Georg Friedrich Händel schrieb mit „Ariodante“ 1735 eine seiner letzten und schönsten Opern für sein Londoner Publikum. Die Regisseure Jossi Wieler und Sergio Morabito bringen das Werk nun in Stuttgart auf die Bühne – am Sonntagabend war die gelungene Premiere.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Stuttgart - So viel Infight, also Nahkampf, wie die Boxer sagen, hat sich die Stuttgarter Oper auch noch nicht gestattet (und so viel Sport- und Schaugeschäftsimplikationen ebenfalls nicht). Die Bühnen- und Kostümbildnerin Nina von Mechow hat den Regisseuren Jossi Wieler und Sergio Morabito für Händels Oper „Ariodante“ von 1735 unter anderem einen veritablen Ring auf die Bühne der Stuttgarter Oper gebaut, und in diesem Ring und um diesen Ring herum geht es mächtig rund.

 

Nachdenklich, witzig, sehr gut getimt

Denn Wieler und Morabito erzählen – wie man kaum anders angenommen hätte – keinesfalls nur die Geschichte, wie die Heirat einer Königstochter mit ihrem Auswerwählten durch Lug und Betrug doch noch fast danebengeht. An– und einsichtig wird vielmehr die Genese einer Oper und eine Typenlehre der Akteure. Historisch gebeugt, sprich: durchdekliniert, dennoch (trotzdem) absolut heutig. Nachdenklich, witzig, sehr gut getimt. Kontrolliert mitfühlendes, manchmal Atem verschlagendes Staatsorchester unter Giuliano Carella – und ein wunderbares Sängerensemble. Viel zum Grübeln auch. Eine ausführliche Würdigung folgt.