Drei Tage Southside sind vorbei. Die 90er Jahre aber noch nicht ganz. Und ausgerechnet bei Kasabian versank der Klang im Schlamm.

Neuhausen ob Eck - Am Ende bleiben nur Matsch und Aluminiumgerippe von Gartenpavillons. Drei Tage Southside sind vorbei. 85 Bands haben gespielt, 50.000 Menschen zugehört. Auch, wenn das bei Unmengen von Regen nicht immer ganz so einfach war.

 

Rückblende: Noch einmal aufs Gelände, noch einmal durch den klebrigen Moder zu den Bühnen waten. Der Sonntag ist der Katertag. Das Publikum ist monochrom, zeigt sich im modischen Schlammbraun. Die ganz großen Knaller stehen jetzt nicht mehr auf dem Line-Up. Da kann man sich aufs Wesentliche konzentrieren. Auf The Sounds zum Beispiel oder den Two Door Cinema Club. Dazu feiern (bei Sonnenschein!) vor allem die Festivaljüngsten, die noch gar nicht auf der Welt waren, als viele andere Bands, die in diesem Jahr auf dem Southside spielten, Musikgeschichte schrieben.

Die 90er scheinen sich erstaunlich gut zu halten. Postishead, The Chemical Brothers, Selig, Incubus: hatten alle ihre Zeit im vergangenen Jahrzehnt. Und gehören trotzdem immer noch zu den besten Bands des Festivals. Tatsächlich sind Incubus (gegründet 1991) eine unverändert großartige Liveband. Sänger Brandon Boyd wird von der zweiten Generation Crossover-Mädchen angeschmachtet, und Songs wie "Wish You Were Here" oder "Nice To Know You" haben nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. "Are You In" geht nahtlos in "Riders On The Storm" von The Doors über. Passt. Und weil auch neue Songs gut ankommen, darf man auf das nächste Album gespannt sein, das im Juli erscheinen soll.

Kasabian vom Winde verweht

Einen tragischen Auftritt haben Kasabian. Ausgerechnet bei der audiophilen Band aus Leicester versinkt der Klang wie Gummistiefel in Pfützen. Sänger Tom Meighan konnte einem fast Leid tun, so sehr mühte er sich, das Publikum in Stimmung zu bringen. Doch das konnte leider nur ahnen, wie ausgefeilte Bassläufe und elektronisch verzerrte Gitarren hätten klingen sollen. So zündete selbst "Underdog" kaum und das sexy "L.S.F." wurde vom stürmischen Wind verweht.

Besten - und lauten - Sound gab es auf den beiden Zeltbühnen. Etwa mit Sum 41 oder mit den Klangtüftlern von Digitalism aus Hamburg. Das weiße Zelt, für elektronische Musik reserviert, hat sich in diesem Jahr weiter etabliert und war mit Acts wie Trentemoeller und A-Trak hochkarätig besetzt. Da gab es dann auch die Innovationsfreude, die dem übrigen Line-Up fehlte.

Die Ärzte kommen 2012

Auch bei den Headliner fürs nächste Jahr gehen die Veranstalter lieber auf Nummer sicher: Die Ärzte und Blink 182 stehen schon fest. Nur wie das Wetter wird, ist völlig offen. Jetzt wird darüber nachgedacht, das Gelände mit Kies zu bedecken.

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