Zunächst haben die Macher des Sommerfestivals auf Schloss Filseck nur von Jahr zu Jahr gedacht. Nun feiern sie den 20. Geburtstag der Veranstaltung, die weit über den Stauferkreis hinaus bekannt ist.

Uhingen - Ziemlich verrückt sei die ganze Geschichte gewesen – und waghalsig. Deshalb hätte Gerald Buß auch niemals gedacht, dass das Sommerfestival auf Schloss Filseck zwei Jahrzehnte übersteht. „Wir haben in den ersten Jahren nur von Festival zu Festival gedacht“, erinnert sich der künstlerische Leiter der Veranstaltungsreihe, die traditionell vor den großen Ferien im Hof des Schlosses bei Uhingen über die Bühne geht.

 

Das Sommerfestival aber hat sich nicht nur etabliert, es präsentiert sich auch bei seiner 20. Auflage in diesem Jahr frisch wie eh und je. „Das ist vor allem das Verdienst der vielen Ehrenamtlichen, die mithelfen und das Ganze überhaupt erst möglich machen“, sagt Buß. 300 Frauen und Männer sind in der Regel an Bord, damit die Konzerte reibungslos über die Bühne gehen und die Besucher wie auch die Künstler bestens versorgt sind. Für diese Helfer gibt es diesmal einen extra Dankeschön-Abend am Freitag, 25. Juli. Bis zum 3. August ist dann unter dem Motto „Verrückte Zeiten“ täglich Musik im Schlosshof geboten.

Gerald Buß lässt seine Kontakt spielen

Seinen eigenen Anteil am Erfolg will Gerald Buß nicht so sehr in den Vordergrund gestellt wissen. Doch der Vollständigkeit halber muss gesagt werden, dass ohne ihn diese Veranstaltungsreihe des Vereins Musik auf Schloss Filseck sicherlich nicht das wäre, was sie ist. Denn der Kirchenmusiker hat nicht nur Kontakte zu hochkarätigen Musikern und zu renommierten Konzertagenturen. Er kümmert sich auch persönlich um die Sponsoren, ohne die im Schlosshof eben auch kein Ton von professionellen Solisten und Ensembles erklingen könnte. Zugute kommen ihm dabei seine Leutseligkeit und seine Charme versprühende Dreistigkeit. So hat er nach dem Motto, Fragen kostet ja nichts, im vergangenen Jahr den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann als Schirmherren gewonnen, und nun, so bemerkt er spitzfindig, würden sicher viele Politiker aus dem Kreis zu den Konzerten kommen – in der Hoffnung, dort dem Landeschef zu begegnen. Der wolle nämlich kommen. Einen Termin gebe es allerdings noch nicht.

Chuzpe hat auch dazugehört, das Sommerfestival vor 20 Jahren überhaupt erst auf den Tisch des Hausherrn zu bringen. Damals gehörte das Schloss noch dem Landkreis, der es für teures Geld hatte sanieren lassen. Auch ein Kulturkonzept zur Belebung des Kleinods, das bei Uhingen über dem Filstal thront, existierte, allerdings verschwand es in der Schublade, weil nicht genug Geld da war. Gerald Buß erinnert sich noch gut, wie er dem damaligen Landrat Franz Weber das erste Programm aushändigte. Der habe kurz die Luft angehalten und dann, um sich zu vergewissern, dass er richtig gelesen hatte, gefragt: „Wie? So viele Veranstaltungen?“ Buß bejahte und bekam den landrätlichen Segen.

Der Wettergott hat für manche Überraschung gesorgt

Doch auch Momente des Zweifelns und der Frustration gab es in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Das allererste Konzert vor 20 Jahren fiel nämlich gleich ins Wasser. Von 17 Uhr an regnete es in Strömen. Das Konzert, das Buß selbst leitete, wurde in die Stadtkirche verlegt. Dort saß er dann vor Konzertbeginn in der Sakristei und haderte mit sich und der Welt. „Wir hatten dort nicht ein einziges Mal geprobt, und ich fragte mich, was ich verbrochen habe, dass mir das passiert“, erzählt er breit grinsend. Das Konzert wurde ein Riesenerfolg.

Überhaupt die Wetterkapriolen. Obwohl das Festivalteam in engem Kontakt mit dem Flughafen in Echterdingen steht, der gewöhnlich zuverlässige Wetterprognosen gibt, hielt der Wettergott so manche Überraschung parat. So musste der teure Konzertflügel bei einer Veranstaltung mit dem Klavierkabarettisten Klaus Kohler vor pladderndem Regen gerettet werden. „Binnen zehn Minuten stand der Schlosshof zehn Zentimeter unter Wasser“, erzählt Buß. Er überredete den Pianisten und das Publikum, das Konzert zu einer späteren Stunde in der Bürenhalle in Wäschenbeuren nachzuholen. Das Wunder geschah: Der Pianist ließ sich überzeugen, und von 400 Konzertbesuchern sprangen lediglich vier ab. Die ersten Männer, die in der Bürenhalle eintrafen, spannte Buß ein, um den Konzertflügel auf die Bühne zu hieven – für die verdutzten Konzertbesucher ein unvergessliches Erlebnis.

Prominente geben sich die Klinke in die Hand

Viele Prominente sind mittlerweile auf dem Sommerfestival aufgetreten. Senta Berger und Klaus-Maria Brandauer waren schon da, Dieter Hildebrandt, Konstantin Wecker und Max Raabe gastierten schon im Schlosshof und, und, und. Andere, die aufgetreten sind, haben es mittlerweile zu Weltgeltung gebracht, wie das Klavierduo Andreas Grau und Götz Schumacher, das Gerald Buß noch aus Studientagen kennt. Auch diesmal erwartet die Konzertbesucher ein hochkarätiges Programm.

Der Erfolg des Festivals lässt Buß zuversichtlich in die Zukunft blicken, auch wenn die Konkurrenz größer geworden ist. „Als wir anfingen, gab es noch kein Uditorium und noch keine Stadthalle in Eislingen.“ Daher werbe man intensiver als früher. „Beim ersten Festival sind wir mit 8500 Flyern gestartet, inzwischen bringen wir 30 000 Infoflyer und 115 000 Festivalmagazine unter die Leute.“ Auch auf heimischen Produkten werbe man. Auf jeder Flasche Göppinger Mineralwasser findet sich ein Hinweis auf das Sommerfestival.

Bunte Mischung zum Jubiläum

Das Festival setzt auf Vielfalt. Traditionell finden sich im Programm drei Eigenproduktionen: ein Kindermusical, ein Konzert mit dem Kammerchor Capella Nova und ein Schlusskonzert mit dem Festivalorchester. Ferner sind junge und natürlich auch international bekannte Künstler zu hören.

Dem diesjährigen Festival vorgeschaltet ist ein Dankeschön-Abend für Freunde, Fans und Förderer.

Zum Auftakt des eigentlichen Festivals am 26. Juli gastieren die Berlin Comedian Harmonists im Schlosshof mit Originalhits der Comedian Harmonists aus den 1930er Jahren.

Das Göppinger Jugendsinfonieorchester spielt am 27. Juli Beethovens Fünfte sowie Werke von Sibelius, Bizet, Brahms und Offenbach.

Am 28. Juli führen 100 Kinder von Göppinger Kinderchören das Musical „Der Tag, als der Zirkus verboten werden sollte“ von Eva Württemberger auf.

Bläserkunst mit Frauenpower bietet das Tenthin Brassensemble am 29. Juli. Die zehn Blechbläserinnen, angeführt von der norwegischen Trompeterin Tine Thin Helseth, spielen raffinierte Klassik-Arrangements.

Der Kammerchor Capella führt am 30. Juli Bachs h-moll-Messe in der Oberhofenkirche auf.

Der Landesjazzpreisträger des Jahres 2013, der Saxofonist Alexander „Sandi“ Kuhn, kommt am 31. Juli mit einer Auswahl seiner besten Jazzfreunde.

Das Ukulele Orchestra of Great Britain besticht durch Witz und Virtuosität. Die Musiker zupfen am 1. August Wagners Walkürenritt und Kate Bushs Wuthering Heights auf ihren Bonsai-Gitarren.

Für Heiterkeit sorgen die Musikclowns Gogol & Max am 2. August im Schlosshof.

„Classic meets Cinema“ lautet das Motto des Abschlussabends am 3. August. Das Festivalorchester unter Leitung von Gerald Buß präsentiert Filmmusik.