Beim Song-Wettbewerb gegen Gewalt in der Winnender Hermann-Schwab-Halle macht die Backnanger Band Soundwert das Rennen. In der Kategorie der Junioren wählen Jury und Publikum die Rock-School-Band aus Markgröningen auf den ersten Platz.

Winnenden - Nervös vor dem großen Auftritt? „Nur ein bisschen“, sagen Chiara, Maleen und Cajsa cool. Alle drei Mädchen singen in der Band Rock’n’School aus Sinsheim, die sich für das Finale des Song-Wettbewerbs „Gitarren statt Knarren“ in der Winnender Hermann-Schwab-Halle qualifiziert hat. Vier Gruppen treten in der Kategorie Junioren mit Songs gegen Gewalt an. Zu gewinnen gibt es einen Auftritt im Europapark. Weitere acht Bands wetteifern um den ersten Platz in der Sparte Erwachsene, bei dem es eine Tonaufnahme in einem Studio zu gewinnen gibt.

 

Die einzige Grundschulband weit und breit

Die Sängerinnen wie auch die Schlagzeuger und Gitarristen von Rock’n’School sind maximal zehn Jahre alt. Seit vier Jahren gibt es an der Grundschule Hilsbach-Weiler eine Band mit derzeit rund 35 Mitgliedern. Der Lehrer Andreas Schell hat angesichts der Fülle an Musikern ein rollierendes System eingeführt. „Je nach Qualitätsgrad und Bühnenreife suche ich die Kinder für die Auftritte aus.“

Rock’n’School sei seines Wissens die einzige ihrer Art im Ländle, sagt Andreas Schell. In Winnenden stehen die Sinsheimer Grundschüler am Mittwochabend mit dem Lied „Mein Herz“ auf der Bühne. Wie in allen Songs, die es bis in die letzte Runde geschafft haben, geht es um Gewalt beziehungsweise darum, was man gegen sie tun kann. Andere Lieder der Band behandelten Themen wie Freundschaft, Vertrauen oder das Anderssein, erklärt Schell. „Ich gebe manchmal Ideen vor, aber auch die Kinder haben Melodien und Texte im Kopf“, beschreibt der Lehrer den Weg zu einem Song. Chiara formuliert die Sache so: „Unser Musiklehrer macht uns Vorschläge und wir verbessern die dann.“ Das Konzept scheint aufzugehen – die Schüler haben schon die Band Glasperlenspiel unterstützt und sich für das Festival „Euromusique“ im Europapark Rust qualifiziert.

Lieder aus der Region, aus Ghana und Honduras

Am Mittwochabend machen die Grundschüler den Anfang. Zuvor hat Werner Schulz vom Kreisjugendring als Mitveranstalter erklärt: „Wir brauchen mehr Gitarren und Kreativität, aber keine Knarren.“ Mit dieser Einstellung steht er nicht allein: Zu dem Wettbewerb haben nach den Angaben des Winnender Musikpromoters Hansi Derer rund 100 Bands und Einzelinterpreten ihre Lieder gegen Gewalt eingereicht. „Wir hatten Einsendungen aus Italien und Frankreich, aber auch aus Ghana, dem Sudan, Honduras oder El Salvador“, erzählt Derer: „Die härteste Arbeit war es, die Finalisten auszusuchen.“ Für den Konzertabend selbst hätte Derer sich noch einige Zuhörer mehr in der Halle gewünscht.

Auch am Mittwoch muss ausgewählt werden – eine mehrköpfige Jury und das Publikum dürfen abstimmen. In der Sparte der Erwachsenen setzt sich die Backnanger Band Soundwert mit „Wenn ich an dich denke“ vor der Gruppe Mick Baff durch. Bei den Junioren landet die Rock School Band der August-Hermann-Werner Schule für Körper- und Mehrfachbehinderte in Markgröningen vorn – vor Javaly aus Waiblingen. Die Sinsheimer Schüler gehen diesmal leer aus, aber im Europapark sind sie ja ohnehin schon aufgetreten.

Grüße aus Newtown, USA

Gemeinschaft
Anlässlich des Song-Contests hat die Stadtratsvorsitzende von Newtown, USA, Patricia Llodra, ein Grußwort nach Winnenden geschickt. In Newtown hatte ein 20-Jähriger am 14. Dezember 2012 an einer Schule 21 Erstklässler und sechs Erwachsene getötet.

Gegenbewegung
In Winnenden engagiert sich die Stiftung gegen Gewalt an Schulen, in den USA hat der Musikproduzent Kingsley Osei die Organisation „Connecticut against Violence“ gegründet, die gleiche Ziele hat. Sie bietet Workshops mit dem Musiker G.Brunot an, der wie Osei nach Winnenden kam. Der Saxofonist Jimmy Greene, dessen Tochter Ana beim Amoklauf in Newtown starb, hat seinen Besuch aus persönlichen Gründen abgesagt.