Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)
Wie schwierig war es, sich auf dem Album so sehr zu öffnen?
Alle Alben waren immer persönliche Alben. Ich habe mir stets Mühe gegeben, zu reflektieren, wo ich gerade stehe. Das ist jetzt die Platte, die vielleicht nicht die Antworten parat hat. Das hat etwas mit der Erfahrung zu tun, die mit dem Leben einhergeht. Je mehr man erlebt, desto weniger Gewissheit gibt es über die Dinge. Es sind vielleicht mehr Unsicherheiten und dadurch auch Nahbarkeit zu spüren.
Sie klingen auch nicht mehr grundoptimistisch.
Mit Erfahrungen im Leben geht auch ein gewisser Kontrollverlust einher. Es gibt Dinge, die man nicht beeinflussen kann. Ich finde das aber nicht schlimm. Weil man sich nicht mehr so im Zentrum der Dinge sieht.
Ihre Musik ist nicht mehr der klassische Soul, sondern eher moderner R ’n’ B. Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Nach dem letzten Album „Maureen“ bin ich mit einem Team nach New York und habe dort Songs geschrieben. Ich hatte eine bestimmte Idee von Sound, der wir nachgegangen sind. Das klang am Ende sehr retroesk, sehr dynamisch. Dann ging es mit diesem Album in die Planung. Irgendwie war es das aber nicht. Es gab Momente der Wiederholung. Dann habe ich alles komplett verworfen und noch mal von vorne angefangen. Daraus entstand die Idee, neue Leute hinzu zu nehmen. Das waren wichtige Begegnungen. Die Leute stellen neue Fragen. Man umgeht auch manche Themen in seinem gewohnten Umfeld. Die Unvoreingenommenheit dieser neuen Leute war magisch.
Es lagen sechs Jahre zwischen den Alben. In einer Musikerkarriere ist das eine sehr lange Zeit. Ein fertiges Album zurückzustellen, ist das auch ein Moment des Scheiterns?
Ja, bestimmt. Das war es. Aber es ist auch immer die Chance, es besser zu machen. Ich harre nie lange in Selbstmitleid aus. Das verbiete ich mir. So konnte ich mich auch schnell vom Scheitern erholen.