Die deutsche Autoindustrie warnt die USA vor Strafzöllen. Die deutschen Autohersteller sehen sich als festen Teil der amerikanischen Industriebasis.

Berlin - Die deutschen Autohersteller und Zulieferer rechnen auch für 2017 mit Wachstum. Der Weltautomobilmarkt wird in diesem Jahr um drei Prozent wachsen, sagte Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), am Mittwoch.

 

„Die Aussichten für 2017 sind günstig, wenn es nicht zu schweren Markteingriffen kommt“, so Wissmann weiter. Der Verbandschef spielte damit auf den Brexit und die protektionistische Politik in den USA an. Auf beiden Exportmärkten ist die deutsche Autoindustrie stark vertreten. „Mir macht die Herangehensweise der Briten an die Verhandlungen große Sorgen“, sagte Wissmann. Die Pläne der Regierung in London liefen auf eine harte Abspaltung von der Europäischen Union hinaus. Das seien keine guten Vorzeigen für die Unternehmen. Die deutsche Autoindustrie besitzt nach Wissmanns Angaben 100 Produktionsstandorte in Großbritannien. Je länger die Phase der Unsicherheit über die Zukunft Großbritanniens dauere, desto weniger werde in diese Werke investiert.

Der VDA-Präsident stützt die Position der Bundesregierung und der EU-Kommission, die weitreichende Zugeständnisse an London ablehnen. Die Grundfreiheiten wie die Arbeitnehmerfreizügigkeit im EU-Binnenmarkt dürften nicht infrage gestellt werden. „So wichtig ein enger Kontakt mit Großbritannien ist – noch wichtiger ist für uns, dass die EU der 27 Staaten zusammenbleibt“, so Wissmann. Voraussetzung dafür sei, dass die Grundfreiheiten fortbestehen.

Jährlich 800 000 deutsche Autos in den USA gefertigt

Wissmann will in Kürze in die USA reisen, um mit amerikanischen Politikern und Wirtschaftsführern über die Handelspolitik zu diskutieren. Der US-Präsident Donald Trump hatte Strafzölle gegen ausländische Autohersteller angekündigt. Wissmann setzt dem entgegen, dass die deutsche Autoindustrie „ein starker Teil der amerikanischen Industriebasis“ sei. Vor fünf Jahren hätten die Hersteller und Zulieferer aus Deutschland noch 200 000 Autos in den USA gefertigt. Im vergangenen Jahr seien es schon 800 000 Fahrzeuge gewesen. Bald werde die Millionen-Grenze überschritten. Der VDA-Präsident verwies darauf, dass einseitige Maßnahmen dem Interesse der USA schadeten.

Die Darstellung, wonach die amerikanische Automobilindustrie in Europa schwach vertreten sei, stimme nicht. Der Marktanteil der US-Autokonzerne in Europa beträgt nach VDA-Angaben 13,5 Prozent. Im vergangenen Jahr hätten sie in der EU rund zwei Millionen Fahrzeuge verkauft. Die US-Hersteller seien damit nicht schlecht aufgestellt, sagte Wissmann. Der Marktanteil deutscher Konzerne in den USA betrage 7,6 Prozent. Im Jahr 2016 lagen die Verkäufe bei 1,3 Millionen Autos. Von Vorteilen für deutsche Autobauer könne keine Rede sein, betonte Wissmann.

Der VDA-Präsident zeigte sich zuversichtlich, dass die chinesischen Regierung die Einführung einer gesetzlich vorgeschriebenen Absatzquote für Elektroautos und Hybridantriebe flexibler ausgestalten wird. Wissmann wies darauf hin, dass die Quoten auch von den chinesischen Autoherstellern kritisch gesehen würden. „Einiges spricht dafür, dass die Kritik auf fruchtbaren Boden fällt“, meinte Wissmann.