar ein Stück aus dem 18. Jahrhundert zu sehen.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

London - Was tun, wenn man sich für ein Kinderfest verkleiden will, aber schon ein Prinz ist und in prächtigen Palästen wohnt? Da muss man sich mit Träumen anderer Art behelfen. Man kann zum Beispiel, wie Prinz Charles, als heldenhafter Robin Hood gehen. Oder als kleiner James Bond, wie Prinz Andrew einmal. Andrew, dem Herzog von York, war nämlich im Alter von sechs Jahren ein Aston Martin geschenkt worden. Das Auto war eine Kinderversion des berühmten Gefährts aus dem Film „Goldfinger“ – mit verstellbarem Nummernschild, verborgenen Maschinengewehren und Rauchentwicklung zum Einnebeln feindlicher Agenten. Kein Wunder, dass der Prinz später zu einem wirklichen Playboy heranwuchs, während sein älterer Bruder Charles als Kind lieber auf einem Spielzeugtraktor herumkutschierte. Und ihre Schwester Anne wurde mit einem Feenkostüm mit abnehmbaren Flügeln beglückt.

 

Diesen Aston Martin bekam Prinz Andrew 1966. Foto: AFP
Solche kleinen Einsichten in die frühen Jahre der britischen Royals gewährt eine neue Sommerausstellung im Buckingham-Palast. „Royal Childhood“, Königliche Kindheit, heißt sie und ist im Rahmen eines Rundgangs durch den Palast zu sehen.Die Spielsachen, Kinderkleider und Bilderbücher sind bis zu 250 Jahre alt. Eines der ältesten Stücke ist ein Puppenhaus, das Ende des 18. Jahrhunderts für die Töchter König Georges III. angefertigt wurde. Samt, Seide und kostbares Porzellan waren natürlich immer Standarddekor für den höfischen Nachwuchs. Ganze Stallungen könnte man heute mit den exquisiten Schaukelpferden aus dem Kronbesitz füllen.

Das bisher letzte in dieser Reihe hat Barack Obama dem gerade ein Jahr alt gewordenen George aus Washington zukommen lassen. Der Pferdekopf ist aus dem Ast einer Eiche im Garten des Weißen Hauses geschnitzt. Dem künftigen König von England – geschenkt vom Präsidenten der USA. Daneben finden sich kuriose Stücke aus vielerlei Zeiten. Königin Victoria zum Beispiel musste als Kind unter Anleitung ihrer deutschen Nanny jeden Abend ihr Betragen in einem „Benimmbuch“ notieren. „Gut“ oder „sehr gut“ heißt es da meistens. Manchmal war sie aber auch „ganz, ganz schrecklich unartig heute“.

Der erste Zahn, das erste Krabbeln, die ersten Schritte

Über Victorias Ururenkelin Elizabeth, die heutige Monarchin, ist ein Buch zu „Babyfortschritten“ geführt worden. Der erste Zahn, das erste Kriechen, die ersten Schritte sind darin notiert. Unausgefüllt geblieben ist die Rubrik „Erstes Lächeln“. Vielleicht gab es nicht viel zu lachen für Lilibeth. Das erste Wort, das man ihr beibrachte, war angeblich „Mama“. Als sie es lernte, war Mama mit Papa aber gerade in fernen Teilen der Erde unterwegs. Lilibeth soll damals im Palast herumgewandert sein und jeden, den sie traf, „Mama“ genannt haben – auch streng blickende Ahnen auf alten Gemälden. Später hängte sie die Hufeisen ihrer Lieblingsponys Peggy, Greylight, Gem, Snowball und Georgie an die Wand.

1842 trug Albert Edward diese roten Samtschuhe samt Pelz. Foto: AFP
Auch Fotos vom kleinen Charles, dem Prinzen von Wales, sind zu sehen, der schon wie ein Pascha unter seiner Hermelindecke in Fahrtrichtung im Kinderwagen sitzt. Türpfosten hat man aufbewahrt, die Wachstumsschübe verzeichnen. In der maßstabsgetreuen Nachbildung einer Reihenhausküche durften Elizabeths Kinder sich in die fremde Welt der Untertanen Ihrer Majestät hinein versetzten. Es mag die einzige Gelegenheit im Leben der royalen Sprösslinge gewesen sein, zu der sie mal ein Bügeleisen oder eine Waschmaschine aus der Nähe zu sehen bekamen.

Videos zeigen Kissenschlachten und Elizabeth beim Tanzen

Natürlich tollten auch sie herum, wenn sie durften. Ein paar sehr hübsche Homevideos zeigen Kissenschlachten, Dreiradaufzüge und vergnügte Tanzschritte von Elizabeth mit Margaret, der kleinen Schwester. Andererseits war die spätere Königin schon im zarten Alter taschenmesser-bewehrte „Anführerin der Schwalben-Patrouille“ bei den Pfadfinderinnen. Die Jungs kommandierten Zinnsoldaten herum, die das Empire repräsentierten. Und Prinz Harry trug als Kind einen Bademantel im Stil einer Soldatenuniform.

Umgerechnet 25 Euro zahlt man für diese sommerliche Kostprobe königlicher Kindheit im Palast. Eine halbe Million Neugierige werden erwartet, bis die Queen Ende September wieder Quartier im Palast bezieht. Es ist ein Arrangement, bei dem Normalsterbliche aus aller Welt mit ihrem Beitrag der britischen Krone die Privilegien sichern helfen, die sie in dieser Ausstellung bestaunen dürfen. Nun ja: man muss sich seinen Traum eben etwas kosten lassen – auch wenn man nur als Zaungast flüchtig an ihm teilhat.