Wenn sich am Freitag der Mond vor die Sonne schiebt, sinkt schlagartig die Stromproduktion der Solaranlagen. Dann müssen konventionelle Kraftwerke einspringen. Probleme werden nicht erwartet. Es ist dennoch ein Test für die Zukunft der Energiewende.

Stuttgart - Wenn sich die Sonne am Freitag verdunkelt, können innerhalb einer Stunde bis zu zwölf Gigawatt Leistung aus Solaranlagen wegbrechen. Diese Leistung muss durch Pumpspeicher- und Gaskraftwerke ersetzt werden, damit die Nachfrage jederzeit befriedigt werden kann. Sollte die Sonne dann wieder überall in Deutschland scheinen, würden wegen des höheren Sonnenstandes 19 Gigawatt zusätzlich ins Stromnetz gelangen und andere Kraftwerke müssten schnell abgeschaltet werden, damit es keinen Überschuss gibt. Die Schwankung liegt deutlich über den sieben oder acht Gigawatt pro Stunde, die im vergangenen Jahr maximal gemessen wurden. Das Einfachste wäre, die Solaranlagen abzuschalten und am Freitagvormittag auf andere Energiequellen zu setzen. Doch das geht bisher nur bei einigen großen Anlagen. 76 Prozent der Leistung ist aber auf Hausdächern installiert; der dort produzierte Strom gelangt ungehindert ins Stromnetz.

 

Seit Monaten arbeite man an einem Plan, sagen die vier deutschen Netzbetreiber. Das Personal an den Leitstellen sei geschult worden und werde verstärkt. Die Sonnenfinsternis zeige „beispielhaft, welche Herausforderung die Energiewende für das Gesamtsystem der Stromversorgung bedeutet“, sagt der Geschäftsführer des Netzbetreibers TransnetBW, Rainer Joswig. Die Ankündigung scheint die Bevölkerung zu verwirren. In einer Umfrage im Auftrag der Beratungsfirma PwC hält ein Drittel einen Blackout für denkbar. Und PwC fügt hinzu: „Nur ein Prozent der Befragten sieht es als notwendig an, dass Stromversorger besondere Vorkehrungen treffen.“

In Baden-Württemberg wird es ein sonniger Tag

Das Freiburger Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme hat den schlimmsten Fall, einen wolkenlosen Himmel über dem ganzen Land, anhand von Stromproduktionsdaten der vergangenen Jahre simuliert und erwartet „keine Schwierigkeiten“. Die konventionellen Kraftwerke seien in der Lage, die Schwankungen der Solaranlagen auszugleichen. Das Institut bestätigt damit eine Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, in der die Stromschwankungen als „beherrschbar“ bezeichnet wurden. Und die Stiftungsinitiative Agora Energiewende aus Berlin sieht in der Sonnenfinsternis einen Testfall für das Jahr 2030, wenn Schwankungen dieser Größenordnung auch ohne Sonnenfinsternis vorkommen dürften. „Wenn das heutige, vergleichsweise inflexible Stromsystem die Sonnenfinsternis meistert“, sagt Patrick Graichen von Agora Energiewende, „dann wird das Stromsystem des Jahres 2030 mit vergleichbaren Situationen spielend zurechtkommen.“

Natürlich gelten die Berechnungen für den Fall eines sonnigen Tages, weil nur dann die Schwankungen auftreten. Im Norden dürfte der Himmel bewölkt sein, aber für Baden-Württemberg wird ein heiterer Tag erwartet. Hier sind allerdings nur knapp fünf Gigawatt Leistung installiert, etwa ein Achtel der Gesamtleistung aller Solaranlagen in Deutschland.