Häfnerhaslach liegt im nördlichsten Zipfel des Landkreises. Der Stadtteil von Sachsenheim ist sehr ländlich geprägt, die Infrastruktur ist mit städtischen Standards nicht zu vergleichen. Doch die Bewohner sorgen für einen lebendigen Ort.

Häfnerhaslach - Es gibt keinen Bäcker in Häfnerhaslach, keinen Metzger und keinen Supermarkt. Das letzte Lokal hat vor Jahren geschlossen, die nächste Grundschule liegt im Nachbarort, und weiterführende Bildungseinrichtungen gibt es erst im rund 15 Kilometer entfernten Großsachsenheim. Doch was nach einem verschlafenen Nest mit überwiegend alten Bewohnern klingen mag, ist in Wahrheit ein lebendiger Teilort von Sachsenheim. Das dürfte vor allem an der funktionierenden Dorfgemeinschaft Häfnerhaslachs liegen, die schon so manches Projekt in Eigenregie gestemmt hat.

 

Das ist nicht zuletzt auch Holger Springer zu verdanken. Der 43-jährige gebürtige Heilbronner ist seit 2009 Ortsvorsteher von Häfnerhaslach und setzt voll auf Eigeninitiative. Unter seiner Regie – und mit finanzieller Hilfe der Stadt – hat der Ort beispielsweise vor wenigen Jahren seinen Spielplatz umfassend modernisiert. Nun zieren ein großes Klettergerüst aus dicken Baumstämmen samt Hängebrücke sowie Schaukeln, Rutschen, eine breite Holzwippe und ein Sandkasten mit Sonnensegel einen kleinen Hügel im Ort. Zudem haben die Bürger Hand angelegt, um die Aussegnungshalle auf dem Friedhof auf Vordermann zu bringen und kümmern sich inzwischen ehrenamtlich um die örtliche Festhalle, die von der Stadt sonst längst geschlossen worden wäre.

Adventsmarkt und Beachbrunnen

Seit einigen Jahren organisieren die Häfnerhaslacher außerdem im Winter einen eigenen kleinen Adventsmarkt im historischen Ortskern – und im Sommer wird der sogenannte Beachbrunnen mitten im Flecken eingerichtet: Rund um die Bushaltestellen wird Sand aufgeschüttet, damit die Dorfbewohner in Urlaubsstimmung geraten. Das funktioniert: aus dem ganzen Ort strömten die Leute zu dem Strand und unterhielten sich an lauen Abenden oft stundenlang, erzählt Springer. Mit seinen Aktionen hat er offenbar den Nerv seiner Mitbürger getroffen.

So ist es wohl auch Holger Springers Verdienst, dass die Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins inzwischen doppelt so viele Mitglieder hat wie noch vor wenigen Jahren. Seit 2006 ist Springer Vorsitzender des Vereins mit nun 150 Mitgliedern – und hat diesem nicht nur zu vielen neuen, sondern auch zu zahlreichen jungen Mitstreitern verholfen. Der Altersdurchschnitt liege jetzt bei 40 Jahren, sagt Springer. Nicht zuletzt seine eigenen Kinder, die elfjährigen Zwillinge Jana und Marius, hätten wohl dafür gesorgt, dass nun auch viele andere Familien mit Kindern regelmäßig bei Wanderungen dabei seien.

Marius ist jedenfalls begeistert von den Aktionen des Albvereins. Ihm macht Wandern Spaß, er schaffe locker 15 Kilometer an einem Tag, erzählt er. Der Elfjährige scheint ohnehin ein Naturliebhaber zu sein: An Häfnerhaslach gefalle ihm vor allem, dass man so gut mit dem Fahrrad fahren könne und ganz schnell im Wald sei, sagt er. Seine Zwillingsschwester Jana würde ihren Wohnort auch nicht mit der Stadt tauschen wollen – zu schön sei es, dass sich im Ort jeder kenne: „Wir treffen uns immer mit allen an der Kirche und dann spielen wir zusammen“, erzählt sie. Die Begeisterung haben die Kinder mit ihren Eltern gemein. Holger Springer schwärmt geradezu von der Nähe zu Wald und Weinbergen und von der „tollen Dorfgemeinschaft“ – ihn ziehe nichts mehr in die Großstadt, betont er. Seiner Frau Ilka geht es nach ihren Worten genauso – obwohl die 38-Jährige bereits seit ihrer Geburt im Ort lebt.

Wunsch nach moderner Infrastruktur

Doch obwohl die meisten in Häfnerhaslach die Abgeschiedenheit schätzen, wünschen sie sich doch die eine oder andere moderne Errungenschaft, die in der Stadt selbstverständlich ist. So wurde hier lange für eine bessere Netzabdeckung für den Mobilfunk und ein schnelleres Internet gekämpft. Inzwischen habe man immerhin einen LTE-Mobilfunkmasten, erzählt Holger Springer – den Breitbandanschluss verweigere sich die Telekom aber nach wie vor.

Auch die mangelnden Einkaufsmöglichkeiten waren lange ein Thema – inzwischen kommen regelmäßig ein rollender Supermarkt, ein Fischlieferant sowie ein mobiler Obst- und Gemüsehändler in den Ort.

Für alles andere müsse man eben nach Zaberfeld oder nach Sachsenheim fahren, sagt Ilka Springer: „Manche klagen darüber, aber in der Stadt verliert man doch genauso viel Zeit, um zum Supermarkt zu kommen“, findet sie.

Ein Dauerthema in Häfnerhaslach ist zudem die Einrichtung eines neuen Baugebietes. Es gebe zwar eine geeignete Fläche, sagt Holger Springer – doch bislang habe man die Stadt Sachsenheim nicht von der Notwendigkeit einer Erweiterung überzeugen können. Dabei seien Bauplätze immer ein gutes Mittel, um junge Familien anzusiedeln. Allerdings sei eine Überalterung des Ortes derzeit nicht abzusehen: In den vergangenen Jahren seien immer auch Jüngere zugezogen.

Das Leben der Häfner

Geschichte
Häfnerhaslach wurde im 12. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. Im 15. und 16. Jahrhundert erwirtschaftete sich die Gemeinde offenbar einen gewissen Wohlstand: In dieser Zeit war sie, gemessen am Steueraufkommen, das wohlhabendste Strombergdorf. Die Herstellung von Ziegeln und sogenannter Hafnerware (Keramik) war lange ein wichtiges Handwerk und gab dem Ort auch seinen Namen. Lange lebten die Bürger zudem von Ackerbau, Weinbau und der Holzwirtschaft.

Aktuell
Derzeit hat Häfnerhaslach rund 670 Einwohner. Heute gibt es nur noch einen hauptamtlichen Landwirt, seit 1973 gehört der Ort zur Stadt Sachsenheim.