Essen, Live-Musik und Bowle haben eine halbe Million Besucher auf den Schlossplatz und an den Eckensee  in Stuttgart gelockt. Wegen der Hitze wurde es vor allem abends sehr voll.

Stuttgart - Der heißeste Ort auf dem Sommerfest – und zwar nicht im übertragenen Sinne von attraktiven Frauen in Miniröcken – ist der Arbeitsplatz von Steffen Bethke und seinen Kollegen. „Als wir die Temperatur messen wollten, ist bei sechzig Grad das Thermometer kaputt gegangen“, sagt Markus Reichardt, während er sich den Schweiß im Gesicht abwischt. Direkt neben ihm dreht ein Ochse am Spieß seine Runden. Wenigstens kommt der Stand des Caterers Schmücker gut an. „Wir verkaufen am Tag um die 1200 Portionen Ox am Spieß“, sagt Markus Reichardt.

 

Ox mit x – so steht es auch auf einem Banner über dem Stand auf dem Schlossplatz. Mit diesem Essen ist Schmücker zum vierten Mal dabei. „Und es läuft immer besser“, sagt Reichardt, der sich auf die Abkühlung in der Nacht gefreut hat: „Um halb drei, wenn wir aufgeräumt haben, springen wir in den Brunnen auf dem Schlossplatz.“ Das hat sich vor allem jener Kollege verdient, der bereits am Freitag umgekippt ist, weil es am Grill so heiß war.

Wegen der Hitze hat sich alles in den Abend verlagert

Wie schon so oft, war auch beim 23. Sommerfest das Wetter das große Thema. Früher haben die Wirte oft über Regen geklagt, dieses Mal redete jeder über die große Hitze. „Alles verlagert sich in den späten Abend hinein“, sagte Conny Weitmann, eine Wirtin der ersten Stunde: „Um so ärgerlicher ist es, dass am Donnerstag die Band schon um 22 Uhr Schluss machen musste.“

Trotz oder gerade wegen der Hitze, kamen wieder eine halbe Million Besucher, vor allem abends war es proppenvoll. „Damit ist dieses Sommerfest eines der besten in der Geschichte“, sagte Christian Eisenhardt vom Veranstalter In Stuttgart.

Das Fest ist eine Erfolgsgeschichte, dabei war es einst als eine einmalige Angelegenheit gedacht gewesen, und zwar 1991 zum Abschluss der Rad-Weltmeisterschaften. Damals schon wollte man keinen klassischen Hocketse-Charakter. Daraus ist eine weiße Zeltstadt mit 29 Essensständen geworden. Die einen lieben den mediterranen Flair und schätzen, dass es weniger rustikal, sondern eher gehoben zugeht. Anderen ist es zu viel Champagner, Schickimicki und Hummerschwanz.

Die neuen Wirte sind sehr zufrieden

Dieses Jahr konnte man getrost behaupten, dass für beide Lager etwas dabei war: Die „Gastrohelden“ waren zum ersten Mal dabei und wollten mit gegrillten Hamburgern bewusst etwas Leichtigkeit reinbringen. „Wir haben keine Kordeln für abgetrennte Vip-Bereiche“, sagt Maximilian Provenzano, der Chef des Cateringunternehmens. Er ist zufrieden mit der Premiere: „Wie es am Ende finanziell ausgeht, ist die eine Sache, aber bei uns war es wegen der Bands auf der Bühne brechend voll. Und genau so wollten wir auftreten.“

Ebenfalls neu war Kay Philipp mit dem Schwarzen Adler aus Leonberg. Weder der Stress noch die Hitze können ihm was anhaben. „Als Koch ist man solche Temperaturen gewohnt. Wenn ich im Sommer aus der Küche komme, wo es fünfzig Grad hat, ist alles andere erfrischend.“ Außerdem hat er schon oft auf dem Weindorf gearbeitet: „Ich liebe solche Feste.“

Auch den Besuchern hat es gefallen: Ute Scherer kommt seit Jahren aus Reutlingen auf das Sommerfest: „Das ist wie Urlaub.“ Eine weitere Anreise hatte Michael Smith aus Washington. Der Amerikaner ist natürlich nicht deshalb nach Stuttgart gekommen, er findet das Fest dennoch großartig: „Wie in Italien, da war ich letzte Woche.“