Tune Circus haben ein neues Album draußen. Mit „The Sound of Breaking Waves“ setzt sich die Band auf den ewigen Fels in der Brandung. Wie gut kann klassischer Alternative Rock 2015 sein?

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Ludwigsburg - Rock war nie tot, im Gegenteil, bis heute werden mit diesem Genre Deutschlands größte Festivals bestritten. Auch wenn die coolen Kids zur Zeit was anderes hören. Dennoch muss man es der Ludwigsburger Combo Tune Circus zugute halten, dass sie mit ihrem neuen Album „The Sound of Breaking Waves“ trotz des Ausstiegs zweier Bandmitglieder in der Spur bleibt. Und dass es ihnen ähnlich wie der Stuttgarter Band The Jerks egal ist, worüber gerade die Hipstermagazine berichten.

 

Rockmusik also, oder besser: Alternative Rock. Der wird auf dem neuen Album gern mit der klassischen Nullerjahre-Rhythmusgruppe unterlegt, etwa im stärksten Track „Rock’n’Roll Baby“ – dazu ein Video zu drehen, war die richtige Entscheidung.

Tune Circus halten den Rest des Albums ähnlich abwechslungsreich: die Arrangements, die Gitarrensounds, den Spannungsbogen. Die Band richtet sich ausdrücklich an ein breites Publikum, auch live. Deshalb (und weil sie aus Ludwigsburg kommt) bestritt die Band das Vorprogramm für Max Herres Auftritt im Innenhof des Ludwigsburger Residenzschlosses. Das erste Tune-Circus-Album „Perpetual Music Machine“ wurde übrigens 2008 mit dem Deutschen Rock-und-Pop-Preis ausgezeichnet.

Den richtig großen Durchbruch hat die Band bisher allerdings nicht geschafft. Woran liegt das?

Vielleicht gibt das zweite Album eine Antwort. Mit „The Sound of Breaking Waves“ legen Tune Circus zehn Songs vor, die sich gut ins bisherige Programm einfügen. Nochmal: eine klassische Alternative-Rock-Platte muss das Rad nicht neu erfinden; Tune Circus tun’s aber auch explizit nicht. Vor zehn Jahren wäre dieses Album als moderne Gitarrenmusik durchgegangen, 2015 ist es solides Songwriting für Menschen, die genau so eine Musik mögen: eingängig, verständlich, ohne allzu gewagte Experimente.

Der Fels in der Brandung

Je nach Lesart surfen Tune Circus also auf einer Welle, die längst abgeebbt ist, oder sie sitzen auf dem unumstößlichen Felsen namens Rockmusik und lauschen der Brandung. Und je nachdem, worauf man als Hörer mehr steht, wird einem diese Platte gefallen oder nicht.

So oder so, die leicht nasale Stimme von Robert Reister ist gewöhnungsbedürftig; beim neunten und vorletzten Song „Daddy’s Girl“ stößt sie hörbar an ihre Grenzen. Außerdem ist die Produktion von Ralf Mayer (Fanta Vier, Cro, Clueso) ein bisschen zu harmlos: in Zimmerlautstärke sickern die Songs erst beim dritten, vierten Hören in den Gehörgang. Wer beim Hören des Albums rock’n’roll-adäquat den Pegel hochdreht, erkennt das Bemühen um kunstvolle Gitarrenschichtungen, aber es fehlt stellenweise die Griffigkeit, der Fuzz. Und spätestens beim fünften Song hat man verstanden, nach welchem Schema Tune-Circus-Stücke aufgebaut sind. Was wiederum den einen stören wird und dem anderen gefällt.

In unserer nicht vorhandenen Skala gibt es für das Album dreieinhalb von fünf Sternen – und die ausdrückliche Empfehlung, sich Tune Circus live anzusehen. Eine eigene Release-Party ist nicht geplant, dafür aber ein Heimspiel am 17. April im Ludwigsburger Louis-Bührer-Saal.

Das Tune-Circus-Album „The Sound of Breaking Waves“ erscheint am 20. Februar bei Sub Sounds.


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