Das Restaurant von Andrea-Berg-Ehemann Uli Ferber will eine unbezahlte Rechnung einklagen. Eine Gesellschaft beklagt, eine Eiserne Hochzeit sei ruiniert worden. Das Brautpaar ist inzwischen gestorben.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Backnang/Aspach - Wären da nicht diese Details, würde der Fall, der am Dienstagnachmittag das Amtsgericht Backnang beschäftigt hat, kaum jemanden interessieren. Es ist eine Zivilsache, es geht um eine unbezahlte Restaurantrechnung – wenn auch um eine saftige von 2800 Euro.

 

Doch es gibt ein paar Dinge, die den Rechtsstreit für die Öffentlichkeit und die Medien interessant machen. Einmal, dass der Fall einen tragischen Kern hat: Ein schwer krankes Ehepaar, das seine Eiserne Hochzeit in einem schicken Hotel feiert – und kurz darauf stirbt das betagte Ehepaar. Er einen, sie vier Monate später. Und besagtes Restaurant ist der zweite Grund, der den Fall zum Kuriosum macht: Es geht um das Erlebnishotel Sonnenhof in Aspach, dessen Mit-Geschäftsführer Uli Ferber ist. Er ist mit Andrea Berg, der neben Helene Fischer erfolgreichsten Schlagersängerin Deutschlands, verheiratet. Dem Gericht muss der Prominenten-Status der Kläger aber egal sein.

Das Hotel will seine Rechnung bezahlt bekommen

Der Sonnenhof hat auf Bezahlung der Rechnung geklagt – und zwar gegen die Enkelin des Verstorbenen. Es muss nun zwei Dinge klären: Erstens, mit wem der Sonnenhof überhaupt einen Vertrag geschlossen hat. Denn die Enkelin betont, sie sei zwar für die Organisation zuständig gewesen, weil ihr Großvater gesundheitliche Probleme hatte, die Rechnung habe er aber selbst bezahlen wollen. Ein von ihm unterschriebenes Schreiben – so die Sonnenhof-Seite – habe man aber niemals erhalten.

Zweitens muss geklärt werden, ob bei der Feier, die Anfang Januar 2015 im Sonnenhof stattgefunden hat, wirklich so viel schiefgelaufen ist, wie einige Gäste der Eisernen Hochzeit, die als Zeugen vor Gericht geladen waren, behaupten.

Sie berichteten von einer kalten Kapelle, die Gäste hätten von 18 bis 20 Uhr auf den ersten Gang gewartet. Und auch als das Essen schließlich gekommen sei, habe man sich das „anders vorgestellt“.

Mutter der Beklagten: „So schlechte Spätzle habe ich noch nie gegessen.“

Das Gericht kam daher nicht umhin, den Speiseplan des Abends durchzuarbeiten: Der Salat sei nicht angemacht gewesen. „Unter einem gemischten Salat verstehe ich auch etwas anderes als einen grünen Salat mit einem Pilz drauf und ohne Soße“, meinte der Urenkel des Brautpaares. Außerdem, so die Zeugen der Verteidigung übereinstimmend, sei das Fleisch kalt und zäh gewesen. „Ich bin Hausfrau – und so schlechte Spätzle habe ich noch nie gegessen“, meinte die Mutter der Angeklagten. Mehrfach hätten sich Gäste bei den Kellnern beschwert.

Die Angestellten des Hotels Sonnenhof erinnern sich anders an die Feier. Das Essen habe sich nur so lange hingezogen, weil die Gäste sich mit dem Sektempfang Zeit gelassen hätten – und, weil die Eiserne Braut Hilfe beim Essen benötigt habe. Die damalige Oberkellnerin sagte, an sie sei nur eine Beschwerde herangetragen worden: „Da hatte ich eine Fanta vergessen.“ Dass es am Essen etwas auszusetzen gegeben habe, habe niemand gesagt, sie habe sogar Speisen nachreichen müssen. Besonders während dieser Aussage der Kellnerin hat die Tochter des Verstorbenen, die auf einem Zuschauerplatz sitzt, Mühe, ihre Wut über die Sache im Zaun zu halten.

Nach der gut vier Stunden lang dauernden Zeugenvernehmung mit Gastrokritik schloss das Gericht am Abend die Beweisaufnahme. Ein Urteil wird am 2. November erwartet. Die Enkelin des Eisernen Brautpaares gibt sich bereits jetzt kämpferisch: „Es geht mir ums Prinzip.“ Wenn sie vor dem Amtsgericht scheitere, wolle sie durch die höheren gehen – allerdings mit Anwalt. Denn bislang vertritt sie sich vor Gericht selbst.