Haben Sie eigentlich keine Berührungsängste? Sie verdienen an Firmen, die den Kapitalismus pur verkörpern.


Als ich 2003 hier bei den Wagenhallen angefangen habe, war ich für die Künstler der Feind. "Schau her, hier kommt der Kapitalist." Inzwischen habe ich viel von denen gelernt und die viel von mir. Auch beim Umgang mit Unternehmern. Ich sage den Künstlern: "Wenn du nicht Kunst für die Firma machst, dann tut es ein anderer." Mit ihrer Riesenpuppe Dundu haben zwei unserer Künstler den Durchbruch geschafft. Die sind gerade bei RTL sucht den Superstar mit ihr. Außerdem hat sie der FCBayern zum Eröffnungsspiel gebucht.

Das klingt radikal pragmatisch.


Ich halte nichts von billigen Freund-Feind-Schemata. Ob sich einer bei uns von seinem Chauffeur vorfahren lässt oder mit dem Fahrrad kommt, spielt keine Rolle. Entweder es passt, oder es passt nicht.

Mit dem SWR hat es offenbar gepasst. Die drehen draußen einen "Tatort". Es geht um eine Künstlerszene, die von einem Investor bedroht ist.


Es ist wirklich unglaublich, wie sich Realität und Fiktion vermischen. Das Filmteam hat ein Schild aufgestellt, das ein neues Wohnviertel im Grünen anpreist. Seitdem klingelt dauernd mein Handy. Die Leute fragen mich: "Stimmt es, dass bei uns vor den Wagenhallen Wohnungen gebaut werden?"

So entstehen Legenden.


Es ist genauso wie mit Stuttgart 21. Viele Leute sprechen mich an: "Ihr werdet wegen dem Projekt doch abgerissen?" Dann sage ich jedes Mal: "Wir müssen nicht wegen Stuttgart 21 weichen, wir sind nur wegen Stuttgart 21 noch hier." Nur weil das Projekt kommt, hat die Stadt das Gelände doch aufgekauft und es lag jahrelang brach.

Aber die Bahn macht klar, dass es jetzt ernst wird mit dem Beginn der eigentlichen Bauarbeiten. Das war's dann mit Ihrem Idyll.


Direkt vor unserem Eingang wird die Berufsschule gebaut - deswegen werden unser Beachvolleyballfeld und der Teich, den ich selbst angelegt habe, plattgemacht. Das nervt mich. Aber eine Stadt muss sich auchverändern dürfen. Wir passen uns den Gegebenheiten an, eine Blockadehaltung bringt uns nicht weiter.